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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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irgendeinem seiner Stellvertreter. Es dauerte nicht lange und er machte ihr Vorwürfe, nichts vom Kontakt zwischen ihrem Freund und der Amerikanerin erzählt zu haben. Ulrike schien darauf nicht gefasst gewesen zu sein und begann sich irritiert zu rechtfertigen. Schließlich schnappte ich mir den Hörer und sagte: „Wer immer Sie sind: Meine Freundin hat gerade erfahren, dass ihr Freund tot ist. Also seien Sie bitte so gut und quälen Sie sie nicht zusätzlich. Und richten Sie ihrem Chef aus, dass er mich anrufen soll, sobald er kommt. Mein Name ist Mira Valensky.“ Danach legte ich kommentarlos auf. Ulrike hatte wieder zu weinen begonnen.
    Hätte ich nicht geglaubt auf eigene Faust nachforschen zu müssen und hätte ich mich dann nicht auch noch von meinen lächerlichen Problemen ablenken lassen, er säße womöglich neben uns und auch der Fall Jane Cooper wäre schon gelöst.
    Was aber, wenn zwischen den beiden Fällen gar kein Zusammenhang bestand? Ich schüttelte den Kopf. Zu unwahrscheinlich. Ulrikes Kollegin kam mit einem großen Glas Wasser und überredete sie nun doch, ein Beruhigungsmittel zu schlucken. Ich musste herausfinden, woran der Psychiater gestorben war. Wie sollte ich das herausfinden? Zuckerbrot. Droch. Aber ich konnte Ulrike nicht allein lassen.
    „Hast du eine Freundin, die sich um dich kümmern kann? Geschwister? Deine Eltern?“ Mir fiel auf, wie wenig ich von Ulrike wusste. Sie hatte lange blonde Zöpfe gehabt und war mit mir in einer Schulbank gesessen. Später hatte sie dann eine schicke Pony-Frisur getragen und mochte es sehr, im Mittelpunkt zu stehen. In Mathematik war sie, genauso wie ich, eher unbegabt gewesen. Aber sonst? Ich glaubte mich zu erinnern, dass es noch einen jüngeren Bruder gab. „Dein Bruder? Hat der Zeit für dich?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will allein sein.“
    Kam nicht in Frage. „Ich bringe dich heim, aber dann muss ich weg. Wer kann bei dir sein?“
    „Er ist tot.“
    „Ja, aber …“
    „Meine Schwester“, schluchzte sie, „vielleicht meine Schwester.“
    Während wir die Treppen des Freud-Hauses nach unten gingen, erreichte ich ihre Schwester. Sie erschrak und versprach, sofort zu Ulrikes Wohnung zu fahren.
    Ich wollte das Mobiltelefon gerade wieder einstecken, als es läutete. Mein Chefredakteur wollte wissen, ob ich schon vom Tod des Psychiaters gehört hatte. „Jetzt wird die Sache langsam interessant“, meinte er. Ich sah Ulrike an und fand ihn unsympathischer denn je. Andererseits konnte man von ihm nicht verlangen, dass er mit jedem wildfremden Menschen mittrauerte. Tat ich ja auch nicht.
    „Ich bin an der Geschichte dran“, erwiderte ich und überlegte, wie ich es anstellen sollte, eine gute Story zu bekommen, ohne Ulrike bloßzustellen. Bis morgen hatte ich noch Zeit. Aber bis morgen wussten wahrscheinlich ohnehin alle Kriminalberichterstatter von den Verbindungen des Toten zum Freud-Museum. Polizeiakten bleiben selten geheim.
    Ulrikes Schwester wartete schon vor der Türe. Sie war ein ganzes Stück größer und auch ein ganzes Stück breiter als ich. Ein Fels in der Brandung. Sie umarmte Ulrike stumm und mit dem Ausdruck einer besorgten, sehr tüchtigen, aber auch autoritären Krankenpflegerin. Mir gab sie flüchtig die Hand, dann nahm sie ihrer Schwester die Tasche ab, kramte nach dem Wohnungsschlüssel und sperrte auf. Ich versprach, am Abend wiederzukommen.
    Es waren vergiftete Bonbons gewesen. Diese Information bekam ich von Zuckerbrot nach stundenlangen Versuchen, zuerst ihn selbst zu erreichen, ihn dann über Droch erreichen zu lassen und ihn dann davon zu überzeugen, dass die nächste Ausgabe des „Magazins“ohnehin erst übermorgen erschien.
    Gezahlt hatte ich mit einer Menge an Informationen über Ulrike, die er allerdings beim ersten Gespräch mit ihr ohnehin bekommen hätte. Die geöffnete Bonbonniere war auf dem Schreibtisch des Psychiaters gefunden worden, die Verpackung im Papierkorb darunter. Irgendjemand hatte ihm per Post und ohne Absender Bonbons geschickt. Er hatte einige davon gegessen, und als er die Katastrophe bemerkt haben dürfte, war es schon zu spät gewesen. Was hatte er gewusst? Das hatte mich auch Zuckerbrot gefragt.
    Jedenfalls war das Medieninteresse durch den zweiten Mord deutlich gestiegen. Eine Redakteurin von „Boston Today“ stöberte mich in der Redaktion auf und stellte Fragen über die Zusammenhänge zwischen den beiden Todesfällen. Immerhin sei ich beim ersten Mord beinahe Tatzeugin

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