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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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So wie er ihr das gesagt hatte, hätte er es auch als SMS mit dem Mobiltelefon schicken können. Sie atmete durch und griff nach dem Kaffeebecher. Manfred beobachtete ihre Bewegungen.
    »Langweilt dich deine Gattin mehr als erwartet, oder was ist der Grund für deinen Gesinnungswechsel? Du hast mich da auf dem Parkplatz einfach stehen lassen. Glaubst du, ich warte hier auf dich und mach einen Freudentanz?« Elkes Stimme hatte an Kraft gewonnen. Er sah sich nach Zuhörern um, stellte aber erleichtert fest, dass niemand da war.
    »Es tut mir leid. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, mich zu trennen. Die gesamte Situation war belastend für mich. Und davon, dass ich meine Frau und die Kinder verlasse, war nie die Rede.«
    »Das meine ich auch nicht.« Elke war wütend. »Ich sprech da­rüber, wie du mich behandelt und stehen gelassen hast. Und überhaupt, was machst du hier oben?«
    »Ich hatte plötzlich Sehnsucht. Kaum hatte ich mich da auf dem Parkplatz ins Auto gesetzt, habe ich schon alles bereut. Meine Frau ist mal wieder mit den Kindern sehr beschäftigt, die Unterhaltungen sind einseitig, da hat sich nichts verbessert. Ich fühle ein großes Loch in mir, vermisse auch die Gespräche über Filme und so. Und auf einmal warst du nicht im Büro erreichbar. Nach ein paar telefonischen Fragen bei deiner Dienststelle hatte ich eine Ahnung, wo du sein könntest. Du hast immer wieder von diesem See geredet, erinnerst du dich? Wolltest da mal unbedingt hoch.« Elke schnaubte höhnisch und ging auf Manfreds geschicktes Ausfragen ihrer Kollegen und ihren lang gehegten Bergwanderwunsch nicht ein.
    »Filme und so. Wann hatten wir denn das letzte Kulturge spräch? Komisch, dass dir das jetzt einfällt. Ich vermute eher, dein Hormonhaushalt ist nicht ausgeglichen.« Sie sah ihn direkt an.
    »Ja, sicher«, er wiegte den Kopf hin und her und grinste, »das auch. Aber wenn du nicht da bist und ich nicht mir dir reden kann, merke ich erst, wie wichtig du bist.« Er lächelte sie an und legte die Hand auf ihren Unterarm. Sie zog den Arm zurück.
    »Bist du allein aufgestiegen oder gehörst du zu der Gruppe da, die gerade ankam?« Elke deutete in Richtung Hütteneingang.
    »Ich bin denen in der Saugasse begegnet, also eher in sie reingelaufen. Na, und dann haben sie mich irgendwie eskortiert. Aber im Prinzip bin ich solo hoch.« Sie nickte überlegend und knabberte an der Unterlippe. Konzentriert stellte sie den Kaffeebecher in ihren Händen auf den Tisch.
    »Ich möchte mit dir auf der Hütte nichts zu tun haben. Im Berg will ich nicht an dich, deine Pseudotrennung und deine zweifelhaften Annäherungen denken müssen. Tu mir den Gefallen und steig morgen wieder ab. Kontaminier mir nicht diese Gegend, hier will ich noch wandern.« Sie sah Manfred aufmerksam an, der zu Boden blickte. »Solltest du etwas Zeit mitgebracht haben, kannst du gerne auf mich warten. Unten in Schönau am Königssee, oder in Berchtesgaden wirst du schon eine Unterkunft finden. Hauptsache du gehst wieder.« Er hob den Blick.
    »Ich hatte gedacht, ich könnte mich hier in den kühlen Nächten an dich kuscheln«, murmelte er.
    »Nichts da! Vergiss es. Am Funtensee gibt es uns nicht. Was später passiert, unten am See oder zu Hause in Köln, werden wir sehen.« Damit erhob sie sich von der Bank und schickte sich an, Becher und Teller ins Haus zu bringen. »Abgemacht, du gehst wieder runter?« Elke sah Manfred auffordernd an, der aus einer zusammengesackten Haltung ergeben zu ihr aufsah.
    »Ja, ist in Ordnung. Ich geh und schick dir dann ne SMS oder ruf dich an.« Vergebens versuchte er, ihre Hand zu berühren. Entschlossen drehte sie sich zur Hütte hin und machte sich auf den Weg.
    »Wir sehen uns also vielleicht unten«, wies sie ihren Besucher an und ließ ihn auf der Bank zurück.

Wurstbrot
    Heustapel legte mit einem »vergelts Gott, das waren ja interessante Neuigkeiten« den Hörer auf, und sah auf die Uhr. Ihr regulärer Dienstschluss war längst vorüber, trotzdem saßen er und sein Kollege noch im Büro. Er blickte über die aneinandergestellten Schreibtische hinweg auf die andere Seite und beobachtete, wie sein Schartauer herzhaft in ein Wurstbrötchen biss, das er sich aus der Kantine geholt hatte. Er streckte sich nach einer Serviette auf einem Aktenbock, das Gold der Halskette blitzte im Schein der Bürolampe auf. Sein gebräuntes, halsloses Kinn wabbelte beeindruckend. Heustapel lächelte. Schartauer putzte sich die Finger ab und griff zur obersten

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