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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Geste.
    »Ja, man kann sich nur wundern.« Moni schob den leeren Teller zur Tischmitte. »Die Berge sind schon lang kein Ort der Abgeschie­ denheit mehr. Die ganzen Gruppen von Gipfelstürmern; die Extrem­ sportler; die Freundeskreise, die einmal im Jahr nur feiern wollen, na! Wennst Ruhe willst, musst weiter nauf. Aber der Johan ­nes kennt noch ein paar schöne Stellen.«
    »Wer ist denn das?«, wollte die Polizistin wissen.
    »Na, der Bruder von der Gundi. Die machen zusammen die Wirtschaft. Eben erst war er am Ausschank. Auf die Schnapsler ist er auch nicht gut zu sprechen. Die da viel saufen und krakeelen, ärgern ihn sehr. Aber da hat er sich im Griff.« Elke erinnerte sich an die langgearbeiteten Bauernarme und das stille Lächeln.
    »Der wirkte aber gar nicht so, als ob er sich aufregen könnte. Gar nicht griesgrämig, eher zurückhaltend«, dachte sie laut. »Ich glaub, der kann ganz nett sein. Sieht aus wie jemand, der schon immer viel gearbeitet hat.« Moni nickte zustimmend.
    »Ja, er ist halt ein Bergbauernsohn. Nur vom Bergbauern kannst nicht leben. Ihre Eltern mussten auch aufgeben. Die Gundi hat mal erzählt, wie sehr er als Bub unter dem Verlust des elterlichen Hofes gelitten hat. Er soll mit niemandem mehr gesprochen haben. Hat sich bestimmt geschämt. Jetzt hilft er heroben. Dabei sind dem ein paar Kühe und ein Heuschober lieber als das Haus voller Wanderer, das kannst glauben. Trotz der furchtbaren Sache mit dem Hof.«
    Elke hatte interessiert zugehört. »Und der kennt sich im Steinernen Meer aus?« Sie sah wieder über den See, zog die in der Wiesensenke gerupften Blätter aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Vielleicht weiß er dazu auch was.« Moni griff zu und besah sich unbeeindruckt Vorder- und Rückseite der Pflanzen.
    »Minze, ganz klar. Riecht man doch. Brauchst den Johannes nicht nach fragen. Die ist leicht zu erkennen.« Elke nahm die Blätter an sich, beeindruckt ob der klaren Bestimmung.
    »Na, ich als Stadtmensch war mir da nicht so sicher.«
    Die Küchenhilfe nickte nur. »Ich vertrag das Kraut nicht. Eine Allergie, verstehst?« Sie deutete auf die Haut ihrer Arme. »Aber der Johannes«, sie lachte auf, »der ist ganz narrisch. Braucht die scharfe Version. Lutscht immer so Bonbons mit Japanischem Heilöl drin. Achte mal drauf.«
    Elke sah weiter ins Tal und auf den See. Die Minze war ihr inzwischen nicht mehr wichtig. »Wenn der sich so gut auskennt, kann ich ihn ja sicher nach einem ruhigen Fleck fragen. Oder kennst du noch einen schönen Weg für mich? Also nichts Extremes, versteht sich. Aber tolle Aussichten wären ideal.« Sie muss­te bei ihrem Wegwunsch selbst lachen, so albern kam er ihr vor. Warum war sie eigentlich in die Berge gegangen.
    »Eh klar.« Moni legte den Kopf auf die Brust und massierte sich den Nacken. »Du kannst zum Zirbenmaterl gehen, das liegt auf dem Eichstätter Weg. Zuerst wie zum Viehkogel die Markierung 412, dann oben am Hirschen links und später zum Riemannhaus und über die 413 durchs Baumgärtl zurück. Eine schöne Tagestour für Flachgeher ist das.«
    »Flachgeher, aha.« Elke fühlte sich demaskiert. Sie wechselte das Thema. »Sag mal, eure Gäste, sind die eigentlich irgendwie anders? Ich meine, gibt’s hier tatsächlich so eine besondere Kame­radschaft und einen netten Umgang?«
    »Wie zu Luis Trenkers Zeiten meinst du? Wer in einer Berghütte arbeitet wie ich, der spürt das nur noch selten. Ich glaub, wir haben bestimmt mehr liebe Gäste als im Tal. Also weniger anspruchsvoll und zickig. Aber Rindviecher hat’s die Menge. Saufgelage haben wir jedes Wochenende. Gemütliche Hüttenabende dagegen, wo die sich gegenseitig was vorsingen, die sterben aus. Na ja, die richtigen Bergvagabunden werden halt weniger. Jetzt fallen schon die Restaurantkritiker über uns her. Vor zwei Tagen war so einer da. Gundi sagt, der versucht, die Wirte zu erpressen. Vom Spülraum aus hab ich gehört, wie sie sich aufregte. Das war aber auch ein Widerling. Nein, ich glaub, hier oben ist die Welt nicht mehr viel besser als im Tal.« Moni verstummte und blickte in das Dämmerlicht.
    »Du hast da einen schönen Ohrring.« Elke wollte die Stimmung etwas heben. »Ist das Türkis?«
    Monis Finger glitten über das Schmuckstück am Ohr, während sie noch wie geistesabwesend vor sich hinsah. »Türkis, Koralle und Silber«, antwortete sie schließlich und trank den letzten Schluck aus ihrem Glas.
    »Ich kenn da eine Galerie in Köln, die hat so was im

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