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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Stellungen und sahen sich jede einzelne Revue am Strip an. Jill machte die Erfahrung, daß sie >freche Bilder< nur durch die Augen eines Mannes grokte. Wenn Mike zusah, teile sie seine Stimmung vom sinnlichen Vergnügen bis zur vollen Brunst - aber wenn Mikes Aufmerksamkeit abirrte, war das Model, die Tänzerin oder Stripperin sofort eine andere Frau. Wenn Mike in Gedanken woanders war, waren sie zwar immer noch hübsch anzusehen, aber in keiner Weise aufregend. Jill langweilte sich langsam und wünschte fast, Mike würde sie bald nach Hause bringen. Aber eben nur fast. Mittlerweile war sie beinahe so geduldig wie er.
    Sie betrachtete den Sachverhalt von allen Seiten und entschied, daß sie es vorzog, nicht von Frauen erregt zu werden - außer wenn sie mit Mikes Augen sah. Ein Mann bedeutete genug Probleme. Wenn sie auch noch lesbische Tendenzen in sich entdeckt hätte, wäre das einfach zuviel gewesen.
    Aber es machte Spaß - es war »etwas sehr Gutes« -, Mädchen durch seine Augen zu sehen - und es war Ekstase, endlich zu wissen, daß er sie auf die gleiche Art betrachtete.
    *
    Sie zogen weiter nach Palo Alto, wo Mike versuchte, die Hoover-Bibliothek zu verschlingen. Aber so schnell liefen die Lesegeräte nicht, auch konnte Mike die Seiten nicht schnell genug umwenden, um alle Bücher zu lesen. Endlich gestand er ein, daß er Daten schneller aufnahm, als er fähig war, sie zu groken, auch wenn er alle Stunden, die die Bibliothek geschlossen hatte, in Meditation verbrachte. Jill war erleichtert, als es nach San Franzisko weiterging, wo er sich an systematische Forschung machte.
    Eines Tages kehrte Jill in ihre Wohnung zurück und traf ihn dabei an, wie er nichts tat. Er war umgeben von Büchern, vielen Büchern: dem Talmud, dem Kama-Sutra, der Bibel in mehreren Versionen, dem Totenbuch, dem Buch Mormon, Fattys kostbarem Exemplar der Neuen Offenbarung, verschiedenen Apokryphen, dem Koran, dem ungekürzten Goldenen Zweig, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, den heiligen Schriften von einem Dutzend anderer größerer und kleinerer Religionen - sogar solchen Raritäten wie Growleys Buch des Gesetzes.
    »Probleme, Lieber?«
    »Jill, ich groke es nicht.«
    (»Warte, Michael! Es ist Zeit, auf die Fülle zu warten.«)
    »Ich glaube nicht, daß Fülle durch Warten kommen wird. Ich weiß, was verkehrt ist. Ich bin kein Mensch, ich bin Marsianer - ein Marsianer in einem Körper von der falschen Form.«
    »Für mich bist du ganz und gar Mensch, Lieber, und - ich liebe die Form deines Körpers.«
    »Oh, du grokst doch, worüber ich rede. Ich groke Leute nicht. Ich verstehe diese Vielfalt der Religionen nicht. Bei meinen Leuten.«
    »Deinen Leuten, Mike?«
    »Entschuldigung. Ich hätte sagen sollen, bei den Marsianern gibt es nur eine Religion - und das ist kein Glaube, es ist eine Gewißheit. Du grokst es. >Du bist Gott!<«
    »Ja«, bestätigte Sie. »Ich groke es. auf marsianisch. Aber, Liebster, auf englisch drückt es nicht das gleiche aus. Auch in keiner anderen menschlichen Sprache. Ich weiß nicht, warum.«
    »Hmmm. wenn wir auf dem Mars etwas missen wollten, fragten wir die Alten, und die Antwort war niemals verkehrt. Jill, ist es möglich, daß wir Menschen keine >Alten< haben? Keine Seelen, meine ich. Wenn wir dekarnieren - sterben! sind wir dann tot... und es bleibt nichts von uns übrig? Leben wir in Unwissenheit, weil es nicht darauf ankommt? Weil wir nur eine kurze Zeit vorhanden sind, so kurz, daß ein Marsianer sie für eine einzige lange Meditation benutzen würde? Sag es mir, Jill. Du bist menschlich.«
    Sie lächelte mit heiterer Gelassenheit. »Du selbst hast es mir gesagt. Du hast mich gelehrt, was Ewigkeit ist, und du kannst es mir nicht wieder wegnehmen. Du kannst nicht sterben, Mike - du kannst nur dekarnieren.« Sie wies mit beiden Händen auf sich selbst. »Dieser Körper, den du mich durch deine Augen sehen gelehrt hast. und den du so geliebt hast, wird eines Tages fort sein. Aber ich werde nicht fort sein. ich bin, die ich bin! Du bist Gott, und ich bin Gott, und wir sind Gott in Ewigkeit. Ich bin mir nicht sicher, wo wir sein werden und ob ich mich erinnern werde, daß ich einmal Jill Boardman war, die glücklich Bettpfannen schwenkte und ebenso glücklich im Evaskostüm unter starken Scheinwerfern einherstolzierte. Ich habe diesen Körper gemocht.«
    Mit einer höchst ungewöhnlichen Geste der Ungeduld warf Mike ihre Kleider weg.
    »Danke, Lieber«, sagte sie. »Es war

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