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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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streckten sich zahllose Hände nach ihnen aus, zerrten sie unsanft über die Reling und legten sie auf das Deck.
    Ansa zog sich an der Reling hoch und kniete, als sich Harakh zu ihm gesellte.
    »Ist Gasam tot?«
    »Nein, leider nicht«, antwortete der Admiral.
    »Dann jagt ihm nach!«, brüllte Ansa enttäuscht.
    »Das geht nicht«, antwortete Harakh lakonisch. »Sieh nur!« Erst jetzt vernahm Ansa den lauten Gesang und sah, dass sich Unmengen von Shasinn am Ufer versammelt hatten. Immer mehr strömten über den Hügel, der sich wenige hundert Meter landeinwärts erhob. Das kleine Kriegsschiff wurde mit den letzten verbliebenen Rudern an Land gebracht.
    »Wenn wir uns dem Strand nähern, sind sie schon im Wasser«, erklärte Harakh. »Dann würden uns die Wilden angreifen.«
    Larissa zuckte zusammen und wand sich hin und her. Dann stöhnte sie, würgte und erbrach lange Zeit nichts als blutiges Wasser. Ihr bleiches Gesicht lief rot an und sie rang verzweifelt nach Luft. Sie hustete heftig und hatte sich nach erstaunlich kurzer Zeit fast wieder erholt.
    Harakh schüttelte den Kopf. »Das sind einfach keine gewöhnlichen Menschen.« Er sah Ansa an. »Beweg dich nicht! Lege dich flach hin und warte auf den Medikus. Du bist verletzt.«
    Zum ersten Mal fiel Ansa auf, dass Blut aus seinem Körper strömte. Gasam? Jemand anderes? Vielleicht hatte ihn ein Hai gebissen. In seinem Kampfrausch hatte er nichts gemerkt.
    »Falls es dir hilft, dich besser zu fühlen: In meinem ganzen Soldatenleben habe ich nur wenige echte Heldentaten gesehen. Was du getan hast, gehört dazu. Genauso tapfer war dein Vater, als er ganz allein nach Floria ging, um Shazad zu retten und Gasam zu töten. Der erste Teil seines Vorhabens gelang und dafür bin ich ihm ewig dankbar«, sagte Harakh mit rauer Stimme. Seine Worte klangen widerwillig, kamen aber von Herzen.
    »Es liegt in unserer Familie, unsere Pläne immer nur halb auszuführen«, antwortete Ansa, der zum ersten Mal heftige Schmerzen verspürte. Ihm standen ein paar schlimme Tage bevor. »Ich wollte beide gefangen nehmen oder umbringen.«
    »Nicht schlecht für einen Anfänger«, meinte Harakh trocken. Dann wandte er sich an seine Männer. »Gut gemacht, ihr alle! Jetzt hängt diese Schlampe auf!«
    »Du lässt sie hängen?«, fragte Ansa überrascht.
    »Nicht ganz, auch wenn sie es verdient hätte. Ich lasse Gasam wissen, dass sie noch lebt und unsere Gefangene ist. Das gibt ihm reichlich zum Nachdenken.«
    Larissa saß an Deck und die Männer schlangen Seile um ihre Hüften. »Harakh, nicht wahr? Der Schoßhund und Bettgefährte meiner königlichen Schwester!«
    »Genau der. Mein Kompliment, du bist die erste Frau, die auch noch schön aussieht, wenn sie sich erbricht.«
    Sie sah Ansa an, der nicht mehr die Kraft besaß, auf den Knien zu bleiben. Ihre Augen weiteten sich. »Du! Ich ließ dich eine halbe Weltreise von hier entfernt zurück! Vor wenigen Tagen sah ich dich mit deinen Reitern, erkannte dich jedoch nicht. Kein Wunder, dass ich seit jenem Tag ein ungutes Gefühl hatte. Der Gestank von Hael und seiner Brut lag in der Luft!«
    »Ich sagte meiner Königin, ich würde dich ihr in Ketten zu Füßen werfen. Das werde ich tun«, erklärte Harakh zufrieden.
    Sie lachte. »Was glaubst du, was mein Gemahl jetzt tun wird?«
    »Du meinst, im Gegensatz zu seinem freundschaftlichen Benehmen, das er bisher an den Tag legte? Hängt sie auf, Männer!«
    Larissa schwebte empor. Sie hing über einem Meer von Speerspitzen und sah wie die zusammengeschnürte Beute eines Jägers aus, aber sie hielt den Kopf hoch erhoben.
    »Ihre Überheblichkeit ist unübertroffen«, meinte Harakh.
    Der Medikus kniete neben Ansa und untersuchte ihn. »Da brauchen wir zwei Zoll an Stichen. Du siehst aus, als wärst du einem Fleischer in die Hände gefallen.«
    »Das war ein Hieb von Gasams Speer«, erklärte Harakh. »Halbherzig mit der Rückhand und zur Abwehr des Schwerts richtete er den ganzen Schaden an. Der Junge hat Glück, noch am Leben zu sein.«
    Vorsichtig betastete der Arzt Ansas Rippen und Beine. »Prinz, dein Schwert hat dir ein halbes Dutzend Schnitte zugefügt, als man dich an Bord zog. Du hättest es im Wasser lassen sollen. Gefühlsduselei hat schon manchen Mann umgebracht.«
    »Ich dachte, ich müsse vielleicht gegen Haie kämpfen«, antwortete Ansa. Dann schlug die Finsternis wie eine dunkle Woge über ihm zusammen.
     
    Gasam taumelte an Land, von den wenigen Überlebenden seiner Leibwache

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