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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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nicht darum gekümmert. Ich hab an dich gedacht. Geh zum Nepomuk-Wirt und ruf die Polizei an. Die werden dann wohl weiterwissen. Bei uns heroben bist du doch die Schnellste im Berg, vom Johannes mal abgesehen. Aber den brauch ich hier, weißt schon, wegen der Lieferung.« Moni nickte.
    »Ich könnte auch zu einer anderen Hütte laufen, das Riemannhaus ist doch nah«, machte sie einen Vorschlag, der ihr praktischer schien als der Abstieg ins Tal. Gundi schüttelte den Kopf.
    »Nein, dann haben die da vielleicht ein Problem mit ihrer Anlage , und wir sind keinen Moment weiter. Ein Festnetzapparat im Tal ist sicherer.«
    »Ich komm aber gleich wieder rauf, wenn ich da angerufen ha be. Kann ja sonst eh nix machen«, zeigte die bergerfahrene Küchenhilfe sich einverstanden.
    Die Frauen verließen den Keller und Moni zog sich für den Ab stieg um. Als sie im Anorak und mit Teleskopstöcken schon vor dem Haus stand und kurz dem Treiben auf der Terrasse zusah, kam Gundi hinter ihr her.
    »Hier, ich hab dir noch einen Tee gemacht«, und reichte ihr eine kleine Thermoskanne. »Hast keinen Rucksack dabei?«, fragte sie erstaunt.
    »Brauch ich nicht, bin doch eh gleich wieder da.«

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Moosfelsen
    Moni hatte sich beim Gang runter zum Königssee keine Zeit ge lassen, war sie doch erst nach dem Mittagessen losgegangen. Den Weg über die Serpentinen der Saugasse und durch den Wald bis zum Wasserfall war sie mehr gehastet als gewandert. Jetzt mach te sie eine Pause und trank das kalte Wasser, das türkisen herabstürzte. Noch lag gut ein Viertel des Weges vor ihr. Die wenigen Wanderer, die ihr meist ächzend und kurzatmig entgegenkamen, hatten ihrem dynamischen Schritt neidvoll hinterhergesehen.
    Am Ufer des Königssees dann, die Wasserfläche und die steilen Waldhänge lagen schon im weichen Nachmittagslicht, versagte sie es sich, dort zu schwimmen. Das Wasser am flachen Uferbereich war verlockend klar und warm, die Erfrischung wäre wunderbar gewesen. Sonst hatte sie das nach jedem Abstieg so gehalten. Aber dieses Mal galt ihre Regel nicht.
    In Sankt Nepomuk, dem Ausflugsziel mit Pilgerkirchlein und üppigem Biergarten, traf sie auf eine andere Welt. Asiaten und frisch frisierte Damen in herbstlicher Mode, übergewichtige Menschen in Jägerjankern und Dirndln schlenderten oder humpelten vom Anlegesteg der Boote zur Kapelle. Für sie als Bauerntochter und Haushilfe am Funtensee waren das nach den Tagen im Berg viel zu viele Besucher, selbst wenn sie dort oben auch nicht allein war. Ohne zu zögern betrat sie die Ausflugsgaststätte. Einer der älteren Ober erkannte sie und grüßte, als gehöre sie zur Belegschaft. Sie ging zur Theke, ihrer Bitte nach einem Telefon wurde sofort entsprochen.
    Den Hörer schon in der Hand, hielt sie einen Moment überlegend inne. Auf dem ganzen Weg nach unten hatte sie keinen Gedanken an den Grund des Abstieges verschwendet, aber jetzt war es unvermeidlich. Wen bei der Polizei sollte sie anrufen? Wer war für ein abgetrenntes Stück Mensch verantwortlich? Kurz entschlossen wählte sie den Notruf und bat um Vermittlung.
    »Polizeipräsidium Oberbayern Süd, Kripo Berchtesgaden, Heu stapel«, meldete sich nach einigem Leitungsknacken die örtliche Dienststelle. Der Beamte war nicht immer so korrekt bei der Telefonmeldung. Aber in Zeiten, da die Welt ihre Augen auf den Ort eines Bombenanschlags richtete, wollte er Lässigkeit vermeiden.
    Moni gab an, dass man im Koglerhaus eine abgetrennte Hand verwahre, die ein Wanderer auf dem Weg vom Ingolstädter-Haus kommend gefunden habe. Leider könne der Finder keine weiteren Hinweise geben. Die Umstände der Amputation seien unbekannt, ebenso der Eigentümer der Hand. Es werde auch niemand vermisst. Sie erklärte, dass man am Funtensee nicht erreichbar sei, das Satellitentelefon sei unauffindbar. So sei sie, Moni Riedeneiner, Saisonkraft am Koglerhaus, abgestiegen und rufe nun die Polizei von Sankt Nepomuk aus an.
    Ob sie die Hand mitgebracht habe, wollte Heustapel wissen.
    Nein, das Ding liege kühl und sicher dort oben, antwortete sie, man habe keine Spuren vernichten wollen.
    Fotos?
    Nein, daran habe wohl niemand gedacht, entschuldigte sie sich.
    Heustapel bat sie, den Wirt der Ausflugsgaststätte ans Telefon zu holen.

    Der ältere Herr in Tracht streichelte Moni freundlich die Schulter. Er hatte sich langsam vom Ende der Theke her genähert und zugehört. Der Gastronom nahm den Hörer, den sie ihm hinhielt und stellte sich als

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