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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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der Verpackung, legte es auf einen Plastikteller und kramte nach einer Gabel. Er schnupperte genießerisch. „Für mich?“
    Ich machte eine einladende Geste. „Trotzdem.“
    Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen liebevoll an und kostete. „Himmlisch. Warum schreibst du über abgehalfterte Opernsängerinnen und aufgetakelte Baumeister, wenn du so kochen kannst?“
    „Weil ich fürs Schreiben bezahlt bekomme.“
    „Ich kenne Männer …“
    „Da lasse ich mich schon lieber vom ‚Magazin‘ zahlen.“
    „Was ist mit dem Mord?“
    „Das interessiert dich doch nicht.“ Ich schwieg unbarmherzig und sah ihm beim Essen zu.
    „Erzähl schon, oder muss ich dich auf Knien bitten?“
    „Es wäre mir wirklich zu anstrengend, dich wieder in den Rollstuhl zu hieven.“
    Er grinste. Solche Dialoge mochte er. „Also?“
    Ich erzählte. Und ich erfuhr, dass sein Zugang zur Psychoanalyse auch nicht subtiler war als meiner. Als er dann noch mit vollem Mund feststellte, die meisten Psychiater hätten doch selbst einen Dachschaden, musste ich endgültig widersprechen. Schon aus Prinzip. Und weil er ein alter konservativer Querkopf war. Das sagte ich ihm auch und dass die Frage, ob verrückt oder nicht, wohl in erster Linie vom eigenen Standort abhänge.
    Droch wischte sich die letzten Reste der Hummerterrine von den Lippen. „Natürlich“, erwiderte er, „und von meinem Standpunkt aus sind eben die meisten Psychiater verrückter als ihre Patienten. Außerdem“, fuhr er fort, „wundert es mich, dass ausgerechnet du dich für Freud und Co. ins Zeug wirfst. Er war ein alter Frauenfeind. Oder besser ein Freund der Frauen an dem Platz, an den sie gehören: ins Haus und in die Küche. Die anderen waren für ihn hysterisch – und dagegen hat er sie behandelt!“
    „Dir bringe ich noch einmal etwas von meiner besten Terrine mit.“
    „Ausnahmen gibt es immer. Solange du so kochst, habe ich nichts dagegen, wenn du dich zwischen gesellschaftlichen Events und Promis verwirklichst. Selbst Freud hat mit Frauen verkehrt, die gar nicht so angepasst waren. Psychoanalytikerinnen, irgendeine sehr moderne Adelige und dann noch eine attraktive Schauspielerin, wenn ich mich richtig erinnere.“
    „Woher weißt du das?“
    „Bildung, mein Mädchen. Ewas, das es jetzt in den Schulen nicht mehr gibt. Jetzt sind sie damit beschäftigt, Kindern wenigstens die Grundzüge eines halbwegs sozialen Verhaltens beizubringen, aber auch das gelingt immer seltener.“
    „Früher war eben alles besser.“
    Er winkte ab. „Weißt du etwas Neues?“
    „Das wollte ich dich fragen.“ Droch war mit Zuckerbrot seit Jahrzehnten befreundet und über ihn hatte ich den Chef der Mordkommission auch kennen gelernt.
    Droch schüttelte den Kopf. „Du und deine Putzfrau, ihr lasst nach.“
    „Zuckerbrot wird die Sache schon klären. Ich fahre nächste Woche ins Veneto. Und zuvor kümmere mich um die Eröffnung des Tanzpalastes, du weißt schon, dieser Mega-Schuppen für Überfünfunddreißigjährige. Hast du Lust, mitzukommen? Du bist doch schon über fünfunddreißig?“
    Droch verzog angewidert das Gesicht.
    Ich lachte. „Hat dir Zuckerbrot wirklich nichts erzählt?“
    „Er hat mich gefragt, ob du mir wirklich nichts erzählt hast.“
    Es würde eben noch dauern, bis jemand die Tote vermisste und zur Polizei ging. Erst dann konnten die Ermittlungen beginnen. Wir vereinbarten, zu Mittag auf ein schnelles Essen zum Türken um die Ecke zu gehen, und ich verbrachte den Rest des Vormittages damit, meine Post zu sichten und die Rubrik mit den Ankündigungen der besten Events der kommenden Woche zu füllen.
    Ich saß auf meinem winzigen Balkon, gähnte und ließ mir die Frühlingssonne ins Gesicht scheinen. Am Vorabend war es spät geworden. Nachdem ich bei der Eröffnung des Tanzpalastes mit Promis, Adabeis und der echauffierten Veranstalterin geredet hatte, nachdem ich mir notiert hatte, wer welche Designerklamotten getragen hatte, wer mit wem an einem Tisch gesessen war, und nachdem ich den Kulturstaatssekretär mit der Frage geärgert hatte, warum man ihn bei Promi-Treffs viel öfter sieht als bei Kulturveranstaltungen, hatte ich mich mit zwei Kolleginnen in ein ruhigeres Eck gesetzt und mit ihnen einem Menge Chardonnay getrunken. Nicht, dass der Wein so gut gewesen wäre, aber es war angenehm, einfach zu plaudern, sich über so genannte Kollegen zu beschweren, gemeinsame Feinde auszurichten und immer wieder auf die Tanzfläche zu sehen, um spöttische

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