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Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi

Titel: Fressen ihn die Raben - Alpen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Wurstigkeit und das Unterbelichtetsein herhalten.
    Das Poltern riss Moni aus ihren Gedanken und ihren Blick nach oben. Ein großer Schatten nahm plötzlich ihr Sichtfeld ein und sie zuckte zur Seite. Im Wegbewegen streifte ein Steinbrocken ihr fliegendes Haar und schlug unter ihr auf. Eine Lawine Geröll löste sich vom Hang, nahm weitere Steine mit, knickte Pflanzen um und rollte auf dem Pfad talwärts. Der Moment war so schnell ver gangen, dass sie jeden Ausruf des Schreckens vergaß. Heftig atmend stand sie mit zittrigen Knien da und sah nach unten. Um ein Haar wäre sie mitgerissen worden.
    »Moni? Alles in Ordnung?« Bennys Stimme war von oben zu hören.
    »Ja, ich lebe noch«, antwortete sie und versuchte weiterzugehen. Eine Wendung später war sie bei ihm und sah sich um. »Ja, sag mal, wo kam das denn her?«
    Benny verzog bedauernd das Gesicht und deutete auf eine Stel le frischer, festgedrückter Erde. Dort hatte der Fels gelegen.
    »Ich bin wohl dagegen geraten. Dass der so lose war, also, wer sollte das wissen? Vielleicht war ich unaufmerksam. Mensch, was bin ich froh, dass nix passiert ist.« Er hob die Hand, um Moni auf die Schulter zu klopfen. Die drehte sich weg, ging an ihm vorbei und setzte den Weg fort.
    »Na, und ich erst mal. Am besten, ich führ wieder. Den nächs­ten Steinschlag kannst du gewiss besser abfangen als ich.«
    Bennys Lächeln gefror, und seine Miene verformte sich zu einer ernsten Maske. Schweigend überwanden sie den Steilhang. Ihr Weg war noch lang, und die Dämmerung würde viel zu schnell hereinbrechen.

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Hubschrauberlandung
    Sie verbrachte eine unruhige Nacht. In Elkes Kopf hatte sich ein Gedanke als Endlosschleife festgesetzt und ihr in seiner sinnlosen Ausweglosigkeit keine Ruhe gelassen. Sie wälzte sich hin und her. In ihrem Halbtraum war sie zum Koglerhaus aufgestiegen und hatte dabei nach einem Unbekannten gesucht, der ihr entgegenkommen müsste. Etwas hatte ihr gesagt, dass dieser Mann seine abgeschlagene Hand suche und nur ihren Weg nehmen könne. Ein anderer Pfad hoch zum Haus am Funtensee war durch quer liegende Bäume versperrt gewesen. So suchte sie ihn also auf ih rem Weg und verzweifelte daran, dass ihr niemand entgegenkam. Sie wollte dem Handlosen doch helfen. Immer wieder stieg sie im Geist den Weg von Sankt Nepomuk auf, dabei durstig und ergeb­nislos.
    Erst in den Stunden der Dämmerung hatte sich diese Gedankenschleife aufgelöst und sie fest einschlafen lassen.

    Ein Rütteln an der Schulter weckte sie sanft. Hubert murmelte leise etwas von Frühstück nur bis Acht. Langsam drang ihr Bewusst­sein an die morgenfrische Oberfläche. Sie räusperte sich, setzte sich auf und schlug die Arme um den Körper. Der Raum war kalt.
    »Ich hatte eine Scheißnacht. Immer wieder kamen die gleichen, blöden Bilder. Wie man nur so einen endlosen Quatsch träumen kann?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Weißt du noch, was du geträumt hast?«, fragte Hubert interessiert. »Und erinnerst du dich an den ersten Gedanken, den du beim Aufwachen hattest?«
    Sie sah ihn skeptisch an. »Warum fragst du? Willst du meinen Traum deuten? Ich glaube kaum, dass ich dir etwas erzählen möchte.«
    »Ach, so intim? Na, mir musst du nichts beichten. Kein Mensch weiß wirklich, warum wir gerade diesen einen Traum haben. Aber ich habe etwas über das Träumen herausbekommen, das stimmt immer.«
    Elke sah Hubert interessiert an. Welche esoterische Erkenntnis würde jetzt wohl kommen.
    »Die erste Eingebung beim Aufwachen entschlüsselt dir den Traum. Der Gedanke sagt dir, was dich beschäftigt. So schwer zu fassen und flüchtig so eine Hirnzuckung ist, so wahr ist sie auch.« Er sah neugierig zu seiner Stubennachbarin, die noch im Bett saß. Ob sie ihn verstand?
    Elke blickte starr auf ihren Schlafsack und nickte. »Da war aber keine Eingebung.« Entschlossen sprang sie vom Lager, zog sich für den Gang zum Waschraum hastig an und machte sich auf den Weg. Auf der Treppe blieb sie stehen. Sie hatte nicht die Wahrheit gesagt. Im Aufwachen war ihr klar geworden, dass der Abstieg die ses Wiesbeils einen Makel hatte. Die Sache mit der abgetrennten Hand war dabei nur ein kleiner Grusel gewesen, der den Kopf ans Denken gebracht hatte. Wiesbeil war, dieses Gefühl hatte sich in ihr festgesetzt, nicht am Ufer des Königssees angekommen, geschweige denn nach Berchtesgaden gelangt. Aber so klar sich die Erkenntnis nach dem Aufwachen in ihr gefestigt hatte, so vage und fragwürdig

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