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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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provozieren, wenn auch zu einer negativen. Aber besser so als gar kein Statement. Im Badezimmer hatte er sich zuvor die Haare auf der rechten Seite oberhalb der Schläfe radikal abrasiert, die Strähnen dann mit dünnem Bindfaden umwickelt und in seinem Rucksack verstaut.
    Barfuß war er ins Wohnzimmer getappt, hatte „Your funeral, my trial“, die Doppelmaxi von Nick Cave, aus dem Regal gezogen – cooler Titel, dachte Jimmy. Dann noch verschiedene Nick-Cave-LPs bis zu Nirvana „Unplugged“ – dahinter war der Safe, in dem sein Vater die Pistole aufbewahrte. Jimmy hatte ein fotografisches Gedächtnis, das er von seinem Vater geerbt hatte und so war es auch nicht besonders schwierig für ihn gewesen, sich die richtige Safekombination zu merken, als er seinen Vater beobachtet hatte.
    „Peng!“ Er zielte auf die Eingangstür und drückte ab. Das trockene Klacken des Bolzens riss ihn aus seiner Trance.
    Eine Zeit lang chattete er auf Facebook, machte mit dem Handy ein Foto seiner neuen Frisur und lud es hoch, doch irgendwie langweilte ihn diese virtuelle Kommunikation. Planlos surfte er durch diverse Homepages, bis er bei den „Wahren Werten“ landete, das hatte er im Hinterkopf auch vorgehabt, es sich aber natürlich nicht eingestanden, dass er hören wollte, was sein Vater nach Mitternacht bei diesem beknackten Internetradio so trieb. Aus den Lautsprechern seines Laptops drang blechern die Stimme seines Vaters. Während er konzentriert den manchmal wütenden, dann wieder besänftigenden Worten seines Vaters lauschte, der gerade einen Anrufer in der Leitung hatte, landete eine schwarze Taube auf dem Fenstervorsprung oberhalb seines Fensters mit einem leisen Gurren, beugte den Kopf nach unten und blickte Jimmy erwartungsvoll an.
    Als der Anrufer fertig war und die Musik einsetzte, holte sich Jimmy ein Stück Brot aus der Küche, zerbrach es sorgfältig und streute die Krümel auf das Fensterbrett. Die Taube trippelte vorsichtig näher, pickte die Brotkrumen schnell auf, ohne Jimmy aus den Augen zu lassen.
    „Coole Sendung, die mein Alter da macht!“
    Die Taube neigte den Kopf, gurrte leise und flog davon. Jimmy war sich ziemlich sicher, dass es Damian gewesen war. Phil hatte sie so abgerichtet, dass sie auch nachts flog und wieder auf das Dach zu ihm zurückfand. Übermorgen würde er Phil die Pistole vorbeibringen, so wie es vereinbart war. Auch die Schachtel mit den Patronen hatte er aus dem Safe genommen. Genauso wie Phil es ihm aufgetragen hatte. Trotzdem hatte er irgendwie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wenn er an Phils Worte dachte: „Mit einer Pistole ohne Patronen kannst du niemanden umbringen, mein Junge.“
    *

    Das bunte Mah-Jong-Sofa war der einzige Farbklecks in der nüchternen und hellen Wohnung von Dominik Gruber. Objektiv betrachtet war es das Apartment eines erfolgsverwöhnten jungen Mannes. Freistehende Küche mit großem Tresen für Show Cooking, Flatscreen auf einem weißen Bord und ein schmales blutrotes Gemälde, das vom Boden bis zur Decke reichte und so an der Wand lehnte, dass es die Tür dahinter fast vollständig verdeckte.
    Die Tür war mit drei Schlössern gesichert und innen hatte Gruber auch noch eine dicke Matratze angeschraubt, damit sie sich nicht verletzen konnte, wenn sie dagegenrannte. Das Fenster in dem Zimmer hatte er mit massiven Brettern zugenagelt, die bekam sie im Leben nie auf. Er stoppte den YouTube Channel, auf dem er gerade „Burial“ gehört hatte, und lauschte.
    Gedämpft drangen leise Geräusche durch die abgedichtete Tür. Ging es ihr wirklich so schlecht? Sie hatte sich doch nach dem Ausflug schon viel besser gefühlt. Es war wie immer ein ständiges Auf und Ab. Objektiv betrachtet war sie auf dem richtigen Weg, aber wer scherte sich schon um Objektivität? Braun, zum Beispiel, würde ganz etwas anderes darüber denken, wenn er davon gewusst hätte. Braun wäre schwer davon zu überzeugen, dass es einen Sinn hatte, sie zu retten. Aber er musste sie retten, das war nun einmal sein Schicksal. Auch gegen ihren Willen musste er tun, was zu tun war.
    Er hatte ihr das rosa Handy gegeben, aber sie hatte es einfach benutzt, um ihn zu hintergehen. Hatte ihn auch noch belogen, aber das war er schon gewöhnt. Alle lügen, wenn es ihnen schlecht geht, keine will gerettet werden, alle wollen noch tiefer fallen.
    Nervös fummelte Gruber auf seinem iPad herum, fand den Stream, hörte sich wie jede Woche Brauns Talkradio an. Natürlich erzählte er Braun nichts

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