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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Weg.“
    „Nein“, erwiderte Droch.
    Wir starrten ihn böse an.
    Eine Viertelstunde später hatte ich die Adresse. Ein Wohnblock in der Columbus Avenue, Upper Westside. Zuckerbrot ließ mir bestellen: Falls jemand herausbekommen sollte, woher ich die Adresse hatte, würde er einen Grund finden, mich so lange hinter Gitter zu bringen, bis jedes meiner schwarzen Haare grau wäre. Offenbar tappte er bei dem Fall selbst im Dunkeln, anders konnte ich mir seine Kooperationsbereitschaft nicht erklären.
    Ich versprach Droch nach meiner Rückkehr ein sensationelles Essen mit mindestens acht Gängen.
    „Was soll ich dir noch liefern?“, grinste er.
    Vielleicht würde ich in New York auch Janes Verbindung zu Bernkopf klären können. Das Sicherheitsbüro schien diese Spur jedenfalls nicht weiter zu verfolgen. Janes Eltern waren lediglich im Zuge der Rechtshilfe von einem US-Officer einvernommen worden.
    Vesna tippte darauf, dass Jane Cooper jemanden aus der Birkengasse 14 kennen gelernt und sich die Adresse notiert hatte. Aber notierte man sich üblicherweise eine Adresse mehrfach auf einem Blatt? Und verzierte man sie mit Fragezeichen? Warum hätte sie dann Bernkopf einen Brief schreiben sollen?
    „Na weil sie etwas Seltsames entdeckt hat.“
    Ich spekulierte, dass Jane vielleicht doch ein uneheliches Kind von Ministerialrat Bernkopf gewesen war.
    Vesna schien unbeeindruckt. „Aber bringt man uneheliches Kind um?“
    Droch bestellte sich eine Mischung dieser entsetzlich süßen türkischen Nachspeisen.
    „Was meinst du?“, fragte ich ihn.
    „Ich glaube, dass es sich um einen Zufall handelt. Die Amerikanerin ist von einem Verrückten erwürgt worden. Und der Psychiater von einem anderen Verrückten, einem seiner Patienten, bei dem er etwas falsch gemacht hat.“
    „Aber das glaubst du selber nicht!“
    „So plausibel wie eure Theorien ist meine noch lange.“
    „Die Sache mit der Beratungsstelle passt nicht ins Bild“, überlegte ich. „Vielleicht hat es mit Freud zu tun. Die Nazis haben ihn zur Auswanderung gezwungen. Allerdings ist er nach England gegangen, nicht in die USA. Aber was hat das wieder mit dem Haus in der Birkengasse zu tun?“
    Die beiden hatten den Mund voll mit süßem Halva.
    „Was ist, wenn Jane mit Freud verwandt ist?“
    Droch verdrehte die Augen.
    „Oder wenn sie andere Vorfahren aus Wien hat? Vielleicht hat ihnen das Haus in der Birkengasse einmal gehört?“
    Droch schüttelte den Kopf. „Das hätten ihre Eltern wohl sofort erzählt. Und wenn nicht – dann hätten es die amerikanischen Reporter herausgefunden. Die sind doch ganz heiß auf ein politisches Mordmotiv.“
    Das war wiederum auch wahr.
    Der Gedanke an New York jedenfalls versetzte mich in Hochstimmung. Ich war seit vier Jahren nicht mehr dort gewesen. Ich rief das Stadtbüro der AUA an und fragte nach dem nächsten Flug. Ich hatte Glück. Das Flugzeug am morgigen Vormittag war nicht ausgebucht.
    „Ich fliege schon morgen“, strahlte ich die beiden an, „und jetzt muss ich noch einmal in die Redaktion.“
    Vesna küsste mich zum Abschied besorgt, normalerweise war sie keine große Freundin von Zärtlichkeiten. „Sei vorsichtig, Mira Valensky. In New York bist du allein.“
    Der Gerechtigkeit wegen gab ich auch Droch einen Kuss auf die Wange.
    „Du wanderst ja nicht aus“, sagte er.
    „Und jetzt“, meinte Vesna, „gehe ich heim und Herr Droch begleitet Mira Valensky und redet mit dem Chefredakteur.“
    „Sie hätten Feldwebel werden sollen“, meinte Droch.
    „Krieg ist nicht meines, da ist noch Staubwedel besser.“

[ 9. ]
    Wie hatte ich die Geräusche dieser Stadt vermisst. Das Verkehrsbrausen, das bloß zunahm und wieder abnahm, aber nie aufhörte. Die Hupen und selbst die Sirenen. Ich stand in der Mitte der Dachterrasse meines Hotels und sah auf die Wolkenkratzer rundum. Die Lichter gingen an, Millionen von Lichtern, Leben. Der rote Backsteinbau des „Pickwick Arms“ lag in Midtown Manhattan, nicht auf der Westside wie die Wohnung der Coopers, sondern auf der Eastside. Es war für New Yorker Verhältnisse erstaunlich billig und seine Dachterrasse war schlicht einmalig. Hier schien sich nichts verändert zu haben. Ein Plankenboden, ein hohes Geländer, das war alles. Die meisten Gäste kannten nicht einmal den Aufgang zur Terrasse. Mein Herz schlug schneller, aber hier war das normal und kein Zeichen von aufziehender Panik. Die Stadt war schnell und wild und dabei romantisch. Wer hatte das gesagt? Woody Allan

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