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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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werden den Mörder schon finden.“ Meine Psychotherapie war zu Ende, bevor sie noch begonnen hatte. Ich ärgerte mich über meine selbstsüchtigen Gedanken.
    Ich rief im Freud-Museum an. Zum Glück war Ulrike nicht selber am Apparat. Ihre Kollegin wollte sie zum Telefon holen. „Nein“, schrie ich. Ich würde selbst hinfahren. Sofort. „Ich will sie überraschen“, stammelte ich. Eine schöne Überraschung.
    „Du wirst dich niedersetzen müssen“, sagte ich zu Ulrike. Sie schien an meinem Gesichtsausdruck zu merken, dass ich keine frohe Botschaft brachte.
    „Der Medienraum“, murmelte sie. Ausklappbare Sitzelemente, in der Mitte des Raumes Bildschirme, über die eine Freud-Dokumentation flimmerte. Wir waren allein und nahmen nebeneinander Platz. Ich schluckte.
    „Was ist? Hast du mit ihm geredet? Du glaubst, dass er in den Mordfall verwickelt ist? Hat er das selbst gesagt oder glaubt du es bloß?“ Sie feuerte Fragen auf mich ab, aber ich konnte ihr nur eine einzige Antwort geben.
    „Er ist tot.“ Ich hatte einen Aufschrei erwartet, einen Zusammenbruch. Ulrike aber sah mich nur groß an und wiederholte: „Tot?“
    „Ich weiß es von der Nachrichtenagentur. Er wurde heute Vormittag in der Praxis gefunden. Man weiß nicht, was es war. Keine äußeren Einwirkungen, sagen sie.“
    „Tot? Warum?“
    Ich zuckte mit den Schultern und kramte nach einem Taschentuch. Aber sie saß weiter mit tränenlosen, weit offenen Augen da und schüttelte bloß andauernd leicht den Kopf.
    „Wann hast du zum letzten Mal mit ihm gesprochen?“
    Auf den Bildschirmen war Freud zu sehen, weißbärtig, er beugte sich nieder, streichelte einen Hund, lächelte in die Kamera.
    „Gestern, aber wir haben nur telefoniert. Ich wollte ihn nicht treffen, bevor du nicht geklärt hast, ob er … was er …“ Sie starrte mich an. „Er kann nicht tot sein.“ Dann begann sie, leise zu weinen. Ich hielt ihre Hand, gab ihr das Taschentuch und sagte nichts mehr. Was hätte ich auch sagen sollen?
    So fand uns ihre Kollegin einige Zeit später. Ich klärte sie mit kurzen Worten auf und sie begann viel lauter als Ulrike zu schluchzen. „Ich kannte ihn, alle kannten wir ihn. Er hat einmal hier gearbeitet. Vor Jahren. Und er kam immer wieder her. Er war ein guter Arzt. Und er war so …“
    „Haben Sie irgendein Beruhigungsmittel?“, fragte ich eisig. Wenn, dann hatte Ulrike das Recht auf derartige Ausbrüche.
    „Ja“, schluchzte sie, „wir haben was in der Apotheke. Ich werde eines …“
    „Sie werden mir Beruhigungsmittel für Ulrike bringen.“ Meine Schulfreundin hatte auf den Auftritt ihrer Kollegin kaum reagiert.
    „Natürlich.“ Die Museumsangestellte schluckte. „Verzeihen Sie.“
    „Holen Sie das Zeug.“
    Ulrike setzte sich plötzlich auf und schüttelte meine Hand ab. „Ich will kein Beruhigungsmittel. Ich brauche so etwas nicht. Ich muss mit der Polizei reden. Sofort.“
    „Du wirst in deinem Zustand nicht mit der Polizei reden. Sie werden dich ohnehin vernehmen. Später. Du brauchst jetzt Ruhe.“
    „Warum haben sie mich noch nicht verständigt?“
    „Ihr wohnt nicht zusammen.“
    „Aber er hat ein Bild von mir auf seinem Schreibtisch stehen.“
    „Mit Adresse? Sie werden wohl zuerst seine Eltern benachrichtigen, je nachdem, was sie an Kontaktadressen finden und was seine Nachbarn erzählen.“ Ich hatte kein Bild von Ulrike am Schreibtisch gesehen.
    „Er kann nicht tot sein. Das Ganze hat mit dieser Amerikanerin zu tun. Die hat damit zu tun.“
    „Sie ist auch tot. Oder weißt du etwas, das ich nicht weiß?“
    Ulrike schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Ein Paar um die vierzig kam herein. Ich hatte wieder Ulrikes Hand genommen, sie war sichtlich verweint. Wir müssen einen seltsamen Eindruck gemacht haben.
    „Excuse me“, sagte die Frau im schönsten Oxford-Englisch, „is this the media-room?“
    Ich deutete wortlos auf die noch immer flimmernden Bildschirme. Ulrike sprang auf. „Ich werde sofort mit der Polizei reden. Wenn ich gleich gesagt hätte, dass Peter die Tote kennt – er wäre vielleicht noch am Leben.“
    Ich ließ die ratlosen Engländer zurück und lief Ulrike nach.
    „Wie ist die Nummer?“, sagte sie fordernd.
    Ich konnte nichts anderes tun. Ich kramte nach meinem Telefonbuch und suchte die direkte Nummer von Zuckerbrot heraus. Nachdem sie sich zweimal verwählt hatte, wählte ich für sie. „Soll ich zuerst mit ihm reden?“
    Sie nahm mir den Hörer aus der Hand und sprach dann mit

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