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Fremdes Licht

Fremdes Licht

Titel: Fremdes Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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einschließen, dann
würde die Wärme immer noch durchkommen.
    Hätte ich doch nur meinen Glasofen hier! Aber immerhin, es
funktioniert. Sieh dir das an!«
    Und Kelovar sah es sich an, mit Augen, die zu wasserblauen
Schlitzen verengt und von glitzernden Regentröpfchen umrahmt
waren. Da waren zwei Wroffschüsseln und zwei weitere
Gedgefäße, die verschiedene Säuren enthielten. In
jedem Behälter standen rechteckige Metallplatten, die mit
Lehmklümpchen am Gefäßrand befestigt waren. Alle
Gefäße waren mit Lehm in einer armlangen, grob
zugeschnittenen Holzschale verankert, die von einem Baumstamm
abgesplissen war und an zwei Seiten die Gefäße
überragte. Diese Stellen spannten ein dreieckiges Tuch aus
mehrschichtigem Gedstoff auf, groß genug, um die gespreizten
Hände eines Jägers oder den kleinen Körper eines
Neugeborenen zu versorgen. Und überall waren Drähte zu
sehen, wahre Knäuel, zwischen den Gefäßen, am Holz,
gewunden wie winzige jelitische Armreife, sie liefen dicht unter dem
gespannten Tuch vorbei, wo sie mit irgendeinem Material umwickelt
waren, das Kelovar nicht kannte. Das Ganze gab mehr Wärme ab als
ein Feuer, und die Wärme war gleichmäßiger. Und man
konnte sie berühren. Ayrid legte die Hand auf das Tuch und
lachte aufs neue.
    »In R’Frow gibt es keine Drittnacht«, sagte
Kelovar. Er klang wie jemand, der sich beherrscht, doch Ayrid fiel
das vor lauter Glück nicht auf.
    »Ich weiß«, sagte sie unbekümmert. »Aber
es funktioniert.«
    »Woher hast du all die Sachen?«
    »Gekauft. Getauscht. Mitgenommen aus der Unterrichtshalle.
Kaputtgemacht und immer so weiter. Grax wollte mir nicht das richtige
Mischungsverhältnis von Säure und Wasser verraten –
das sind solche Sachen, wo er immer nur sagt: ›Wie hast du das
herausgefunden?‹ ›Durch Zauber und
Geisterbeschwörung‹, wollte ich ihm sagen, ›und das
nur, wenn beide Monde am Himmel stehen.‹ Aber er hätte den
Jux nicht verstanden. Jedenfalls hab ich das richtige Verhältnis
gefunden, und da ist das häßliche, lächerliche,
wunderbare Ding, und es funktioniert!«
    Sie nahm die Hand von dem aufgespannten Tuch, schnipste mit dem
Daumen, wie es die Glasmacher im Glashof tun, wenn ihnen ein Brand
gelungen ist – eine halb spöttische, halb triumphierende
Geste – und legte die Hand wieder zurück. Ihre Augen
glänzten.
    Kelovar schwieg.
    »Und an diesem Apparat ist nichts, was wir nicht in Delysia
herstellen könnten, abgesehen von dem Draht, und ein gewiefter
Schmied brächte das auch noch fertig. Grax sagt, er besteht aus
verschiedenen Erzen; und selbst wenn Schmied und Waffenmacher nicht
dahinterkommen, woraus er besteht, dann müßte man eben
eine andere Mischung finden, die genauso heiß wird, ohne zu
verbrennen. Das geht – man probiert einfach die verschiedensten
Mischungen durch. Ich frage mich, wieso Glasmachermeister das nicht
tun. Wir benutzen immer die gleichen Stoffe – alles, was wir
ändern, sind die Sachen, die wir daraus machen. Wir probieren
nie was aus, wie hier bei den Geds – wir lassen immer alles beim
alten. Ich könnte zum Beispiel… In der nächsten Halle
ist ein Schmied – das weiß ich von Ondur. Ihn könnte
ich fragen!«
    Sie sprang auf. Kelovar, der noch neben dem Apparat kniete, packte
sie beim Bein, und sie blickte überrascht nach unten.
    »Du gehst nirgendwo hin. Dein kindisches Spielzeug kann
warten.«
    Ayrid musterte ihn. Seine Augen waren verengt, um den Mund lag ein
harter Zug. Bedächtig sagte sie: »Das ist kein Spielzeug,
Kelovar.«
    Er schnaubte ungeduldig. »Egal, was es ist. Du gehst
jedenfalls nicht aus der Halle. Vor einer Stunde wurde eine
jelitische Kriegerin getötet.«
    Sie sank wieder auf die Knie und setzte sich auf die Fersen
zurück. »Wie hieß sie?«
    »Spielt das eine Rolle? Eine weniger, was
soll’s?«
    Jehanna, verwegen und selbstherrlich…
    »Wer hat sie umgebracht?«
    Kelovars Pupillen huschten zur Seite. »Ich weiß nicht.
Aber unten in der Halle wird viel geredet.«
    »Ich war länger nicht unten. Ich habe…« Sie
betrachtete ihr Werk. Immer noch strömte Wärme aus der
Vorrichtung. Von den Drähten ging ein schwaches Glühen
aus.
    »Nicht alle sind so verspielt wie du.« Ihm schien
aufzufallen, wie gehässig er das gesagt hatte, und er wandte den
Kopf ab. Sie sah die scharfe Kontur seines Kiefers und das
merkwürdige Licht in seinem Auge, den Schimmer hinter dem
Schimmer, Licht, das herauswollte und innehielt.
    »Kelovar… woher weißt du von dem

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