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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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in die Galerie, knallte die Tür hinter sich zu und ließ Marusha in einer Urinlache zurück.

24. Die „Wahren Werte“

    Vom Fenster aus hatte man einen Blick auf die ehemalige Stadtbücherei von Linz, die mittlerweile aber an einen anderen Ort übersiedelt war. Statt Lesern bevölkerte das schon einige Zeit leer stehende Gebäude jetzt eine Unmenge von Tauben, die durch die zerbrochenen Fensterscheiben ins Innere geschlüpft waren und sich jetzt zu hunderten in dem verkommenen Gebäude verkrochen. Manchmal bahnte sich ein dick vermummter Mann, der leicht hinkte, den Weg durch den nur nachlässig mit Brettern versperrten Haupteingang, um auf den breiten Treppen und in den von Taubendreck überzogenen Lesepulten Vogelfutter auszustreuen. Dann herrschte ein Kreischen und Flattern und Zischen und Scharren, das bis in die weitläufige Wohnung auf der anderen Straßenseite zu hören war und über die Räume einen gespenstischen Soundteppich legte.
    Doch manchmal, wenn der Nebel immer dichter wurde und die Schatten der Einsamkeit aus allen Winkeln hervorkrochen, um sich in dem Herz der schlaflosen Bewohnerin gegenüber einzunisten und sie ruhelos auf und ab ging, hatte sie das Gefühl, als würde hinter einem der verdreckten Fenster im Dachgeschoss ein Lichtstrahl durch die Dunkelheit irren, wie ein Geist auf der Suche nach Erlösung.
    Gebannt verfolgte Kim Klinger das flackernde Leuchten in dem leer stehenden Haus auf der anderen Straßenseite, dessen Konturen sich in Nebel und Dunkelheit langsam auflösten. Sie bildete sich ein, die Lichtstrahlen des Wachdienstes würden geheime Signale an sie aussenden und ihr den Weg in eine andere Wirklichkeit weisen. In eine Realität, in der sie ohne dröhnende Kopfschmerzen, ohne das nervige Schaben an ihrer Schädelwand leben könnte. Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste sie gegen ihre Augen. Fest und immer fester. Als sie die Fäuste sinken ließ, war aber alles wie immer, nur das Leuchten gegenüber war verschwunden.
    Die geheimen Signale sind doch alles nur Einbildung, dachte sie. Mit knisternden Stimmen im Kopf ging sie in ihr Badezimmer, starrte auf das Bord unter dem Spiegel, wo in Dreierreihen die grünen Jägermeister-Fläschchen aufgefädelt standen, die alle leer waren.
    Noch immer benommen von den knisternden und kratzenden Geräuschen, die durch ihren Schädel kreisten, griff sie nach einigen Fläschchen und rutschte an der gefliesten Wand entlang auf den Boden. Aus einem kleinen Schrank unter dem Waschbecken nahm sie einen Trichter, den sie in das erste Jägermeister-Fläschchen steckte, dann holte sie eine medizinisch aussehende Flasche hervor und füllte das Jägermeister-Fläschchen mit einer klaren, geleeartigen Flüssigkeit. Genauso machte sie es mit den anderen Fläschchen, bis der alle auf dem Bord komplett aufgefüllt waren.
    Als sie den Inhalt eines Fläschchens ex gekippt hatte, fühlte sich Kim gleich viel besser. Das Knistern und Kratzen verschwand, auch der Lichtschein gegenüber tauchte nicht mehr auf. Voll frischer Energie setzte sie sich an den Computer und rief die Homepage von Madonna Models auf. Ihre Informantin Lola hatte ihr erzählt, dass die Agentur den Mädchen auch ganz normale Fotojobs vermittelte, um auf diese Art und Weise den Schein von Legalität und Normalität aufrechtzuerhalten.
    Warum meldet sich Lola nicht?
    Natürlich ahnte Kim bereits, dass etwas mit Lola passiert sein musste, sonst hätte sie sich sicher gemeldet. Sie war ja so scharf auf das Geld. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sich Kim, dass etwas dran war an der Story mit den sieben verschwundenen Mädchen!
    Irgendwo schlug eine Kirchturmuhr und riss Kim aus ihren Gedanken. Mit einer Zigarette zwischen den Lippen, die sie aber nicht anzündete, trat sie ans Fenster und sah ziellos nach draußen. Der graue Nebel war jetzt einem undurchdringlichen Schwarz gewichen, das Gebäude und Straßen gleichmäßig verhüllte und Kim das Gefühl gab, alleine in einem luftleeren Raum zu schweben, losgelöst von Zeit und Realität und gänzlich ohne Ahnung, wohin die Reise ging. Diese Orientierungslosigkeit jagte ihr Angst ein und sie riss ein Streichholz an, sah in der Flamme ihr Gesicht in der Fensterscheibe flackern, dann verlöschen.
    „Verdammt!“ Hastig steckte sie Daumen und Zeigefinger in den Mund, die sie sich an der Streichholzflamme verbrannt hatte, und dieser kurze Schmerz holte sie wieder zurück in die Wirklichkeit ihres Arbeitszimmers. Sie

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