Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frettnapf: Roman

Frettnapf: Roman

Titel: Frettnapf: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murmel Clausen
Vom Netzwerk:
und du musst das dann putzen«, lacht Hondo. Diese Vorstellung muss völlig neu für ihn sein, anders ist seine Schadenfreude darüber nicht erklärbar.
    » Dafür musst du jetzt aufpassen, dass sie nicht mit den falschen Typen ins Bett steigt.«
    Wieder ein Napf, denn Hondo schnellt in einer Nanosekunde von lustig-auslachend auf aggressiv-drohend.
    » Brennst du? Die ist Jungfrau und bleibt das auch! Ey, wenn du nur daran denkst! Ich vierteil dich, piss auf dein Grab und lass deine Mutter die Erde fressen.«
    » Keine Sorge. Ich bin in festen Händen.«
    » Ach, ja? Und wo sind die Hände gerade?«
    Da ich keine passende Antwort parat habe, zucke ich nur mit den Schultern und versuche möglichst neutral zu gucken. Gleichzeitig wundere ich mich, woher diese widerwärtigen Fantasien stammen. Ich habe weder vor, Aylins Tochter zu verführen, noch will ich mich in Hondos Privatleben einmischen. Es reicht, dass er in meinem wieder wichtig sein könnte, er muss mich nämlich mit seinem Wettmafioso zusammenbringen. In mir hat sich die Idee festgesetzt, dass ich über ihn und eine sichere Wette für die kommenden Monate ausgesorgt haben könnte. Leider betritt in dem Moment eine ältere Frau die Küche, die lediglich ein Bettlaken um ihren Körper geschlungen hat. Im ersten Augenblick zucke ich zusammen und denke, dass Hondo diese eine greisenhafte Schauspielerin gebumst hat, die sich selbst noch immer wahnsinnig erotisch findet. Aber ganz so betagt ist die Anwesende dann doch nicht, ich schätze sie auf Mitte fünfzig.
    » Shalom, junger Mann«, haucht sie in meine Richtung. » Ich bin Aylin. Du musst Sven sein.«
    » Nee, Jens. Freut mich.«
    » Auf den musst du aufpassen, Aylin. Der hat schon ein Auge auf Malea geworfen«, warnt Hondo irrtümlicherweise.
    » Keine Sorge. Ich bin verlobt.«
    » Gefällt dir meine Tochter etwa nicht?«
    » Ich bitte Sie. Sie ist eine sehr bemerkenswerte Erscheinung, aber ich habe nur Augen für meine Frau.«
    Das war ein Satz, den ich mir vor etwa fünfzehn Jahren mal zurechtgelegt hatte. Ein damaliger Bekannter von mir war von einem Proll zusammengeschlagen worden, weil er seine Freundin angeschaut und sich danach in einem ähnlich ausweglosen Gespräch verheddert hatte. Der letzte Satz des Prolls vor der ersten Watschen war inhaltlich in etwa: » Du gaffst meine Freundin an, willst sie aber nicht ficken. Und zwar nicht, weil sie hässlich ist, sondern sehr hübsch? Dabei behauptest du auch noch, dass du mich respektierst. Willst du mich verarschen?«
    Zugegeben, der Typ wusste genau, wie lange er meinen Bekannten vor der Tracht Prügel quälen konnte, andere geben einem kaum die Chance, sich überhaupt zum Sachverhalt zu äußern. Um im Fall des Falles eine solide, versöhnliche und respektvolle Antwort präsentieren zu können, habe ich mich eine Nacht hingesetzt und meinen Proll-Konflikt-Exit-Satz gebaut. Wobei es mich ein wenig wundert, dass ich ihn nach fünfzehn Jahren ohne Stottern und Verhaspeln rausgebracht habe. Meine Angst muss damals recht groß gewesen sein.
    Aylin wirft jedenfalls etwas zu laut lachend ihren Kopf zurück und wiederholt dabei » Eine sehr bemerkenswerte Erscheinung!«, was äußerst affektiert wirkt, unabhängig von ihrem Alter. Würde ich mich bei so einer aufgesetzten, unnatürlichen Handlung erwischen, hui, da wäre aber eine gute Woche Selbstverachtung drin. Genau wie damals, als ich versucht habe, mich weinend gegen einen Türrahmen zu lehnen und langsam auf den Boden zu sacken. Kennt man aus Filmen, im wahren Leben ist es einfach nur grenzenlos peinlich. Und obwohl ich damals alleine in meiner Wohnung war, ist mir der Moment immer noch unangenehm vor mir selbst.
    Hondos zukünftige Ehefrau hingegen liebt augenscheinlich diese manierierten Gesten, Haltungen und Bewegungsabläufe. Allein schon in einem Bettlaken eingewickelt durch die Wohnung zu staksen ist leicht neben der Spur und könnte ein Tipp aus einem » Leben wie in Sex in the City«-Ratgeber stammen. Sie ist mittlerweile zum Kühlschrank gewandelt, hat Hondo im Vorbeigehen an den Hintern gefasst, dann die Milch genommen und sich einen großen Schluck aus der Packung gegönnt. Klar, ich mache das auch manchmal, aber nur, wenn mich niemand dabei beobachtet und ich auch vorhabe, die Packung leer zu trinken. Aylin stellt sie jedoch wieder in den Kühlschrank, wirft mir einen herausfordernden Blick zu, der entweder » Ich darf das!« oder » Ich trau mich was!« sagen soll, und schwebt wieder ab in

Weitere Kostenlose Bücher