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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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kennen gelernt hat. Sie war ein sehr offenes Mädchen, sie hat mir alles erzählt.“ Sie schluckte und fuhr sich über die gelben Löckchen.
    Erstaunlich, wie viele Mütter glauben, dass ihnen ihre Töchter alles erzählen. „Sie hat Ihnen auch nicht geschrieben, dass sie Dr. Zimmermann kennen gelernt hat?“
    „Es kam nur eine Ansichtskarte. Es war schrecklich, sie kam zwei Tage nachdem wir erfahren hatten, dass unsere Tochter …“
    Ich nickte.
    „Die Polizei hat die Ansichtskarte nach Wien zu den Akten geschickt. Aber es stand wenig drauf. Dass es ihr gut gehe und dass das Freud-Museum sehr interessant sei. Sonst nichts.“
    „Sie ist nach Wien gefahren, um eine Arbeit über das Freud-Museum zu schreiben. War diese Reise lange geplant?“
    „Nein, gar nicht. Sie hat hart studiert und ich hatte ein wenig den Verdacht, dass sie in erster Linie einmal hinaus wollte. Da kam ihr die Idee mit dieser Arbeit wohl gerade recht. Sie war eine sehr gute Studentin.“
    „Können Sie mir sagen, bei wem sie diese Arbeit geschrieben hat? Wer ihr Professor war?“
    Frau Cooper zögerte und rief dann plötzlich: „Aber ich habe Ihnen ja nicht einmal etwas zu trinken angeboten. Verzeihen Sie.“
    Ich winkte ab, sie ließ es sich trotzdem nicht nehmen und sprang auf. „Was darf ich Ihnen bringen? Saft? Coke? Wasser?“
    Ich entschied mich für Wasser.
    Sie breitete eine Serviette über den Couchtisch aus dunkler Eiche und stellte einen großen Krug mit Eiswasser und zwei Gläser ab.
    „Wir waren beim Namen des Professors.“
    „Ich kann mich nicht genau erinnern. Evans oder so ähnlich. Aber das müsste in ihrem Zimmer herauszufinden sein. Es ist noch alles unverändert. Ich habe noch nicht die Kraft gehabt …“
    „Haben Sie eine Ahnung, warum Ihre Tochter an einen …“ Ich stockte. „Ministerialrat“ auf Englisch zu übersetzen war unmöglich. „… einen hohen Beamten namens Bernkopf schreiben wollte?“
    „Das muss ein Irrtum sein. Ich bin mir sicher, dass sie niemanden in Wien kannte. Wir waren deswegen auch etwas in Sorge, aber sie ist ja erwachsen.“ Sie sah mich erschrocken an. „Sie war ja erwachsen. Für mich lebt sie noch. Sie ist fortgefahren und hat mich geküsst und jetzt ist sie eben fort. Aber bloß fort.“
    Das Bild der jungen Frau, die wartend auf dem Überseekoffer Freuds gesessen war, stieg in mir auf. Und dann das Bild mit den Würgespuren.
    „Entschuldigen Sie. Aber sie hat niemanden gekannt.“
    „Sie hat den Brief erst in Wien geschrieben.“
    „Ich verstehe es nicht.“
    „Kennen Sie ein Haus in der Wiener Birkengasse? Gibt es irgendeine Verbindung Ihrer Familie zu diesem Haus?“
    Sie schüttelte mit Bestimmtheit den Kopf. „Danach hat die Polizei auch schon gefragt. Es gibt keinen Zusammenhang. Es muss eine riesige Verwechslung sein.“
    Ich seufzte. „Darf ich das Zimmer Ihrer Tochter sehen?“
    Es war tatsächlich alles so, als ob Jane in den nächsten Minuten zur Tür hereinkommen und mit einem „Hi, Mummy“ die Tasche auf den Schreibtisch schleudern würde. Für eine junge Frau von zweiundzwanzig wirkte der kleine Raum allerdings etwas kindlich. Auf einem Bücherregal saßen zahlreiche Plüschtiere und auf ihrer Bettcouch gab es noch mehr davon. Die Möbel waren aus hellem Holz, die Tagesdecke über dem Bett hatte ein pastellfarbenes Blumenmuster. Das Fenster ging auf die Straße, ich sah ein hohes Wohnhaus vis-à-vis. Auf dem Fensterbrett stand eine kleine Zimmerpalme. Wenigstens etwas Grün.
    „Die Polizei hat alle ihre Sachen durchgesehen. Wenn Sie glauben, dass es hilft, dann sehen Sie sie noch einmal durch. Es ist schon egal. Aber bitte bringen Sie nichts in Unordnung.“
    „Hat die Polizei etwas mitgenommen?“
    „Nicht viel. Die Postkarte. Und dann ein altes Adressenverzeichnis. Das neue ist offenbar verschwunden. Und alte Tagebücher. Die habe ich ungern hergegeben. Sie sind zu privat. Ich habe sie nie gelesen. Aber vielleicht hätte ich sie später einmal lesen wollen. Ich weiß nicht. Wir sollen sie nach Abschluss der Untersuchungen zurückbekommen.“
    „Ich darf auch in die Schubladen sehen?“
    Die Frau seufzte resigniert. „Wie lange werden Sie brauchen? Ich muss einkaufen gehen, später.“
    Keine Ahnung. Janes Mutter ließ mich allein. Sorgfältig sah ich Schublade für Schublade durch. Es war unwahrscheinlich, dass die Polizei etwas übersehen hatte. Aber wer weiß, wie sorgfältig die New Yorker Police Officers gewesen waren. Jane hatte erstaunlich

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