Fremdes Licht
nutzlos.«
»Nutzlos.«
»In uns singt die Harmonie.«
»Es liegt an der menschlichen Intelligenz«, sagte Fregh,
wobei er absichtlich eine grammatische Dissonanz benutzte, aber nicht
ohne Abscheu zu verströmen.
Krak’gar griff die Dissonanz auf: »Menschliche
Intelligenz. Ein Schwarzes Loch, das unser Wissen aufsaugt. Wissen,
das zu erwerben wir die Lebensspannen mehrerer Sonnen gebraucht
haben. Mächtig. Destruktiv.«
Die anderen begriffen sogleich die Kehrseite der Metapher und
besangen die Zivilisation, die sie gemeinsam geschaffen hatten.
»Die Intelligenz der Geds.«
»Eine verläßliche Sonne.«
»Die langsam brennt, die beharrlich Licht spendet.«
»Die das Leben nährt.«
»Die moralischen Beistand erlaubt.«
»In uns singt die Harmonie!«
Man würde heimkehren.
Die Menschen an Bord waren ein Problem. Man hatte schon Lebewesen
transportiert, natürlich – aber nicht solche. Man
mußte ihnen Bewegungsfreiheit einräumen, denn sie sollten
sich wie Geds fühlen; man mußte ihren Spielraum begrenzen,
da sie keine Geds waren. Pheromonelle Selbstbeherrschung war
angesagt, besonders bei den Geds, die die ganze Zeit über an
Bord geblieben waren, für die die Menschen kaum mehr als
sprechende Bilder waren, die ihnen das Bibliothekshirn
übermittelt hatte. Die Menschen waren ein Problem. Und wie immer
auf diesem übelriechenden Planeten stand man unter
Zeitdruck.
Und dann erfuhr man erst, wie sehr man unter Zeitdruck stand.
»Signifikante Daten«, grollte das Bibliothekshirn mit
samtweicher Stimme. Man hatte es gebeten, die Zelebration nicht zu
stören, es sei denn, es war dringend; im nächsten
Augenblick stellte es Graxens Stimme direkt durch: »Zwei der
fünf Menschen weigern sich, an Bord zu kommen. Tey und
Krijin«, und im selben Augenblick sagte das Bibliothekshirn:
»Jeliten haben die Menschin getötet, die in Harmonie mit
ihnen sang.«
Grax winselte vor Enttäuschung.
Sie alle wurden Zeuge, wie sehr er unter Druck stand,
draußen in R’Frow bei diesen Bestien, und man reagierte
spontan mit tröstenden Düften – und dem Geruch der
Frustration, weil man ihn mit Pheromonen nicht erreichen konnte. Der
Geruch nach Angst wurde stärker. Man begann Grax mit Worten zu
ermutigen, doch das Bibliothekshirn übertrug die Worte nicht,
stellte nur Graxens Worte durch, und die Priorität signifikanter
Daten überbrückte alles andere.
»… töte sie«, sagte eine aufgezeichnete
Stimme. Sie klang tief, verriet keine Erregung, aber etwas anderes
– sogar den Geds fiel das perverse Vergnügen auf, das in
den Worten mitschwang, und das, obwohl diese Regung einem
gänzlich fremdartigen Gemüt entsprang, obwohl die Worte
einer gänzlich fremden Sprache angehörten.
Ein undefinierbares Geräusch. Dann ein dumpfer Fall.
Grax begann auf den Menschen Dahar einzureden, zu hastig. Ohne
Absprache und Rückendeckung wandten sich drei Geds auf einmal
durch das Bibliothekshirn an Grax: »Bringe die anderen drei
Menschen in Sicherheit, bringe sie in die Stadtmauer, jetzt
gleich.«
Grax sagte: »…unbedingt mit Ayrid alleine reden, Dahar?
Laß mich mit ihr reden.«
»Nein. Es muß sein, Grax. Sie… ich werde es
ihr sagen.« Die Menschenstimme bebte vor Aufregung, eine diffuse
Gemütslage, von der man inzwischen wußte, wie sie sich
anhörte, ohne freilich die eigentlichen Emotionen dahinter
identifizieren zu können.
»Jetzt gleich«, sagte das Bibliothekshirn in der
Diktion höchster Dringlichkeit.
Grax sagte: »Weil ihr Paarungspartner seid? Die Fahrt mit
unserem Sternenboot, ist das ein sexuelles Thema?«
Die siebzehn hörten Dahar lachen, und diesmal wußte
keiner von ihnen, was dieser Menschenlaut zu bedeuten hatte.
»Ich hole Ayrid.«
Das Bibliothekshirn sagte zu Grax: »Wenn du sie in die
Stadtmauer bringst, benutze nicht den üblichen Eingang. An der
Ostwand üben Menschen Gewalt aus. Das sollte Dahar nicht sehen.
Betrete die Stadtmauer hinter der leeren Halle, nördlich des
Raums, in dem sich die Versuchspersonen befinden. Dort wartet eine
Luftschleuse mit Quomatmosphäre.«
Dahar sagte, diesmal weiter vom Sensor entfernt, als sei er dabei,
den Raum zu verlassen, und habe sich in der Tür noch einmal
umgedreht: »Grax. Ich wollte dir das schon lange sagen… du
bist… was die Lehrer der jelitischen Kriegerpriester eigentlich
sein sollten. Du und die anderen Geds…« Eine lange,
peinliche Pause. »Wir führen dasselbe Schwert, verbunden
durch die Ehre des Lebens. Was du großzügig
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