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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Bedienerin von der „gnädigen Frau“ gesprochen hatte … An ihnen schienen die letzten Jahrzehnte spurlos vorbeigegangen zu sein. Vielleicht war die Tote eine verstoßene Tochter? Unwahrscheinlich, warum hätte sie die Adresse ihrer Eltern auf einen Zettel geschrieben? Die Studentin hätte sicherlich von einer Tochter gewusst. Sie hatte ja auch über den Bernkopf-Sohn einiges erzählen können. Ob der rote Kater zum Haus gehörte? Das brachte mich allerdings auch nicht weiter. Zuckerbrot würde den Fall schon lösen und ich würde morgen Abend, nachdem ich die erste Portion von der Hummerterrine gegessen hatte, zum neuen Tanzpalast für ältere Semester pilgern. Vielleicht eine Chance, Anschluss zu finden. Ich schüttelte mich. So weit war es mit mir auch noch nicht gekommen. Und immerhin gab es da ja Joe, auch wenn der zur Zeit wieder einmal in der Weltgeschichte unterwegs war.
    Ich löste die ausgedrückten Gelatineblätter in der warmen Hummeressenz auf und stellte den Topf danach noch einmal in kaltes Wasser.
    Zu Weihnachten hatte ich mir eine wunderbare Küchenmaschine geleistet – chromblinkend und mit jeder Menge Zusatzgeräte ausstaffiert. Damit schlug ich ein Viertel Schlagobers und verrührte es danach vorsichtig mit dem Sud. Dann goss ich ein kleines bisschen der Creme in die Form und stellte sie für zehn Minuten in den Gefrierschrank.
    Für ein letztes Glas reichte der Wein in der Flasche noch. Ich gab Gismo eine weitere Olive und kraulte sie hinter dem Ohr. Momentan war ihr die Olive wichtiger.
    Ulrike hatte wenig über die Befragung der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Freud-Museums erfahren. Offenbar waren es Routineuntersuchungen gewesen, bei denen Geburtsdatum und Name der Zeugen wieder einmal wichtiger gewesen waren als das, was sie wahrgenommen hatten, und erst recht als das, was sie vermuteten. Niemand erinnerte sich genau, aber einige hatten das Gefühl, dass sie die Unbekannte bereits öfter im Museum gesehen hatten. Dann aber musste sie irgendwo in Wien oder der Umgebung Wiens eine Unterkunft gehabt haben. Wenn natürlich der Vermieter der Mörder war, dann lag auf der Hand, warum er keine Abgängigkeitsanzeige erstattet hatte. Vielleicht hatte sie doch unbemerkt bei den Bernkopfs gewohnt. Ich schüttelte den Kopf. Das wäre mir zwar ganz recht gewesen, aber es war doch ziemlich unwahrscheinlich. Die Studentin hätte sie gesehen. Oder die alte Frau Nawratil.
    Zuckerbrot würde es schon herausfinden. Vielleicht auch nicht. Was ging es mich an? Die braunen Augen der Toten hatten ausgesehen, als ob sie aus Glas wären.
    Ich schnitt den Hummerschwanz in feine Scheiben. Dann nahm ich die Form aus dem Gefrierschrank. Gut, die unterste Schicht war fest. Ich verteilte die Hummerstücke und übergoss sie mit dem Rest der cremigen Masse aus Hummersud und Schlagobers. Gut verschließen und ab in den Kühlschrank.
    Genießerisch wischte ich mit den Fingern die Reste des Hummerschaums aus der Schüssel. Die Terrine war eindeutig ein Grund, mich auf morgen Abend zu freuen. Ich gab Gismo noch eine Olive, zog mein Nacht-T-Shirt an und las, bis mir die Augen zufielen. Zum ersten Mal seit längerer Zeit schlief ich tief und traumlos durch.
    Ich brachte Droch ein Stück von der Hummerterrine mit. Zwischen dem politischen Chefkommentator und mir gab es viele Gegensätze, doch einige Gemeinsamkeiten hatten wir auch. Gutes Essen zum Beispiel. Außer einem alten Korrektor war ich die einzige im „Magazin“, die mit ihm per Du war. Als es um die Machenschaften im letzten Präsidentschaftswahlkampf gegangen war, hatten wir gemeinsam das eine oder andere Abenteuer überstanden. Damals hatte es beinahe so ausgesehen, als könnte uns mehr als das miteinander verbinden. Ich weiß nicht, an wem es gelegen hatte, dass daraus dann bloß ein romantisches Abendessen am Donauufer geworden war. Droch war verheiratet, unglücklich verheiratet, aber sind das nicht alle Männer, wenn sie gerade für eine andere Frau schwärmen? Ich kam immer mehr zur Überzeugung, dass klassische Zweierbeziehungen für mich einfach nicht gemacht waren.
    Droch sah von seinem Computer auf, als ich hereinkam, und rollte zu mir. Seit einem legendenumwobenen Einsatz als Kriegsberichterstatter war er querschnittgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Er fuhr sich durch die kurzen, grauen Haare und lächelte halb erfreut, halb spöttisch. „Der nächste Mord?“, fragte er lapidar.
    Ich wickelte wortlos das Stück Hummerterrine aus

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