Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)
hochmoderne EDV bemüht“, sagte Chiara sarkastisch.
Der altersschwache Computer brauchte minutenlang, um die Datenbank zu öffnen und Chiara drehte währenddessen genervt eine Locke ihres flachsblonden Haares, denn im Gegensatz zu ihrem südländisch klingenden Namen war sie ein ausgesprochener Wikingertyp.
„Wo ist eigentlich dein netter Partner Gruber, der blonde, gut aussehende Typ?“ Während sie das Passwort eintippte, starrte sie auf ihren Monitor.
„Der war doch gestern bei dir, wegen einer Suchanfrage“, antwortete Braun mehr als gelangweilt. „Also, warum fragst du?“
„Nein, er hat nur mit mir telefoniert! Es ging um eine Mail, die du bekommen hast. Er hatte es ziemlich eilig.“
„Er war nicht hier und hat dir das Foto gezeigt?“ Wütend presste Braun die Lippen zusammen und nahm sich vor, seinem Partner gründlich die Meinung zu sagen. Gruber war mehr als unkonzentriert bei der Arbeit, schickte Suchanfragen per Telefon, bloß weil er privat irgendetwas Geheimnisvolles am Laufen hatte.
„Nein, sage ich doch! Aber ich habe auch nichts gefunden. Das wollte ich ihm bloß sagen“, maulte Chiara, die Brauns schlechte Laune überhaupt nicht ausstehen konnte.
„Ist ja auch scheißegal“, lenkte Braun ein und beugte sich über den Computer, als endlich Bewegung auf den Bildschirm kam. Zwei Fotos erschienen in kleinen Fenstern. Brauns Herz begann schneller zu schlagen und ungeduldig beugte er sich noch weiter vor, um die Bilder besser erkennen zu können. Doch schon nach wenigen Augenblicken richtete er sich enttäuscht wieder auf. Die Mädchen auf den Fotos waren nicht zwischen sechzehn und zwanzig, es waren zwei pausbäckige Schulmädchen, zwölf und vierzehn Jahre alt, die seit drei Tagen vermisst wurden.
„Nichts! Tut mir leid, Braun. Hat diese Suche auch mit Grubers Anfrage zu tun?“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Braun. „Da hat sich ein Psychopath auf meine Fersen geheftet. Der schickt mir Fotos von toten Mädchen und will mein Freund sein.“
„Echt krass! Hoffentlich kriegt ihr den Kerl bald.“
„Ja, das hoffen wir auch!“
Chiara runzelte die Stirn und rief eine neue Datei auf. Wieder dauerte es unendlich lange, bis auf dem Bildschirm etwas zu sehen war. Das Foto eines blonden Mädchens mit schwarzen Schatten unter den Augen tauchte auf.
„Nadeshda Rubicowa“, las Chiara laut den Text. „Alter 16 Jahre. Vermisst seit März dieses Jahres.“
„Na bitte!“, Braun schlug mit der linken Faust in seine flache rechte Hand. Er beugte sich weit über Chiara, um den Text auf dem Bildschirm lesen zu können.
„Woher stammt sie und wo wird sie vermisst?“, murmelte er. „Was ist das überhaupt für eine Datei, Chiara!“
„Das Vermisstenregister von Europol, Braun.“ Chiara tippte auf den Bildschirm. „Diese Rubicowa ist Moldawierin und wurde in der Slowakei vermisst gemeldet. Sie war als Eventhostess für eine Tagung in Linz gebucht, ist aber nicht mehr nach Bratislava zurückgekehrt. Seither wird sie vermisst.“
„Wer hat sie als vermisst gemeldet?“, fragte Braun und strich sich nachdenklich über die Stirn. Chiara scrollte durch das File.
„Ihr Bruder, sie wollten sich in Bratislava treffen.“
„Sie ist also entweder in Linz oder in Bratislava verschwunden.“ Braun dachte kurz nach, ehe er weitersprach.
„Wurde sie über eine Modelagentur gebucht?“
Chiara klickte auf dem Bildschirm nach unten.
„Die Buchung wurde über Madonna Models abgewickelt. Von dort wurde das Mädchen nach Linz geschickt.“
„Stopp, Chiara. Wie war nochmal der Name der Modelagentur?“ In Brauns Hinterkopf begannen die Alarmglocken zu läuten.
„Madonna Models! Eine Agentur in Bratislava.“
Natürlich, jetzt fiel es ihm wieder ein. Kim Klinger hatte ihm gestern Abend von dieser Agentur erzählt und auch Laura Pestalozzi in diesem Zusammenhang erwähnt. Merkwürdig, dachte er, da muss etwas dran sein!
„Für welchen Event war sie in Linz gebucht?“
„Sorry, Braun, aber das steht hier nicht. Wurde anscheinend von den slowakischen Kollegen vergessen einzutragen.“
Nachdenklich ging Braun in sein Büro zurück. Das mit dem vermissten Mädchen in Bratislava konnte ja Zufall sein, obwohl Braun in seinem Job nicht an Zufälle glaubte. Es war an der Zeit, sich einmal gründlich mit der Journalistin Kim Klinger zu unterhalten, um mehr über ihre mysteriöse Informantin zu erfahren.
Ächzend ließ er sich in seinen Drehstuhl fallen, um sich endlich der
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