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Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Freunde müssen töten - Thriller (German Edition)

Titel: Freunde müssen töten - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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drehte sich zu der dem Fenster gegenüberliegenden Wand, ging darauf zu, zunächst zögernd, dann aber immer bestimmter, öffnete zwei riesige Schiebetüren, die aber nur den Blick auf eine Mauer freigaben, mit der die ursprünglich große Wohnung in zwei kleinere Einheiten unterteilt worden war und jetzt eine Art Wandschrank bildete.
    Doch hinter den Schiebetüren waren keine Kleider und auch keine Bücher oder Papiere, die Kim für ihre journalistische Arbeit brauchte. Hinter den Schiebetüren waren nur Fotos, welche die Trennwand bedeckten. Hunderte von A4-Computerausdrucken, die alle nur ein Motiv hatten: das Gesicht von Kim Klinger. Ganz links das erste. Aufgenommen vor fünf Jahren, als sie das erste Mal davon gehört hatte. Die Serie mit den dreißig Bildern für einen Monat vor drei Jahren in der Mitte. Dieser Juli vor drei Jahren war ihr als erstes Ablaufdatum mitgeteilt worden. Eine Prophezeiung, die sich letztlich als falsch herausgestellt hatte ...
    Das Mitternachtsbild!
    Klick! Sie nahm es selbst mit dem iPhone auf. Ein wenig aus der Spur, aber das Wichtigste, die Augen, waren zu erkennen. Die tiefen Falten rundherum, ja, der Verfall war nicht mehr aufzuhalten, fraß sich langsam, aber unermüdlich von innen nach außen, bis nichts mehr von ihr übrig bleiben würde als diese Bilder.
    Um der erdrückenden Stille, die sich plötzlich über die Stadt, über das Viertel, über ihr Altstadthaus, über ihre Wohnung gelegt hatte und eben im Begriff war, auch sie mit dem ganzen Gewicht einer schwarz-hoffnungslosen Nacht zu erdrücken, klickte sie sich auf der Suche nach Musik durch die Welt der Internetradios, bis sie schließlich wie von selbst zu dem Sender „Wahre Werte“ gelangte. Ein Name, so altmodisch und aus der Zeit gefallen, dass er sofort Kims Interesse weckte.
    „... schon wochenlang kein Wort miteinander gesprochen. Ich denke, wenn ich ihr sage, dass ich sie ...“, hier stockte die Männerstimme, um dann leiser und gehemmt fortzufahren: „... wenn ich ihr sage, dass ich sie liebe, wird sie mich verlachen!“
    „Warum soll sie dich verlachen?“ Elektrisiert horchte Kim auf. Diese Stimme, woher kannte sie bloß diese Stimme. „Das Gegenteil wird der Fall sein! Sie wird dich für deinen Mut bewundern, dafür, dass du dich traust, Gefühle zu zeigen! Weißt du Mann, das ist echt Scheiße, dass wir Männer immer so verdammt cool sein müssen!“
    Natürlich, das war Tony Braun, der Polizist, der für sie wegen der vermissten Mädchen recherchierte und mit dem sie sich ja für den nächsten Tag verabreden sollte. Tony Braun als Moderator einer Talkshow – einfach unglaublich! Kim schüttelte vor Verblüffung den Kopf, kippte gegen alle ihre Vorsätze noch schnell einen Jägermeister und hatte jetzt wieder alles scharfgestellt. Während Braun mit dem Anrufer weiter über Männer und ihre Gefühle und über die Stärke von Schwäche sprach, loggte sich Kim auf die Homepage der „Wahren Werte“ ein und hatte plötzlich eine Idee.
    *

    „Peng! Peng!“ Jimmy Braun hockte bei offenem Fenster auf dem schmalen Sims im Wohnzimmer seines Vaters und starrte nach draußen auf die Zubringerstraße, die im Nebel fast nicht zu erkennen und um diese Zeit auch nicht mehr stark befahren war. Immer, wenn sich die Scheinwerfer eines Autos durch die Dunkelheit fraßen, hob er die silberne Beretta, umfasste sie mit beiden Händen visierte die Dunkelheit knapp oberhalb der Scheinwerfer an und drückte ab.
    „Peng!“
    Obwohl die Waffe nicht geladen war, ließ ihn der Rückstoß jedes Mal beinahe zurück ins Zimmer fallen.
    „Peng!“ Sniper killt nächtliche Autofahrer!
    Das wäre einmal eine Schlagzeile für diese verschlafene Stadt! Da würde sein Vater aber ganz schön schlucken und sich Vorwürfe machen.
    Geschieht ihm ganz recht, warum bleibt er nicht einfach zu Hause, sondern lässt mich allein.
    Die Waffe lag schwer und glänzend in seiner Hand und die kalte Nachtluft ließ ihn frösteln, aber er wollte nicht wieder zurück in sein warmes Zimmer, das im gedämpften Licht der Nachttischlampe im Grunde ganz gemütlich aussah, für ihn aber dieselbe Atmosphäre wie ein Hotelzimmer verströmte. In der Fensterscheibe spiegelte sich sein Gesicht und er konnte den rasierten Teil seines Kopfes deutlich erkennen. Immer wieder legte er die Mündung der Pistole an den rasierten Teil seines Schädels.
    „Peng!“ – so einfach wäre das.
    Mit diesem Haarschnitt würde er seinen Vater schon zu einer Reaktion

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