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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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galten eben als unverdächtig.
    Eifersüchtige Frauen, noch dazu im so genannten Psycho-Milieu, und linke Idealisten mit bunten Haaren galten hingegen als verdächtig. Was konnten Fakten daran viel ändern? Ich war es Jane und ihrer Großmutter schuldig, dass die Wahrheit herauskam. Viel zu lange war über viel zu viel geschwiegen worden. Was Janes Vater anging, so hatte Dora Messerschmidt schon Recht: Warum sollte es nur restlos sympathische Menschen jüdischer Herkunft geben? Wie gut Oskar Dora Messerschmidt wohl kannte? Ich sollte doch nicht so viele Trüffelpastetchen essen. Auch egal. Er war in Berlin, Joe war auf seiner Sitzung oder sonst wo und ich kochte mir ein Festessen. Wenn, dann ohne Kompromisse.
    Ich vermischte zwei Löffel Crème fraîche mit Salz, Pfeffer, einem Eidotter, einer halben Tube Trüffelpaste und füllte das Ganze in die Pastetchen.
    Das Stubenküken rieb ich mit Salz und Pfeffer ein, wälzte es in zerlassener Butter, streute eine Menge grob gerissener Salbeiblätter darüber, begoss es mit einem guten Glas trockenen Sherry und schob es ins vorgeheizte Rohr. 200 Grad, eine Stunde lang.
    Die Himbeeren für das Eis waren noch nicht vollständig aufgetaut, kein Problem, ich musste sie ohnehin bloß mit einem Joghurt und zwei Päckchen Vanillezucker vermischen, den Rest erledigte meine kleine Eismaschine. Später.
    Die frittierten Hühnerstückchen mit frittiertem Spargel würde ich auf morgen oder übermorgen verschieben. Eine gute Zukunftsperspektive.
    Ich wusch Rucola, trocknete ihn ab, besprühte ihn mit einem feinen Feigenessig, ein paar Tropfen Zitronensaft dazu, Salz, Pfeffer. Darauf die geräucherte Gänsebrust. Ich nahm sie aus meinem großen Gefrierschrank und schnitt sie auf. Äußerst praktisch, wenn man so selten zum Einkaufen kam wie ich.
    Was hatten wir übersehen?
    Ich hatte im Freud-Museum gefragt, ob mir die japanische Produktionsfirma auch das nicht verwendete Filmmaterial zukommen lassen könnte. Fehlschlag. Die Videokassetten waren bereits überspielt. Ich hatte versucht Hannis Freundinnen zu finden. Nun wusste ich, dass Jane auf die gleiche Idee gekommen war. Doch Zusammenhänge mit dem Mord schien es keine zu geben. Ich hatte Janes Zimmer gesehen, mit ihren Eltern geredet.
    Ich pürierte die Spargelsuppe. Sie wurde dick und cremig. Sollte ich alle Entenlebern nehmen? Ich stutzte. Dann gab ich drei Stück in eine kleine Pfanne mit Butter, das vierte legte ich für Gismo zur Seite.
    Ich hatte mich viel mehr auf Jane Cooper konzentriert als auf den Psychiater. Sie war als Erste ermordet worden. Ihre Geschichte reichte weit in die Vergangenheit zurück. Und sie hing mit dem Haus in der Birkengasse zusammen. Wenn die Unterlagen des Psychiaters doch etwas besser lesbar wären. Wenn ich ihn doch damals das gefragt hätte, weswegen ich eigentlich gekommen war. Ulrike schien lange nicht so viel über sein Leben zu wissen, wie man das bei einer mehrjährigen Beziehung hätte annehmen können. Er war sehr attraktiv gewesen. Nicht eben mein Typ, aber sehr attraktiv. Also vielleicht doch ein Eifersuchtsmord? Es musste ja nicht Ulrike gewesen sein. Ich hatte ihr Bild nicht auf seinem Schreibtisch gesehen. Aber vielleicht war so etwas auch psychologisch unklug und er nahm es nur heraus, wenn keine Patientin da war. Damit sie sich besser mit ihm unterhalten konnte. Damit sie sich unter Umständen auch leichter verlieben konnte?
    Ulrike hatte mir etwas von „Übertragung“ und „Gegenübertragung“ erklärt. Man überträgt die Gefühle auf den Psychotherapeuten und der zeigt auch irgendeine Wirkung. Welche? Galt das für Hass und für Mordpläne ebenso wie für Liebe? Und, in meinem Fall: Wäre er dann auch um fünf Uhr in der Nacht aufgewacht, wenn er lange genug mit mir darüber hätte reden können? Wahrscheinlich ging es um die psychologischen Phänomene dahinter. Was steckte bei mir dahinter?
    Ich drehte die Flamme ab, salzte und pfefferte die Leber. Bernkopf hatte ein äußerst einfaches Motiv. Ich sollte mich nicht irre machen lassen. In seiner Vorzimmerschublade war Janes Fotoapparat gefunden worden. Sein Alibi war nicht besonders gut. Das seiner Frau auch nicht. Vielleicht sollte man noch klären, was ihr Goldjunge vor dem Abendessen getan hatte. Obwohl: Der hatte sein eigenes Penthouse. Und Geld genug. Ihn verbanden mit Sicherheit nicht so viele Emotionen mit dem Haus wie seine Eltern. Und wie Janes Großmutter. Und wie Jane.
    Das Stubenküken war bereits schön gebräunt

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