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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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Lipgloss, und sie warteten, dass Julie Nolan herunterkam.
Es war ein kalter Abend, die Luft trübe vom Nebel. Rosie hatte die Ärmel über
die Hände gezogen und hauchte darauf, Imelda hüpfte auf der Stelle, um warm zu
bleiben. Drei Kinder schaukelten an dem Seil, das am Ende der Straße von der
Laterne hing, Tainted Love plärrte aus Julies Fenster, und
die Luft war aufgeladen mit dieser Samstagabendenergie, prickelnd und
moschusartig, wie Cider, aufreizend. »Da ist Francis Mackey«, sagte Mandy in
die Luft und knuffte die anderen beiden in die Rippen. »Was der für Haare hat.
Der hält sich wohl für supertoll, was?«
    »Hi,
Mädels«, sagte ich und grinste sie an.
    Mandy war
klein und dunkel, mit lockigem Pony und von Kopf bis Fuß in verwaschenem
Jeanslook. Sie schenkte mir keine Beachtung. »Wenn der ein Eis am Stiel wäre,
würd er sich glatt totlecken«, sagte sie zu den anderen.
    »Mir wär's
lieber, jemand anderes würd das für mich machen«, sagte ich und wackelte mit
den Augenbrauen. Alle drei kreischten los.
    »Komm mal
her, Frankie«, rief Imelda und warf ihr dauergewelltes Haar nach hinten.
»Mandy will wissen -«
    Mandy
schrie auf, hechtete auf Imelda zu und hielt ihr mit einer Hand den Mund zu.
Imelda entwand sich ihr. »Mandy hat gesagt, ich soll dich fragen -«
    »Hältst du
wohl die Klappe!«
    Rosie
lachte. Imelda packte Mandys Hände und hielt sie von sich weg. »Ich soll dich
fragen, ob dein Bruder Lust hat, ins Kino zu gehen und sich keinen Film
anzusehen.«
    Sie und
Rosie kicherten los. Mandy schlug sich die Hände vors Gesicht. »Imelda, du
blöde Kuh! Ich werde knallrot!«
    »Solltest
du auch«, sagte ich zu ihr. »Du willst dich an kleinen Jungen vergreifen. Er hat
gerade erst angefangen, sich zu rasieren, weißt du das?«
    Rosie
kriegte sich kaum noch ein. »Doch nicht der! Nicht Kevin!«
    »Sie meint
Shay!«, japste Imelda. »Meinst du, Shay hätte Lust, ins -« Sie konnte vor
Lachen nicht weitersprechen. Mandy quietschte auf und versteckte sich wieder
hinter ihren Händen.
    »Das
bezweifle ich«, sagte ich und schüttelte bedauernd den Kopf. Die Mackey-Jungs
hatten nie Probleme mit den Mädels, aber Shay war eine Klasse für sich.
Aufgrund seiner Erfolge auf dem Gebiet nahm ich, als ich anfing, mich für das
andere Geschlecht zu interessieren, ganz selbstverständlich an, dass ein
Mädchen, auf das du scharf warst, schon von allein angerannt kommen würde.
Rosie sagte einmal, Shay brauchte ein Mädchen nur anzuschauen, und schon spränge
ihr der BH auf. »Ich glaube, Shay steht mehr auf Jungs, wenn ihr versteht, was
ich meine?«
    Das Trio
kreischte wieder auf. Gott, wie ich Mädchencliquen liebte, die sich hübsch
gemacht hatten, in allen Regenbogenfarben, wie perfekt eingepackte Geschenke;
du hattest nur einen Wunsch, sie zu befingern und rauszufinden, ob eines davon
für dich war. Zu wissen, dass das schönste mir allein gehörte, gab mir ein
Gefühl, als wäre ich Steve McQueen, als könnte ich, wenn ich ein Motorrad
hätte, Rosie mit einem Schwung hinten draufsetzen und mit ihr geradewegs über
die Dächer springen. Mandy rief: »Das sag ich Shay!«
    Rosie sah
mir in die Augen, ein winziger, verstohlener Blick: Bis Mandy dazu käme, Shay
irgendwas zu erzählen, wären wir beide schon eine Meeresbreite außer
Reichweite. »Tu dir keinen Zwang an«, sagte ich. »Aber sag's ja nicht meiner
Ma. Wir müssen es ihr schonend beibringen.«
    »Mandy
wird ihn schon bekehren, nicht?«
    »Melda,
ich schwöre dir —«
    Die Tür
von Nummer 3 ging auf, und Mr Daly kam heraus. Er zog seine Hose ein Stück
höher, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Türrahmen.
    Ich sagte:
»'n Abend, Mr Daly.« Er ignorierte mich.
    Mandy und
Imelda nahmen Haltung an und schielten zu Rosie hinüber. Rosie sagte: »Wir
warten auf Julie.«
    »Gut«,
sagte Mr Daly. »Dann warte ich mit euch.« Er zog eine zerdrückte Zigarette aus
seiner Hemdentasche und drückte sie vorsichtig wieder in Form. Mandy zupfte
einen Fussel von ihrem Pullover und untersuchte ihn. Imelda zog ihren Rock
gerade.
    An dem
Abend machte mich sogar Mr Daly glücklich, und nicht bloß der Gedanke an sein
Gesicht, wenn er am Sonntagmorgen aufwachte. Ich sagte: »Sie sehen heute Abend
ja richtig schnieke aus, Mr Daly. Wollen Sie auch in die Disco?«
    Ein Muskel
zuckte an seiner Wange, doch er behielt weiter die Mädchen im Auge.
»Scheißtyrann«, sagte Rosie halblaut und schob die Hände in die Taschen ihrer
Jeansjacke.
    Imelda
sagte:

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