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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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eingebaut worden, daß der Ursprung nicht mehr festzustellen war. Es gefiel Jill, und sie bekam Lust zum Tanzen.
    Die hintere Wand bestand aus Glas und schien nicht einmal das zu sein. Boone sagte munter: »Da wären wir, Leute - in seiner Gegenwart. Sie brauchen nicht niederzuknien - aber tun Sie es, wenn Sie sich dann besser fühlen. Die meisten Pilger tun es. Und da ist er... genau wie er war, als er in den Himmel gerufen wurde.«
    Boone wies mit seiner Zigarre. »Sieht er nicht ganz natürlich aus? Erhalten durch ein Wunder, unverwesliches Fleisch. Das ist der Sessel, auf dem er saß, wenn er seine Botschaften schrieb. und das ist die Haltung, in der er sich befand, als er gen Himmel fuhr. Er ist nie von der Stelle bewegt worden - wir haben das Tabernakel um ihn herumgebaut. die alte Kirche natürlich abgetragen und ihre geheiligten Steine wieder verwendet.«
    In einer Entfernung von vielleicht zwanzig Fuß saß mit dem Gesicht zu ihnen auf einem Sessel, der bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Thron hatte, ein alter Mann. Er sah aus, als lebte er. und er erinnerte Jill an einen alten Ziegenbock auf der Farm, wo sie als Kind den Sommer zu verbringen pflegte - die vorgeschobene Unterlippe, der Schnurrbart, die wilden, brütenden Augen. Jill spürte ihre Haut prickeln; Erzengel Foster schuf ihr Unbehagen.
    Mike fragte auf marsianisch: »Mein Bruder, ist dies ein Alter?«
    »Ich weiß es nicht, Mike. Sie sagen, er sei einer.«
    Er antwortete: »»Ich groke keinen Alten.«
    »Ich habe dir doch gesagt, ich weiß es nicht.«
    »»Ich groke Verkehrtheit.«
    »Mike! Denk daran, was ich dir gesagt habe!«
    »Ja, Jill.«
    Boone erkundigte sich: »Was sagt er, kleine Dame? Wie lautete Ihre Frage, Mr. Smith?«
    Jill antwortete schnell: »Es hat nichts zu bedeuten. Senator, kann ich hier heraus? Mir ist nicht gut.« Sie warf einen Blick auf den Leichnam. Bauchige Wolken hingen darüber; ein Lichtstrahl brach hindurch und fand das Gesicht. Mit der wechselnden Beleuchtung schien sich auch das Gesicht zu verändern. Die Augen wirkten hell und lebendig.
    Boone sagte beruhigend: »Die Wirkung hat es beim ersten Mal immer. Versuchen Sie es mit der Sucher-Galerie unter uns - mit dem Blick nach oben und anderer Musik. Es ist schwere Musik, mit Infraschall, glaube ich - erinnert sie an ihre Sünden. Dieser Raum ist dagegen eine Meditationskammer glücklicher Gedanken für die hohen Kirchenfunktionäre - ich komme her und setze mich hin und rauche eine Zigarre, wenn ich mich ein bißchen niedergeschlagen fühle.«
    »Bitte, Senator!«
    »Oh, gewiß. Warten Sie draußen, meine Liebe. Mr. Smith, Sie bleiben, solange Sie wollen.«
    Jubal sagte: »Senator, sollten wir nicht am besten zum Gottesdienst gehen?«
    Sie gingen. Jill zitterte und drückte Mikes Hand. Sie hatte sich zu Tode geängstigt bei dem Gedanken, Mike könne diesem grausigen Ausstellungsstück etwas antun - und sie würden dann alle gelyncht werden.
    Zwei Wachen versperrten ihnen am Portal des Sanktuariums mit gekreuzten Speeren den Weg. Boone sagte vorwurfsvoll: »Na, na! Diese Pilger sind Gäste des obersten Bischofs persönlich. Wo sind ihre Abzeichen?«
    Die Abzeichen wurden hervorgeholt und mit ihnen Werbegeschenke. Ein respektvoller Platzanweiser bat: »Hier entlang, Bischof«, und führte sie über breite Stufen zu einem Kirchenstuhl, der dem Podium gegenüberlag.
    Boone ließ ihnen den Vortritt. »Sie zuerst, kleine Dame.« Er wollte neben Mike sitzen; Harshaw siegte, und Mike wurde zwischen Jill und Jubal gesetzt, während Boone den Platz am Mittelgang nehmen mußte.
    Der Kirchenstuhl war luxuriös - sich automatisch einstellende Sitze, Aschenbecher, Klapptische für Erfrischungen. Sie befanden sich oberhalb der Gemeinde und weniger als hundert Fuß vom Altar entfernt. Davor wärmte ein junger Priester die Menge auf, indem er zu Musik mit den Füßen scharrte und muskulöse Arme mit geballten Fäusten vorund zurückschwang. Seine kräftige Baßstimme fiel von Zeit zu Zeit in den Chor ein. Dann hob er sie in der Ermahnung:
    »Hoch von euren Hintern! Wollt ihr, daß der Teufel euch beim Schlafen erwischt?«
    Eine Polonaise zog sich den rechten Gang hinunter, vorn quer am Altar vorbei und durch den Mittelgang zurück. Die Füße stampften im Takt mit den kolbenartigen Boxhieben des Priesters und dem synkopierten Gesang des Chors. Stampf, stampf, stöhn!. Stampf, stampf, stöhn! Jill spürte den Beat und dachte verlegen, daß es Spaß machen würde, mitzutanzen - wie

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