Frettnapf: Roman
Universum«. Kein einziger Titel klingt nach Hondo.
» Schläfst du da?«
Malea muss mein Kanu in Augenschein genommen haben.
» Ja.«
» Ich kann Mama sagen, dass sie hier ein ordentliches Bett reinstellen lässt. Oder ’ne Ausziehcouch.«
» Nee, ist okay. Ist ja nur für paar Nächte.«
» Dann hast du keine Freundin?«
» Doch. Ich bin verlobt.«
» Und schlaft ihr dann im Kanu zusammen?«
» Nein. Jessi ist schwanger, und wir brauchen gerade ein paar Tage für uns. Also, sie für sich und ich für mich.«
» Oh. Ihr habt euch getrennt«, übertreibt Malea in meinen Augen maßlos.
» Nein, nur kurz«, antworte ich, doch es klingt kein bisschen besser.
» Da drinnen wird’s mit dem Versöhnungssex aber eng. Vor allem, wenn sie schwanger ist.«
» Ja, danke. Mach dir da mal keine Sorgen.«
Ich halte eh nicht viel von Versöhnungssex, bin eher ein Freund des Verwöhnungssex. Das muss ich Malea aber nicht auf die Nase binden. Vielmehr wäre es mir gerade sehr recht, wenn sie mich nun allein lassen würde. Wobei ich noch zu gerne erfahren würde, wie sie das mit der Couch gemeint hat, um die sie Aylin für mich bitten könnte. Da ich Hondo nicht reinreiten will, aber irgendwie das Gefühl habe, dass er hier mehr Nomade als Mieter ist, muss ich mich geschickt an das Thema Hauptmieter herantasten.
» Wo schläfst du eigentlich?«, lautet meine erste smarte Frage.
» Genau hier drüber. Aber ich lasse gerade mein Bad neu machen.«
» Ach, dann hat deine Mutter hier mehrere Wohnungen gemietet?«
» Ihr gehört das Haus. Früher hat sie in der Wohnung hier mit meinem Vater gelebt, aber der ist vor fünf Jahren gestorben. Flugzeugabsturz, total übel. Ich wäre beinahe mitgeflogen. Krass, oder? Dann wäre ich jetzt auch tot.«
» Tut mir leid.«
» Nee, das war eigentlich ganz gut so. Das klingt jetzt hart, aber für mich war das total wie ein zweiter Geburtstag.«
» Ach so. Hast du irgendwie ein komisches Gefühl gehabt und bist deswegen nicht mitgeflogen?«
» Quatsch. Ich hatte nicht mal ein Ticket. Aber rein theoretisch hätte ich neben meinem Vater sitzen können.«
» Verstehe. Und hast du danach dein Leben verändert?«
» Ja, klar. Ich feiere jetzt jedes Jahr zweimal Geburtstag. Wenn du mir deine E-Mail gibst, lad ich dich auch ein. Ist in zwei Wochen.«
» Ich glaub, da kann ich nicht.«
Malea bedauert das, und ich bedaure, dass sie den Todestag ihres Vaters als Partyanlass nimmt. Doch sie behauptet, dass sie drüber weg ist und Hondo echt mal ein cooler Typ, dann verabschiedet sie sich in ihre Wohnung, und ich kann mich endlich unverkrampft in meinem Kanuzimmer bewegen. Ich greife mir das nächstbeste Buch und mache mich daran, mein Leben zu verbessern. Ob mir dabei » Hotline zum Glück: Anleitung zu einem erfüllten Leben« helfen wird, bezweifle ich allerdings schon beim ersten Blick auf das Schwein, das das Cover schmückt.
Tatsächlich war das Werk ein Fehlgriff, zumindest für mich. Den Weg zu meinem Selbst soll ich finden, meine Gedanken und Wünsche manifestieren, lauter Dinge, für die mir einerseits die Zeit, andererseits die Bereitschaft fehlt. Ebenso ergebnislos endet mein Besuch der Seite lifehacker.com, auf der diverse Tipps zur Prokrastinationsbewältigung gegeben werden, aber ebenso viele interessante Anleitungen zum Basteln fantastischer Dinge wie Freisprechanlagen oder Lochkameras. Nach einer guten halben Stunde, in der ich alles über die Zubereitung des besten Burgers der Welt gelesen habe, steht für mich fest, dass mich Selbsthilfeliteratur und -ratschläge nicht weiterbringen werden. Vielleicht hilft ja ein guter Burger im Cosmogrill.
Mit Sven Burger zu essen, ist kein Vergnügen. Allein der Bestellvorgang dauert Jahre, da er sich schwertut, einen guten Kompromiss zwischen Preis und Hunger zu finden.
» Glaubst du, dass sich vier Euro mehr für Bison lohnen?«
» Möglich.«
» Und von elf Euro ist es dann auch nicht mehr viel bis zu den fünfzehn-fünzig für den Kobe-Burger.«
» Vierzig Prozent«, schätze ich.
» Gut, aber dafür bekomme ich auch fast drei Classic Burger.«
» Ja. Dann sparst du allerdings nichts, sondern gibst weit mehr aus.«
» Also zwei Classic? Als Kompromiss?«
» Kompromiss zu was? Zu einem?«
» Hast ja recht. Außerdem muss ich sparen. Die Frettchenpreise befinden sich im Sturzflug.«
» Also einen Classic?«
» Nee, Bison. Und dazu?«
Eine Viertelstunde später sitzen wir endlich vor unserem Essen, Sven ärgert sich,
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