Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
Vom Netzwerk:
ausgelöst hatte wie das Sodbrennen, die Verstopfung und, meinen liebsten Feind, den unstillbaren Hunger. Ich füllte meinen Kühlschrank wie das Maul eines Rhinozeros.
    Trieb etwas Tieferes und Dunkleres meine Psyche um? Ich vermute, die Leute halten mich für unreflektiert. Aber damit kann ich leben. Es gibt Schlimmeres als eine Frau zu sein, die niemals ihr eigenes Zeug wiederkäut. Bis jetzt.
    Arthur hatte mit Carmines zweitbestem Brandy wiederbelebt werden müssen, und danach war ich nach Hause gedüst. Den größten Teil der Straße fuhr ich zwanzig Meilen zu schnell, angetrieben von Demütigung   – eine wirkliche Alternative zu Sprit übrigens, die es an Tankstellen geben sollte. Ich fragte mich die ganze Fahrt über und auch noch die ganze Nacht hindurch:
Warum
hatte ich es ihm erzählt? Jetzt, Tage später, hatte Arthur plötzlich das Gefühl, wir müssten die seelische Miete für die Schlangengrube, in der ich hockte, teilen. Ich sagte ihm, er solle aufhören mit den E-Mails , Anrufen, Karten und vor allem mit den Blumen. Nein, ich korrigiere: Dem dämlichen Geizhals fiel es ja nicht mal ein, mir Blumen zu schicken.
    Wenn ich so weit war, würde ich schon mit ihm reden. In der Zwischenzeit wollte ich mit einem Menschen sprechen, der selbst etwas von seelischem Ballast verstand und mich zufällig auch noch mochte. Ich war zwar schon mal bei der Beichte gewesen, aber dies war kein Problem, mit dem man sich an die Kirche wandte. So sehr ich einen Hauch Weihrauch auch genoss und so stolz ich darauf war, dass meine Vorfahren Rom erbaut hatten, in den meisten Dingen waren der Papst und ich nicht gerade einer Meinung. Ich hatte auch keine Zeit, mir einen Psychologen zu suchen   – nicht, dass ich einem vertraut hätte. Manche Frauen würden sich an ihre Mutter wenden. Meine ist da natürlich ein Totalausfall wie meine Schwester auch, obwohl sie, wie Liza Minnelli, regelmäßig Comebacks startet.
    Blieben nur die Freundinnen zum Reden. Quincy kam nicht infrage, klar. Ich hatte das Glück, dass Chloe gern in der großen Liga mitgespielt und mir Ratschläge gegeben hätte,aber so ernst sie das auch meinen mochte, ich brauchte keinen Amateur, um meine emotionale Legasthenie in den Griff zu kriegen. Also blieb nur noch eine übrig. Ich wartete mit dem Anruf bis halb acht abends, wenn Talia vermutlich gerade Tom dabei zusah, wie er sich mit einem heißen Topf voll gesundem Gemüse abrackerte.
    Es war der heilige Thomas, der abhob. »Hey«, sagte ich. Ich mag ihn gern. Tom Wells ist großherzig und klug. Doch er presste meinen Namen seltsam mühevoll hervor.
    »Ich freu mich auch«, sagte ich.
    »Moment«, brummte er. Ich hörte Talia kreischen: »Lass mich rangehen«, und Tom schreien: »Sag, du rufst später zurück. Es ist bloß Jules.«
    Du egoistischer Mistkerl.
Bloß-Jules wollte auch mal einen Augenblick lang das Zentrum der Welt sein! Ich war drauf und dran aufzulegen, als Talia ans Telefon kam. »Tut mir leid, ist gerade ein ungünstiger Zeitpunkt«, sagte sie gehetzt. »Bis wann kann ich dich zurückrufen?«
    »Jederzeit von Mitternacht bis fünf Uhr früh«, sagte ich.
    »Ist es so schlimm?«, fragte sie. »Du klingst beschissen. Wir haben hier eine kleine Auseinandersetzung, aber ich verspreche, dass ich zurückrufe. Tut mir leid.«
    Nicht so leid wie mir, hätte ich wetten mögen.
    Während der Abend voranschritt, arbeitete ich mich durch alle Aufgaben und Süßspeisen, die mir gerade in die Quere kamen. Ich bügelte Servietten, druckte Rechnungen aus und ließ eine Haarkur einwirken, während ich ein Kapitel eines Anne-Rice-Romans noch einmal las, aß Pistazieneis mit heißer Schokoladensoße und schaltete um elf HBO ein. Nach zwanzig Minuten war ich völlig in Tränen aufgelöst. Wäre ich noch in der Highschool gewesen, hätte ich getan, was die junge Mutter mit den Grübchen in den Wangen in diesem Film tat   – Baby weggeben, eine neue Seite im Buch des Lebens aufschlagen und weitermachen. Okay, abgesehen davon, dassich nicht hätte zusehen wollen, wie sich mein Körper in einen Buick verwandelte, nur um mein kleines
Cannolo
dann einer Frau zu überlassen, die sich für eine bessere Mutter hielt als mich.
    Du heilige Scheiße. Hatte ich mich selbst eben als Mutter betrachtet? Die Erde hatte aufgehört, sich zu drehen.
    Wenn ich dieses Kind nicht haben konnte, sollte es auch keine andere haben. War ich eine egoistische, schreckliche Hexe, die in der Hölle schmoren sollte? Vermutlich. Ich war eine

Weitere Kostenlose Bücher