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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ich davon. Was soll’s. Es würde ein gemütlicher Abend werden, nicht mehr. Ich brauchte Gesellschaft, nicht mehr. Da gab es schließlich auch noch Joe. Gab es ihn noch für mich? Er hatte sich seit mehr als einer Woche nicht gemeldet. Ich mich allerdings auch nicht.
    „Super“, sagte ich mit übertriebener Begeisterung, „was willst du essen? Fleisch, Fisch, Geflügel, vegetarisch? Bestelle und ich koche.“
    „Hast du überhaupt Zeit dazu?“
    „Für ein kleines Menü wird es schon reichen.“
    „Und ich soll sicher nichts mitbringen?“
    „Nur dich.“
    „Das ist aber nicht viel. Außer du siehst es mengenmäßig. Dann ist es eine ganze Menge.“
    „Gerade richtig“, sagte ich. „Also was willst du essen?“
    Wir einigten uns auf Geflügel. Ich begann mich zu freuen.

[ 17. ]
    Geräucherte Gänsebrust auf Rucola-Salat. Spargelcremesuppe. Lauwarme Entenleber auf Pflaumenbalsamico. Trüffelpastetchen. Frittierte Hühnerstreifen mit frittiertem Spargel. Stubenküken in Salbei. Selbst gemachtes Himbeer-Joghurteis. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Zum Glück hatte ich auf dem Markt bei der Bäuerin aus dem Marchfeld schönen Spargel bekommen.
    Genug Zeit, um in Ruhe zu kochen. Viel mehr als eine Stunde würde ich nicht brauchen. Ich summte vor mich hin und begann den Tisch, dessen eine Hälfte wie immer mit Zeitungen, Büchern, geöffneter Post und allem möglichen anderen bedeckt war, abzuräumen. Der Großteil wanderte auf meinen Schreibtisch. In einer Klarsichthülle lagen Kopien der Briefe. „Liebe Hanni …“ Ich las noch einmal die Glückwünsche zum Geburtstag, überflog die Briefe von Hannis Eltern. Dann legte ich sie in die oberste Schreibtischschublade.
    Zwei Kerzen in die Mitte des Tisches. Oder wirkte das zu absichtsvoll? Hatte ich Absichten? Jedenfalls sah es nicht nach Geschäftsessen aus. Das war auch gut so. Er sollte nicht glauben, dass ich ihn bloß eingeladen hatte um mit ihm über den Fall zu reden. Selbstbewusstsein schien ohnehin nicht seine Stärke zu sein. Schlimmstenfalls konnte ich immer noch einen Witz machen und die Kerzen wieder wegräumen.
    Gismo beäugte meine Aktivitäten mit Misstrauen. Sie hasste jede Form der Veränderung. Ich würde sie mit ein paar schwarzen Oliven besänftigen. Wann kam Joe eigentlich zurück? Ich rechnete. Eigentlich hätte er schon wieder in Wien sein müssen. Jedenfalls wäre es mir nicht recht, wenn er heute Abend auftauchen würde.
    Ich wählte seine Nummer. Nach dem dritten Läuten hob er ab. „Joe Platt hier.“
    „Hallo Joe, du bist schon zurück?“
    „Ich wollte dich schon anrufen, aber …“
    „Ist ja in Ordnung, ich hab ohnehin viel zu tun und da habe ich mir gedacht, ich melde mich einmal zwischendurch.“
    „Ich muss noch ins Fernsehzentrum, wir haben Sitzung. Die Sommershows werden geplant.“
    Bei den Sommershows des letzten Jahres hatten wir uns kennen gelernt. „Vielleicht unternehmen wir am Wochenende etwas?“
    „Ja, das wäre fein, ich melde mich noch. Du fehlst mir, Mira.“
    „Du mir auch.“
    „Du hast dich hoffentlich auf nichts Gefährliches eingelassen?“
    „Wie ich dir versprochen habe. Nur ein Ministerialrat nebst Gattin. Ordentliche und anständige Bürger. Was soll da schon passieren.“
    „Hör mal, ich bin zwar nicht wirklich informiert, aber ich weiß, dass zwei Leute ermordet worden sind.“
    „Willst du mir Angst machen?“ Ich wusste nicht, warum ich so aggressiv reagierte.
    „Natürlich nicht. Ich will dich nur bitten vorsichtig zu sein.“
    „Bin ich.“
    „Bis bald, meine Süße.“
    „Bis bald.“
    Offenbar hatte er ohnehin Besseres zu tun, als sich mit mir zu treffen. Ich ärgerte mich, dass ich trotz allem gekränkt war. Immerhin war ich es, die einen anderen Mann zum Abendessen eingeladen hatte. Aber wer sagt, dass Joe allein war? Wer sagt, dass die Sitzung nicht bloß eine Ausrede war? Vielleicht gab es knackigen Nachwuchs in der Volksmusikbranche. Ich schüttelte den Kopf. Wir lebten in verschiedenen Welten. Mein Blick fiel auf die Kerzenleuchter, ich räumte sie wieder weg.
    Ich hatte gerade die gefrorene Hühnerbrühe in einen Topf gekippt, als das Telefon läutete.
    „Hier ist Oskar Kellerfreund.“
    „Ich weiß schon, welcher Oskar. Ich kenne sonst gar niemanden, der Oskar heißt“, antwortete ich fröhlich. Er brauchte wirklich nichts mitzubringen, gar nichts, nur sich selbst.
    „Ich …“ Er klang gedrückt.
    „Was ist los?“
    „Ich habe mich so auf das Essen gefreut,

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