Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
Vom Netzwerk:
abstrahiert, daß daran gemessen Englisch und Arabisch ebensogut eine einzige Sprache sein könnten. Ein Engländer und ein Araber können lernen, in der Sprache des anderen zu denken. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es einem Menschen auf einem anderen Weg als dem, den Mike benutzt hat, jemals möglich sein wird, zu lernen, auf marsianisch zu denken. Oh, wir können >Pidgin<-Marsianisch lernen - das ist das, was ich spreche.
    Nimm zum Beispiel das Wort >Groken<. Seine buchstäbliche Bedeutung, die, wie ich vermute, bis auf den Ursprung der marsianischen Rasse als denkende Wesen zurückgeht - und das wirft Licht auf ihre ganze >Landkarte< - ist einfach. >Groken< heißt, wörtlich übersetzt, >trinken<.«
    »Wie bitte?« wunderte sich Jubal. »Mike sagt niemals >groken<, wenn er nur vom Trinken redet. Er.«
    »Einen Augenblick.« Mahmoud wandte sich auf marsianisch an Mike.
    Mike wirkte leicht erstaunt. »>Groken< ist trinken.«
    »Mike hätte ebenso zugestimmt«, fuhr Mahmoud fort, »wenn ich hundert andere englische Wörter genannt hätte, Wörter, die für uns unterschiedliche Konzepte, sogar antithetische Konzepte enthalten. >Groken< umfaßt sie alle. Es bedeutet >Furcht<, es bedeutet >Liebe<, es bedeutet >Haß< - echten Haß, denn nach der marsianischen >Landkarte< kann man nichts hassen, solange man es nicht grokt, es nicht so gründlich versteht, daß man sich damit verschmilzt und es sich mit einem verschmilzt - dann kann man hassen. Indem man sich selbst haßt. Aber das setzt voraus, daß man es auch liebt und ehrt und nicht anders haben will. Dann kann man hassen. Ich glaube allerdings, der marsianische Haß ist eine so schwarze Emotion, daß das nächste menschliche Äquivalent nur eine leichte Antipathie genannt werden könnte.«
    Mahmoud verzog das Gesicht. »>Groken< bedeutet >identisch gleich<. Das menschliche Klischee >Das tut mir weher als dir< hat etwas Marsianisches an sich. Anscheinend sagt den Marsianern ihr Instinkt, was wir schmerzlich aus der modernen Physik haben lernen müssen, daß es nämlich zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten durch den Prozeß der Beobachtung eine Interaktion gibt. >Groken< bedeutet ein so gründliches Verstehen, daß der Beobachter zu einem Teil des Beobachteten wird. Beide verschmelzen, gehen ineinander über, verbinden sich, verlieren ihre Identität in der Gruppenerfahrung. Es bedeutet fast alles, was wir unter Religion, Philosophie und Wissenschaft verstehen - und es hat für uns so wenig Bedeutung wie Farbe für einen Blinden.« Mahmoud hielt inne. »Jubal, wenn ich dich zerhacken und ein Stew aus dir kochen würde, dann würden du und das Stew, was auch in ihm sein mag, groken, und wenn ich dich äße, würden wir zusammen groken, und nichts ginge verloren, und es käme nicht darauf an, wer von uns beiden der Essende wäre.«
    »Mir käme es darauf an!« erklärte Jubal mit Nachdruck.
    »Du bist kein Marsianer.« Mahmoud unterbrach das Gespräch, um mit Mike auf marsianisch zu reden.
    Mike nickte. »Du hast richtig gesprochen, mein Bruder Dr. Mahmoud. Ich habe es gesagt. Du bist Gott.«
    Mahmoud zuckte hilflos die Achseln. »Du siehst, wie hoffnungslos es ist? Alles, was ich bekommen habe, war eine Blasphemie. Wir denken nicht auf marsianisch. Wir können es nicht.«
    »Du bist Gott«, sagte Mike freundlich. »Gott grokt.«
    »Wechseln wir das Thema! Jubal, darf ich mich auf die Bruderschaft berufen, um noch etwas Gin zu bekommen?«
    »Ich hole ihn«, erbot sich Dorcas.
    *
    Jubals zwanglose Art plus der Tatsache, daß die Neuankömmlinge von der gleichen Sorte waren - jeder von ihnen war Akademiker, befand sich in einer anerkannten Position und hatte es nicht nötig, zu kämpfen -, machten es zu einem Familien-Picknick. Außerdem fühlten sich alle vier Männer als so etwas wie Mikes Adoptivvater. Dr. Mahmoud ließ sich sonst selten gehen, wenn er sich in Gesellschaft von Menschen befand, die den einen wahren Glauben der Unterwerfung unter den Willen des immer wohltätigen und gnädigen Gottes nicht teilten, doch hier war er völlig entspannt. Er fühlte sich richtig glücklich. Es hatte ihm sehr gefallen, daß Jubal die Worte des Propheten las. und beim zweiten Hinsehen hatte er festgestellt, daß die Frauen in Jubals Haushalt molliger waren, als er anfangs gedacht hatte. Diese Dunkle. Er verbannte den Gedanken; er war ein Gast.
    Es berührte ihn angenehm, daß diese Frauen nicht schwatzten, sich in ernste Männergespräche nicht einmischten, aber in

Weitere Kostenlose Bücher