Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
zweimal bei den Pommes frites zu, und dann noch dreimal. Ach, wer wollte denn verheiratet sein. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich nur eine Kalorienverwertung hätte wie sie. »Arthur scheint mir der Typ Mann zu sein, auf den meine magische Überzeugungskraft schon noch wirken wird.«
Ich folge nämlich meinen ganz eigenen Regeln im Leben, den »Jules-Regeln«. Ich weiß, was ich will – was vielleicht auch erklärt, warum ich selbstständig bin und allein lebe. Und ich weiß, wann ich recht habe – was frappierend regelmäßig der Fall ist.
»Wenn du Arthur magst, dann mag ich Arthur auch. Du weißt doch, dass ich dir nur das Beste wünsche.« Was Quincy mir tatsächlich schon bewiesen hatte. Als Ted mich verlassen hatte, war sie es gewesen, die mich aus dem Bett zerrte und mir Tag und Nacht zuhörte, persönlich, am Telefon, per SMS und per E-Mail , während ich analysierte, wo sich unsere Wege getrennt hatten, und herauszufinden versuchte, wie ich mein zermalmtes Selbstwertgefühl wieder aufbauen konnte. Ja, sicher, wir haben unsere Differenzen. Aber Quincy, Chloe und Talia sind wahre Freundinnen.
»Wie geht’s mit deinem Buch voran?«, fragte ich.
»Mit ›Crazy Maizie‹?«, sagte sie und stopfte sich noch mehr Pommes frites in ihren schönen kleinen Mund. »Vergiss das Buch. Etwas viel Größeres und Besseres ist passiert.«
»Oh mein Gott!«, rief ich. Sie war schwanger. Quincy und Jake versuchten es schon seit ein paar Jahren. Sie hatte zwei Fehlgeburten gehabt, und nach jeder hatte sie sich in eine persönliche Angstkrise hineingeschraubt. »Erzähl mir alles darüber«, sagte ich und streifte mit einem flüchtigen Blick ihren Bauch. Er wirkte so flach wie immer.
Auf meiner eigenen Liste der zu erledigenden Aufgaben stand es zwar nicht, aber Chloe und Talia gingen ganz in ihrer Rolle als Mutter auf. Quincy wollte zu ihrem Stamm dazugehören, bauchnabelfreie Schwangerschaftsklamotten tauschen und wichtig daherreden über Strampelhosen und Bio-Babykekse. Ich habe nie verstanden, warum so viele Frauen den Drang verspüren, sich vermehren zu müssen – und die Leute sagen,
ich
sei narzisstisch? –, daher habe ich auf die harte Weise gelernt, meine große Klappe zu halten. »Erzähl mir alles«, wiederholte ich.
»Es wird ziemlich anstrengend werden, und wir müssen jede Menge Kraft und Zeit reinstecken. Aber in dem Augenblick, als ich hinaussah, hatte ich dieses seltsame Gefühl, losgelöst zu sein von Zeit und Raum, so als wäre es mein Schicksal, als hätte ich in einem früheren Leben schon dort gewohnt. Ich bin absolut begeistert.«
Es dauerte ein paar Sekunden, ehe es bei mir klick machte. »Eine Wohnung«, sagte ich dann wie ein Schwachkopf. Das hätte ich mir auch denken können. Das ganze letzte Jahr über waren Quincys Montage nach Besichtigungen unzähliger Wohnungen stets von Ernüchterungen geprägt gewesen und sie hatte die Objekte entweder als zu dunkel, zu klein oder zu hässlich kategorisch abgelehnt. Das heißt, wenn Quincy nicht sowieso schon überboten worden war, was ihr immer dann passierte, wenn sie etwas kaufen wollte.
»Nicht bloß
eine
Wohnung«, wiederholte sie spöttisch meine Worte. »
Die
Wohnung überhaupt.«
»In welchem Apartmentgebäude?«
Quincy hatte einen Ausdruck im Gesicht, den ich mir in meinem nur vorstellen konnte, wenn in ferner Zukunft doch noch jemand um meine Hand anhalten sollte. »In Arthurs«, erwiderte sie, »mit Blick auf den großen See im Central Park.«
Den Arthurs Wohnung nicht zu bieten hatte.
Jeder wünschte sich, in einem solchen Gebäude wie Arthur zu wohnen und seine Post aus einem Briefkasten neben denen der Berühmten oder auch einfach nur Stinkreichen zu ziehen. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft er mir schon erzählt hatte, mit welch enormer Weitsicht er doch gehandelt habe, als er sich die Wohnung vor zwanzig Jahren gekauft hatte. Und wenn er erst mal davon anfing, dann redete er immer weiter. Mittlerweile seien die Preise ja in den Orbit geschossen und wenn er verkaufen würde, könne er einen Riesengewinn machen. Die angepeilte Summe stieg mit jedem Mal, da er die Geschichte aufs Neue erzählte. Schwierig war nur die Frage: Wohin sollte er dann ziehen? Arthur war in sein Wohnviertel gezogen, als es noch richtig schäbig gewesen war. Doch jetzt konnte er allein schon den Gedanken, an eine weniger schicke Adresse zu ziehen, nicht mehr ertragen. Er war ein Gefangener seiner eigenen Ansprüche geworden.
Ich war
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