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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Interessantes drinnen, hat mein Mann gesagt, Kleider und so, aber ich kann eben nichts wegwerfen, also habe ich ihn in den Wandschrank gesteckt.“
    Sie öffnete den Vorzimmerschrank und hob einen abgeschabten dunkelbraunen Lederkoffer heraus.
    Obenauf lagen zwei schmale Seidenkleider im Stil der Dreißigerjahre. Das eine war dunkelblau, das andere hatte einen silbrigen Schimmer und war tief ausgeschnitten. Ich legte sie vorsichtig auf Janes Bett. Darunter war die Fotografie eines Paares, aufgenommen offensichtlich zu Beginn des Jahrhunderts. Das Foto maß mindestens 20 mal 30 Zentimeter und war zum Schutz in ein dickes Stück Karton eingelegt. Wahrscheinlich hatte man damals weltweit dieselbe Art von Porträt angefertigt. Mehr braun als grau, mit sorgfältig nachretuschierten Gesichtern, der Hintergrund künstlerisch verschwommen. Das Auffälligste am jungen Mann war der große, buschige Schnurrbart. Er blickte ernst auf die einen halben Kopf kleinere Frau. Sie trug ihre üppigen Haare in der Mitte gescheitelt und halblang. Sie lächelte scheu, ihr Kleid mit dem kleinen weißen Spitzenkragen wirkte feierlich. Ein junges Ehepaar, dachte ich. Vielleicht Janes Großeltern. Oder ihre Urgroßeltern.
    Als Nächstes nahm ich eine braun-gelb karierte Reisedecke heraus. Sie war weich und fühlte sich warm an. Darunter lagen nur noch einige Briefcouverts und ein paar kleinere Fotos. Zwei zeigten das mir schon bekannte Paar gemeinsam mit einem kleinen Mädchen. Ein anderes zeigte die Frau allein in großer Abendrobe. Sie sah auf dem Bild um einige Jahre älter und selbstbewusster aus. Dann ein Foto mit drei jungen lachenden Mädchen. Es schien noch einige Jahre später aufgenommen worden zu sein. Die Mode ordnete ich den Dreißigerjahren zu. Das mittlere Mädchen hatte schwarze, lange Haare, große dunkle Augen und fein geschnittene Gesichtszüge. Eine richtige Schönheit. Zum Schluss kam ein Foto, auf dem im Hintergrund ein Haus zu sehen war. Vor dem Haus stand das Ehepaar und daneben ein etwa zehnjähriges Mädchen, eindeutig die spätere Foto-Schönheit. Ich sah genauer hin. Dann vergaß ich beinahe zu atmen. Ich kannte das Haus. Es stand in Wien, Adresse Birkengasse 14.
    Frau Cooper hatte gesagt, dass ihre Familie nichts mit Österreich zu tun habe. Warum hatte sie gelogen? Es bestand kein Zweifel. Das Ehepaar stand mit seiner Tochter vor dem Haus in der Birkengasse 14.
    Ich öffnete den ersten Brief. Er kam von einer Hedi Klein, geschrieben in Schreibschrift mit altertümlichen Schnörkeln. Er war ganz kurz. Am Rand trug er ein händisch aufgemaltes Blumenornament.
    „Liebe Hanni,
    alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag in der Fremde. Mögen alle Deine Abenteuer so gut ausgehen wie dieses! In Gedanken bin ich bei Dir. Bei uns ist es noch immer unruhig, aber das wird sich hoffentlich wieder legen. Auch Margit läßt Dich herzlich grüßen. Genieße Deinen Aufenthalt in Amerika und bleibe, so lange Du kannst.
    Deine Dich liebende Freundin
    Hedi
    Wien, im Monat Februar des Jahres 1938“
    Der zweite Brief enthielt eine Kunstpostkarte mit einem Blumenstillleben. Auf der Rückseite stand:
    „Herzlichen Glückwunsch, Du Ausreißerin!
    Mach es gut in Amerika und schreibe mir möglichst bald. Ich beneide Dich! Auf der Universität hat es gestern Krawall gegeben, aber ich war zum Glück nicht dort. Mein Geburtstagsgeschenk bekommst Du, wenn Du wieder zurück bist. Genieße die Freiheit!
    Mit liebem Kuß,
    Elisabeth
    Wien, fast schon Frühling, aber bitterkalt, 1938“
    Der dritte Brief war etwas länger und ohne Verzierungen.
    „Liebe Hanni!
    Gerade noch rechtzeitig, um Dir zum Geburtstag gratulieren zu können, habe ich Deine Adresse in New York bekommen. Ich hoffe, Dir geht es gut. Ich wünsche Dir ein wunderschönes Geburtstagsfest im fernen Amerika. Sei klug und komme nicht zurück. Die Lage bei uns spitzt sich weiter zu. Die Braunen trauen sich immer ungenierter auf die Straße. Das läßt sich nicht mehr aufhalten. Man hat in Deutschland ja gesehen, wohin es führt.
    Ich habe daher an Dich eine große Bitte: Kannst Du mir helfen, damit ich auch nach Amerika fahren kann? Wie Du weißt, können mich meine Eltern finanziell nicht unterstützen. Mehr als die Hälfte der Reisekosten kann ich zur Zeit nicht aufbringen. Aber ich hörte von einigen Mädchen, die als Gouvernanten oder als Hausmädchen nach Amerika vermittelt wurden. Kannst Du fragen, ob mich jemand brauchen kann? Die Hälfte der Reisekosten würde ich selbst

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