Fremdkörper
hat. Die mich hat nachdenklich werden lassen. Und da gerade die fehlende Antwort auf die Frage des Warum immer mal wieder nervend bohrt, hat mich diese These aufmerksam gemacht. Es geht dabei um die psychosozialen Faktoren, die derart großen emotionalen Stress auslösen, dass die Krankheit extrem begünstigt, um nicht zu sagen ausgelöst, wird. Hintergrund: Emotionaler Stress erhöht die Krankheitsanfälligkeit. Chronischer Stress hemmt das Immunsystem. Anormale Zellen werden nicht mehr aus dem Weg geräumt. Und das über längere Zeit macht die Bahn frei für Krebs. Sehr vereinfacht ausgedrückt. Denn eigentlich ist unser Superkörper ja in der Superlage, immer wieder entstehende, entartete Zellen mithilfe der eigenen Superabwehr kaputt zu machen. Bei jedem von uns. Unser ganzes Leben lang. Immer und immer wieder. Häufigste Stressursache sei übrigens seelischer Schmerz. Danach Erschöpfung und Entbehrung.
Die Testgruppe hat ein sehr eindeutiges Ergebnis gezeigt. 94 Prozent der Probanden, die innerhalb von einem Jahr mehr als 300 Punkte erreichten, sind krank geworden.
Ereignis
Bewertung
Tod des Ehepartners
100
Scheidung
73
Trennung der Ehepartner
65
Gefängnis
63
Tod eines Angehörigen
63
Körperverletzung oder Krankheit
53
Heirat
50
Entlassung
47
Aussöhnung der Ehepartner
45
Pensionierung
45
Erkrankung eines Angehörigen
44
Schwangerschaft
40
Sexuelle Probleme
39
Familienzuwachs
39
Geschäftlicher Neuanfang
39
Veränderung des finanziellen Status
38
Tod eines engen Freundes
37
Arbeitswechsel
36
Veränderung in der Häufigkeit von Ehestreit
36
Hypothek/großes Darlehen
31
Verfall einer Hypothek/eines Darlehens
30
Veränderung des beruflichen Verantwortungsbereiches
29
Sohn/Tochter verlässt das Haus
29
Schwierigkeiten mit angeheirateten Verwandten
29
Hervorragende persönliche Leistungen
28
Ehepartner fängt (wieder) an zu arbeiten
26
Ehepartner hört auf zu arbeiten
26
Schuleintritt/ -abschluss
26
Veränderung der Lebensbedingungen
25
Änderung persönlicher Gewohnheiten
24
Schwierigkeiten mit dem Vorgesetzten
23
Veränderungen der Arbeitszeit/ -bedingungen
20
Wechsel des Wohnortes
20
Schulwechsel
20
Die Liste hat noch eine Handvoll anderer Ereignisse, wie Urlaub, Weihnachten oder veränderte Essgewohnheiten, die mit irgendetwas zwischen 10 und 19 Punkten bewertet werden. Das kann an dieser Stelle vernachlässigt werden.
Entscheidend ist: Das sind alles Dinge, die wir als »stressig« empfinden. Selbst die schönen Sachen. Denn alles hat Veränderungen unserer lieb gewonnenen Routine und aller Gewohnheiten zur Folge, oder es beeinflusst unseren Umgang mit Menschen oder unser Selbstbild. Für die einen ist das was Feines. Bei anderen kommen ungelöste emotionale Konflikte an die Oberfläche. Wichtig ist, wie gut wir uns an die Veränderung anpassen. Und dann gibt es noch die Menschen, die laut Punktekatalog längst krank sein müssten, die aber alles bestens wegstecken. Weil sie mit dem emotionalen Stress eben sehr gut umgehen können. Ich konnte das ganz offensichtlich nicht. Das ist der schlechte Teil der Nachricht. Der gute: Ich kann etwas dagegen tun. Gegen den Stress. Und: dass er mich ärgert.
Als ich die letzte Seite gelesen habe, klappe ich das Buch mit einem selbstzufriedenen, natürlich auch selbstüberschätzenden, aber gleichsam hoch motivierten Ha-ich-hab’s-Gefühl zu. Dabei ahne ich nicht, dass schon wenige Stunden später geprüft werden soll, ob sich der Erkenntnisgewinn auch in der Praxis bewährt oder gar auszahlt. Gegen 16 Uhr klingelt mein Telefon. Eine aufgebrachte Mitarbeiterin meines Managements fragt, wo ich denn gerade stecke. »Na, zu Hause. Gemütlich, Couch, Kaffee, natürlich entkoffeiniert ... wieso?« – »Du hast doch heute deine Aufzeichnung für RTL. Die warten seit einer halben Stunde auf dich.« – »Was? Das war doch erst nächste Woche um diese Zeit.« – »Nein, der Termin ist heute.« – »Oh. Mist. Mi-hist. Dann hab ich mir das wohl falsch eingetragen. Das ist mir, glaube ich, noch nie passiert.« – »Ich weiß. Deswegen habe ich mir gedacht, ich ruf lieber mal schnell durch. Denn da du ja wirklich nie zu spät kommst oder etwas vergisst, muss es schon einen triftigen Grund fürs Nichterscheinen geben.« – »Genau. Nämlich den, dass ich dachte, ich müsste heute nicht er-schei-nen.« Wir besprechen, was zu tun ist. Ich kann in einer Dreiviertelstunde im Studio sein. Das wird sie weitergeben. Und dann hoffen wir mal, dass das Gespräch wie geplant
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