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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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was würdest du groken, wenn einer dieser Gimpel - ich meine die Männer im Publikum, keinen Wasserbruder mich anmachen würde?«
    Mike lächelte ein kleines bißchen. »Ich groke, er würde keinen Erfolg haben.«
    »Da hast du recht. Aber, Mike - hör mir zu, Lieber! Du hast mir versprochen, du würdest nichts in der Art tun, solange es sich nicht um einen extremen Notfall handelt. Wenn du mich schreien hörst und meine Gedanken berührst und feststellst, daß ich wirklich in Schwierigkeiten bin, ist das etwas anderes. Allerdings habe ich mich schon gegen Wölfe verteidigt, als du noch auf dem Mars warst. Wenn ein Mädchen vergewaltigt wird, ist es in neun Fällen von zehn teilweise ihre eigene Schuld. Also tu nichts übereilt. Beim zehnten Mal - na gut. Schick ihn ins absolute Nichts. Aber es wird niemals nötig sein.«
    »Ich werde es mir merken. Ich wünschte, du würdest Duke dieses freche Bild schicken.«
    »Warum, Lieber? Wenn ich etwas von Duke wollte - und jetzt, wo du mir die Idee in den Kopf gesetzt hast, halte ich das durchaus für möglich -, würde ich seine Schulter fassen und fragen: >Duke, wie ist es? - Ich möchte dich.< Es widerstrebt mir, es auf die Weise zu tun, daß ich ihm ein Bild schicke, wie es diese unangenehmen Frauen dir geschickt haben. Aber wenn du willst, daß ich das mache, ist es okay. Hmm. ich muß es ja nicht ganz so frech machen. Ich könnte eines dieser typischen professionellen Showgirl-Fotos anfertigen lassen und Duke erklären, was ich so mache. Vielleicht hat er ja einen Platz für mich in seiner Sammlung. Das könnte er nicht falsch auffassen.«
    Mike runzelte die Stirn. »Wenn du Duke ein freches Bild schicken möchtest, tu es! Wenn du es nicht möchtest, laß es! Aber ich hatte gehofft, zusehen zu können, wenn das freche Bild aufgenommen wird. Jill, was ist ein >freches< Bild?«
    Mike war von der ganzen Idee total verwirrt - Jills Abkehr von einer Einstellung, die er zwar nie verstanden aber akzeptiert hatte, hin zu einem genau gegenteiligen Verständnis von Freude - sexuelle Freude, wie er durchaus begriff - war ihm unverständlich. Gleiches galt für ihre plötzliche Lust, angestarrt zu werden und ihre neue Meinung über Dukes >Kunstsammlung< - die sicher keine >Kunst< war. Aber das blasse marsianische Ding, das eine Parallele zu der tumultuarischen menschlichen Sexualität darstellt, gab ihm keine Basis, um Narzißmus oder Vöyeuerismus, Bescheidenheit oder Zurschaustellung zu groken.
    Er setzte hinzu: »>Frech<, bedeutet eine kleine Verkehrtheit, aber ich groke, daß du keine Verkehrtheit meinst, sondern Gutes.«
    »Hm, ein freches Bild kann das eine ebenso wie das andere sein, glaube ich - das hängt davon ab, für wen es ist - jetzt, wo ich über mein Vorurteil hinaus bin. Aber - Mike, ich muß es dir zeigen; sagen kann ich es dir nicht. Laß die Jalousien herunter, ja?«
    Die Jalousien rasselten von selbst herunter. »Gut«, sagte Jill. »Diese Pose ist nur ein bißchen frech - jedes Show-Girl würde sie bei einem Bewerbungsfoto einnehmen. und diese ist ein bißchen frecher, und manche Mädchen würden sie einnehmen. Aber diese ist unmißverständlich frech... und diese ist sehr frech. und diese ist so außerordentlich frech, daß ich mich so nicht einmal mit einem Handtuch um das Gesicht zur Schau stellen würde - es sei denn, du wolltest es.«
    »Wenn dein Gesicht bedeckt wäre, warum sollte ich es dann wollen?«
    »Frag doch Duke! Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
    Mike sah immer noch verwirrt aus. »Ich groke keine Verkehrtheit, ich groke kein Gutes. Ich groke.« Er verwendete ein marsianisches Wort, das ein Nicht-Vorhandensein von Emotionen anzeigte.
    Da er verwirrt war, diskutierten sie weiter darüber, auf marsianisch, wo es möglich war, weil es in dieser Sprache unendlich feine Unterscheidungen von Emotionen und Werten gibt - und auf englisch, weil dem Marsianischen die Konzepte fremd sind.
    Um das Geheimnis zu ergründen, nahm Mike an diesem Abend einen Tisch dicht an der Bühne - Jill hatte ihm gesagt, wie er den maitre d'hotel bestechen könne. Bei der ersten Nummer kam Jill herausstolziert mit einem Lächeln für jeden, aber einem Blinzeln für Mike. Sie entdeckte, daß in Mikes Anwesenheit das warme, angenehme Gefühl, das sie jede Nacht genossen hatte, ungeheuer verstärkt wurde - sie hatte den Verdacht, im Dunkeln würde sie leuchten.
    Als die Mädchen sich zu einem Tableau formierten, war Mike etwa zehn Fuß von Jill entfernt - sie war auf

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