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Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heinlein
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Affen, und plötzlich sah ich all die gemeinen und grausamen und völlig unerklärlichen Dinge, die ich in der Zeit, die ich bei meinen eigenen Leuten gewesen bin, gesehen und gehört und über die ich gelesen habe - und plötzlich tat es so weh, daß ich lachen mußte.«
    »Aber - lieber Mike, lachen tut man, wenn etwas hübsch ist. nicht, wenn es schrecklich ist.«
    »Wirklich? Denk an Las Vegas. Wenn ihr Mädchen auf die Bühne kamt, haben die Zuschauer dann gelacht?«
    »Nun. nein.«
    »Aber ihr Mädchen wart der hübscheste Teil der Schau. Ich groke jetzt, daß ihr verletzt gewesen wäret, wenn die Zuschauer gelacht hätten. Nein, sie lachten, wenn ein Komiker über seine eigenen Füße stolperte und hinfiel - oder sonst etwas geschah, das nichts Gutes war.«
    »Nicht alle Leute lachten über so etwas.«
    »Meinst du? Vielleicht groke ich es noch nicht in seiner ganzen Fülle. Aber finde etwas für mich, über das du lachen mußt, Süße. einen Witz, irgend etwas - aber etwas, über das du nicht nur lächelst, sondern das dich so richtig von Herzen zum Lachen bringt. Dann werden wir sehen, ob da irgendwo eine Verkehrtheit ist - und ob du lachen würdest, wenn die Verkehrtheit nicht da wäre.« Er dachte nach. »Ich groke, wenn Affen zu lachen lernen, werden sie Menschen sein.«
    »Mag sein.« Zweifelnd, aber entschlossen begann Jill, ihr Gedächtnis nach Witzen abzusuchen, die sie unwiderstehlich komisch gefunden hatte, solche, bei denen sie mit Lachen herausgeplatzt war.
    ».ihr ganzer Bridge-Club.« - »Hätte ich mich verbeugen sollen?« - »Keins von beiden, du Idiot - statt statt dessen!«... »...der Chinese erhebt Einspruch.« - ».das Bein gebrochen.« - ».dann ärgere mich!« - »... aber das wird mir die Fahrt verderben.« - ».und seine Schwiegermutter fiel in Ohnmacht.« - »Dich zurückhalten? Ich habe drei zu eins gewettet, daß du es schaffst!« - ».Ole ist etwas zugestoßen.« - ».und du auch, du unbeholfener Ochse!«
    Sie ließ die >komischen< Geschichten ruhen, denn schließlich waren sie ja nur ausgedacht, und versuchte, sich wirkliche Geschehnisse ins Gedächtnis zurückzurufen. Streiche? Alle Streiche unterstützten Mikes These, sogar so harmlose wie der mit dem tröpfelnden Glas - und wenn sie daran dachte, was Krankenhausärzte unter einem Witz verstanden - Krankenhausärzte müßten in Käfigen gehalten werden. Was gab es sonst noch? Wie Elsa Mae ihr Höschen verlor? Das war für Elsa Mae gar nicht komisch gewesen. Oder die Sache.
    Jill erklärte grimmig: »Offenbar ist es der Gipfel allen Humors, wenn einer auf die Schnauze fällt. Das zeichnet kein hübsches Bild von der menschlichen Rasse, Mike.«
    »O doch!«
    »Wie bitte?«
    »Ich hatte gedacht - so hatte man es mir gesagt -, etwas >Komisches< sei etwas sehr Gutes. Das ist es nicht. Niemals ist es komisch für den Menschen, dem es widerfährt. Denke an den Sheriff ohne Hose. Das Gute liegt im Lachen. Ich groke, daß das Tapferkeit ist. und ein Teilen. daß man damit angeht gegen Schmerz und Kummer und Niederlage.«
    »Aber - Mike, es ist nichts Gutes, über Leute zu lachen.«
    »Nein. Aber ich habe nicht über den kleinen Affen gelacht. Ich habe über uns gelacht. Die Leute. Und plötzlich wußte ich, daß ich einer von den Leuten bin, und konnte nicht mehr aufhören zu lachen.« Er überlegte. »Das ist schwer zu erklären, weil du nie als Marsianer gelebt hast, soviel ich dir auch darüber erzählt habe. Auf dem Mars gibt es niemals etwas, worüber man lachen kann. Alles, was uns Menschen komisch vorkommt, kann auf dem Mars nicht geschehen oder darf nicht geschehen - Süße, was du >Freiheit< nennst, existiert auf dem Mars nicht; alles wird von den Alten geplant - und Dinge, die auf dem Mars geschehen und über die wir hier auf der Erde lachen würden, sind nicht komisch, weil keine Verkehrtheit an ihnen ist. Der Tod zum Beispiel.«
    »Der Tod ist nicht komisch.«
    »Warum gibt es dann so viele Witze über den Tod? Jill, für uns - uns Menschen - ist der Tod so traurig, daß wir darüber lachen müssen. Alle diese Religionen - sie widersprechen sich in jedem anderen Punkt, aber jede einzelne ist voll von Mitteln, um den Menschen zu helfen, daß sie tapfer genug sind zu lachen, obwohl sie wissen, daß sie sterben.« Er hielt inne, und Jill spürte, daß er beinahe in Trance verfallen wäre. »Jill? Ist es möglich, daß ich auf die falsche Art gesucht habe? Könnte es sein, daß jede einzelne von allen Religionen wahr

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