Fremder in einer fremden Welt
das würden sie zu Mike halten.
Da nun der häusliche Friede wiederhergestellt war, machte es Jubal nichts aus, daß sein Königreich von einem Palastverwalter regiert wurde. Die Mahlzeiten standen pünktlich auf dem Tisch und waren (wenn das überhaupt möglich war) besser als je zuvor; wenn er »Dienst!« brüllte, kam das Mädchen, das an der Reihe war, glücklich und mit strahlenden Augen gelaufen und erledigte seine Arbeit ausgezeichnet. Unter diesen Umständen gab Jubal keinen Pfifferling darum, wer die größere Anzahl von Fans hatte.
Außerdem war die Veränderung interessant, die mit Mike vor sich ging. Vor dieser Woche war Mike auf eine Weise gehorsam gewesen, die Jubal als neurotisch klassifiziert hatte. Neuerdings zeigte er ein solches Selbstbewußtsein, daß Jubal es Angeberei genannt hätte, wäre Mike nicht weiter höflich und rücksichtsvoll gewesen.
Er nahm die Huldigungen von den Mädchen wie sein natürliches Recht entgegen, er wirkte jetzt älter und nicht mehr jünger, als er tatsächlich war, seine Stimme wurde tiefer, er sprach mit Bestimmtheit statt nüchtern. Jubal sagte ach, Mike habe sich der menschlichen Rasse angeschlossen; er konnte seinen Patienten entlassen.
Bis auf einen Punkt, ermahnte Jubal sich: Mike lachte immer noch nicht. Er konnte über einen Witz lächeln, und manchmal bat er nicht darum, ihn erklärt zu bekommen. Mike war fröhlich, sogar lustig - aber er lachte nie.
Jubal entschied, es sei nicht wichtig. Dieser Patient war geistig und körperlich gesund - und menschlich. Noch vor wenigen Wochen hätte Jubal nicht auf einen Erfolg der Behandlung gewettet. Er war bescheiden genug, keinen Ruhm für sich selbst zu beanspruchen. Die Mädchen hatten mehr damit zu tun. Oder sollte er sagen >das Mädchen
Von der ersten Woche seines Aufenthaltes an hatte er Mike fast täglich versichert, er könne gern bleiben, solange er wolle. aber er solle sich hinauswagen und sich die Welt ansehen, sobald er sich dazu fähig fühle. Jubal hätte nicht so überrascht sein dürfen, als Mike eines Tages beim Frühstück ankündigte, er werde gehen. Aber er war überrascht und, zu seiner noch größeren Überraschung, verletzt.
Er verbarg es, indem er unnötigerweise seine Serviette benützte. »So? Wann?«
»Wir gehen heute.«
»Hm. Plural. Werden Larry und Duke und ich in Zukunft auf unsere eigenen Kochkünste angewiesen sein?«
»Das haben wir besprochen«, antwortete Mike. »Jill wird mit mir gehen - sonst niemand. Ich brauche jemanden, Jubal; ich weiß noch nicht, wie es bei den Menschen zugeht - ich mache Fehler. Eine Zeitlang brauche ich noch einen Führer. Es sollte Jill sein, weil sie gern weiter Marsianisch lernen würde. Aber es könnte Duke oder Larry sein, wenn du keins von den Mädchen entbehren kannst.«
»Ich habe dabei eine Stimme?«
»Jubal, du mußt entscheiden. Das ist uns klar.« (Sohn, du hast wahrscheinlich eben deine erste Lüge ausgesprochen. Ich bezweifele, daß ich auch nur Duke festhalten könnte, wenn du ihn mitnehmen wolltest.) »Dann meine ich, Jill wäre wohl am geeignetsten. Aber hört, Kinder - das hier ist euer Zuhause.«
»Das wissen wir - wir werden wiederkommen. Wir werden von neuem Wasser teilen.«
»Das werden wir, Sohn.«
»Ja, Vater.«
»Hä?«
»Jubal, es gibt kein marsianisches Wort für >Vater<. Aber vor kurzem habe ich gegrokt, daß du mein Vater bist. Und Jills Vater.«
Jubal streifte Jill mit einem Blick. »Hmm, ich groke. Paßt auf euch auf!«
»Ja. Komm, Jill!« Sie waren fort, bevor Jubal den Tisch verließ.
26
Es war der übliche Jahrmarkt. Wie überall gab es Karussells, und die Zuckerwatte schmeckte wie immer. In den einzelnen Buden hielt man sich so weit zurück, daß die örtlichen Gesetze eingehalten wurden, wenn man den Gimpeln das Geld aus der Tasche lockte, indem man sie Dosenwerfen, am Glücksrad drehen oder sonst was machen ließ. Der Sex-Vortrag nahm Rücksicht auf die lokale Meinung zu Darwins Theorie, die Mitwirkenden bei der Schönheitsschau trugen, was die lokalen Vertreter des Gesetztes vorschrieben, der Furchtlose Fenton vollführte seinen Todessprung vor dem letzten Auftreten des Ausrufers.
Die Raritätenschau hatte keinen Gedankenleser, sondern einen Zauberer; sie hatte keine bärtige Dame, sondern einen Halb-Mannhalb-Frau-Menschen, keinen Schwertschlucker, sondern einen Feuerfresser, keinen tätowierten Mann, sondern eine tätowierte Dame, die außerdem Schlangenbeschwörerin war, und zum Finale erschien
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