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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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erkennen, in welche Richtung er
dachte. Er sagte: »Hören, wie ich so vorankomme. Was genau meinen Sie damit?«
    »Wir
treffen uns hin und wieder. Ich spendiere Ihnen vielleicht ein kühles Glas
Bier oder zwei. Sie erzählen mir, was Sie in den letzten paar Tagen so
ermittelt haben, wie Sie darüber denken, was Sie anders machen würden, wenn Sie
der Boss wären. Ich kriege einen Eindruck von Ihrer Arbeit. Was halten Sie
davon?«
    Stephen
nahm ein verirrtes welkes Blatt von der Bank und fing an, es sorgfältig entlang
der Adern zu falten. »Darf ich offen mit Ihnen reden? Als wären wir nicht im
Dienst. Von Mann zu Mann?«
    Ich
breitete die Hände aus. »Wir sind nicht im Dienst, Stephen, mein Lieber. Haben
Sie das nicht gemerkt?«
    »Ich meine

    »Ich weiß,
was Sie meinen. Entspannen Sie sich. Reden Sie frisch von der Leber weg. Sie
haben nichts zu befürchten.«
    Seine
Augen hoben sich von dem Blatt und richteten sich auf meine, gelassen und grau
und intelligent. »Es heißt, Sie hätten ein persönliches Interesse an dem Fall.
Jetzt sogar ein doppeltes Interesse.«
    »Das ist
weiß Gott kein Staatsgeheimnis. Und?«
    »Für mich
hört sich das so an«, sagte Stephen, »als sollte ich diese Mordermittlungen
ausspionieren und Ihnen dann Bericht erstatten.«
    Ich sagte
in heiterem Tonfall: »Wenn Sie das so sehen wollen.«
    »Das
gefällt mir nicht.«
    »Interessant.«
Ich holte meine Zigaretten raus. »Auch eine?«
    »Nein,
danke.«
    Nicht so
grün, wie er auf Papier gewirkt hatte. Er mochte ja ganz wild darauf sein, bei
mir gut anzukommen, aber er war nicht blöd. Normalerweise hätte mir das
gefallen, aber im Augenblick hatte ich keine große Lust, behutsam um seine
widerspenstige Seite herumzutänzeln. Ich zündete mir eine Zigarette an und
pustete den Rauch in das trübe gelbe Licht der Laterne. »Stephen«, sagte ich.
»Sie sollten sich das gründlich durch den Kopf gehen lassen. Ich nehme an, drei
Fragen geben Ihnen zu denken: die Frage nach dem Aufwand, die Frage nach der
Moral und die Frage nach den möglichen Konsequenzen, nicht unbedingt in dieser
Reihenfolge. Hab ich recht?«
    »Mehr oder
weniger, ja.«
    »Fangen
wir mit dem Aufwand an. Ich erwarte von Ihnen keine täglichen detaillierten
Berichte über alles, was beim Morddezernat abläuft. Ich werde Ihnen sehr
konkrete Fragen stellen, die Sie ein Minimum an Zeit und Mühe kosten werden.
Die Rede ist von zwei oder drei Treffen pro Woche, die nicht länger als
fünfzehn Minuten dauern müssen, wenn Sie was Besseres zu tun haben, plus
vielleicht eine halbe Stunde Recherche vor jedem Treffen. Meinen Sie, das wäre
für Sie machbar, rein hypothetisch?«
    Nach einem
Augenblick nickte Stephen. »Es geht nicht darum, ob ich was Besseres zu tun
habe -«
    »Guter
Mann. Zweitens, mögliche Konsequenzen. Ja, Detective Kennedy würde
wahrscheinlich einen Riesenkoller kriegen, wenn er dahinterkäme, dass wir uns
unterhalten haben, aber er muss ja nicht dahinterkommen. Es sollte Ihnen klar
sein, dass ich sehr, sehr gut den Mund halten kann. Wie steht's da mit Ihnen?«
    »Ich bin
keine Plaudertasche.«
    »Dachte
ich mir. Das Risiko, dass Detective Kennedy Sie erwischt und abstraft, ist also
minimal. Und, Stephen, bedenken Sie, das ist nicht die einzige mögliche
Konsequenz hier. Aus dieser Geschichte könnte sich so einiges ergeben.«
    Ich
wartete, bis er fragte: »Was denn zum Beispiel?«
    »Als ich
vorhin sagte, Sie haben Potential, wollte ich Ihnen keinen Zucker in den Arsch
blasen. Vergessen Sie nicht, dieser Fall dauert nicht ewig, und sobald er zu
Ende ist, landen Sie wieder bei der Sonderfahndung. Freuen Sie sich darauf?«
    Er zuckte
die Achseln. »Das ist der einzige Weg, um in ein Dezernat zu kommen. So läuft
das nun mal.«
    »Sich um
gestohlene Autos und aufgebrochene Fenster kümmern und darauf warten, dass
jemand wie Rocky Kennedy nach Ihnen pfeift, damit Sie ihm ein paar Wochen lang
die Sandwichs holen. Klar, so läuft das, aber für manche läuft das ein Jahr
lang so und für manche zwanzig Jahre lang. Wenn Sie persönlich die Wahl hätten,
wie schnell würden Sie endgültig da rauswollen?«
    »Je
früher, desto besser. Klar.«
    »Das hab
ich mir gedacht. Ich garantiere Ihnen, ich werde genau verfolgen, wie Sie
arbeiten, wie ich vorhin gesagt habe. Und jedes Mal, wenn in meiner Abteilung
eine Stelle frei wird, erinnere ich mich an Leute, die gut für mich gearbeitet
haben. Das Gleiche kann ich Ihnen für meinen Freund Rocky nicht versprechen.
Eins

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