Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
eisgekühlte Chai Latte.
    Winters schenkte der Frau keinen zweiten Blick. Er konzentrierte sich ganz auf mich und bohrte sich durch meine Verteidigungslinie. »Was entfacht Ihre Leidenschaft?« Er stellte die Frage so beiläufig wie:
Würden Sie mir bitte das Salz reichen?
Unser Kaffee kam, mit biologisch abbaubaren Holzlöffeln.
    Dies war mehr als simple Konversation. Und ich konnte nicht mal sagen, dass mir das missfiel. »Resultate, Wörter, Ideen«, erwiderte ich. »Menschen, die ihr Leben lieben.«
    »Dann sind Sie also eine von denen, die das Leben leichtnehmen und es genießen?« Sein Ton klang leicht spöttisch.
    »Genau.« Sollte ich je cool gewesen sein, so war damit spätestens jetzt Schluss. Ich wandte den Blick ab und suchte nach dem Süßstoff. Es stand keiner auf dem Tisch.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte er. Er tat zwei Löffel braunen Zucker   – vermutlich die teure Sorte aus Belize   – in seinen Chai Latte und lehnte sich zurück. Warum nur hatte ich das Gefühl, dass er einen Schritt weitergekommen war, fragte ich mich. »Oh, Sie lieben Teile Ihres Lebens. Aber ich kann sehen, dass etwas fehlt, etwas Wichtiges.«
    Was in meinem Leben fehlte, war Aufrichtigkeit und Offenheit. Das gab ich jederzeit gern zu, aber nur mir selbst gegenüber. »Winters«, begann ich wohlüberlegt. Ich würde mich nicht ködern lassen, denn ich hatte plötzlich den Eindruck,dass dies ein Test war. Wofür genau, wusste ich allerdings nicht. »Ganz offensichtlich will ich einen neuen Job. Ihren Job. Ich meine, den Job, den Sie besetzen wollen. Alles andere in meinem Leben ist bestens.«
Nicht, dass Sie das überhaupt irgendetwas anginge.
    »Seien Sie doch nicht gleich so defensiv«, erwiderte er und hob beschwörend die Hand. »Es ist einfach so, dass es meiner Erfahrung nach die hungrigen Leute sind, die mit ihrem Leben nicht hundertprozentig Zufriedenen, die vorankommen, die das gewisse Etwas mitbringen. Genau so jemanden will ich in meinem Team haben.«
    Sein Lachen erinnerte mich an Wellen, die sanft an einen Strand schlugen. Er sagte
Team
. Ich hörte
Bett
.
    Die Fiese Fiona drängte sich in den Vordergrund.
Und wenn du noch so poetisch daherschwadronierst von Wellen und Stränden,
rief sie dazwischen.
Welche vernünftige Frau würde diesen Job denn überhaupt wollen?
    »Hören Sie, tut mir leid, wenn ich etwas direkt geworden bin. Ich hoffe, ich habe Sie nicht irgendwie beleidigt.«
    »Das wird sich noch zeigen«, sagte ich und versuchte zu lächeln. Doch es lag mir nicht, anzügliche Bemerkungen zu machen. Auf dem Gebiet war ich nicht zu Hause, oder zumindest außer Übung.
    »Übrigens«, begann er und trank erst mal seinen Chai Latte halb aus. »Was ich schon die ganze Zeit fragen wollte   – kennen Sie eine Chloe Keaton? Sie beide arbeiten doch in derselben Agentur.«
    Ich stieß vor Schreck mein Glas um, und es landete in seinem Schoß. Die Kellnerin kam mit einem Stapel Papierservietten angerannt. Während sie die eiskalte Flüssigkeit noch auftupfte, rasten meine Gedanken. Winters legte seine warme Hand auf meinen Arm, als wollte er mich beruhigen, weil ich unentwegt Entschuldigungen hervorsprudelte. »Chloe? Aber sicher   …« Was sollte ich dazu bloß sagen, dachte ichund versuchte, so zu tun, als würde ich seine Berührung nicht genießen. Unerklärlicherweise drehte ich mich in diesem Moment um und sah einen Mann auf mich zukommen, der genau den gleichen beschwingten Schritt hatte wie Tom. Der kleine Junge neben ihm, ein Abbild Henrys, musste fast rennen, um nicht abgehängt zu werden.
    Ich blinzelte. »Überraschung!«, rief Tom, was Henry noch einmal wiederholte.
    Jetzt versuch mal, dich da wieder herauszuwinden, meine liebe Talia,
sagte die Fiese Fiona.
Du kriegst genau das, was du verdienst.

Noch eine Jules-Regel:
Auch wer nichts tut, tut letztlich etwas.
    Ich hatte eines meiner eigenen Gebote nicht beachtet. Seit Wochen spielte ich mit dem Gedanken, Sheila anzurufen und einen Termin für das Prozedere festzulegen. Doch wenn ich begann, ihre Nummer einzutippen, erstarrte meine Hand. Das lag nicht daran, dass meine persönliche Einstellung sich geändert hatte. Ich, eine militante Vertreterin des Rechts auf Abtreibung, hatte erst am Tag zuvor der Organisation NARAL, die für dieses Recht eintrat, eine ansehnliche Spende zukommen lassen. Doch ich litt an einer immer wieder auftretenden Antriebslosigkeit und wusste nicht, ob der Hormon-Zauber in meinem Körper diese Lähmung ebenso

Weitere Kostenlose Bücher