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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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vielleicht lasse ich mich auch hinreißen und sollte auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.«
    Schweigend gingen wir weiter, bis Jake sich an den Bach setzte, dem wir gefolgt waren. Er nahm Kieselsteine auf und begann, sie in das rauschende Wasser zu werfen. Ein Dutzend Kieselsteine später ergriff er das Wort. »Q, du lässt dich nicht hinreißen. Es ist eine ganz und gar unglaubliche Wohnung, und wohl auch eine ziemlich gute Investition, etwas in einer solchen Gegend zu erwerben.« Wann immer wir uns fünfzig Meilen von Manhattan entfernten, malte er sich Bilder pittoresker Armut aus und vergaß, dass er auf dem besten Wege war, als Anwalt von Gaunern in Designeranzügen viel Geld zu verdienen; hier auf dem Land unter Harken und Hähnen würde er solche Klienten natürlich nur spärlich finden. »Wenn du sie willst, will ich sie auch. Wir können unser Angebot noch mal um fünf Prozent erhöhen, aber das ist die Obergrenze. Sonst sind wir auf Essensmarken angewiesen.«
    Ich umarmte ihn, als er Horton auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterließ. Dann schlenderten Jake und ich weiter bis zu der Brücke, breiteten in der Nähe eine Decke aus und ließen uns die dick mit Thunfisch und Brie belegten Sandwiches schmecken, die wir mit sprudelnder Limonade hinunterspülten. Pappsatt legten wir uns Hand in Hand auf den Rücken und zählten die Wolken an einem so strahlend blauen Himmel, wie man ihn in der Stadt nie sah. Bald döste ich ein. Ich träumte, dass wir in unserer neuen Wohnung Umzugskisten auspackten. Seltsamerweise spielte ich Cello, begleitet von Eloise Walter. Nach einem bravourösen Spiel zog ich mich in eins der Schlafzimmer zurück und entdeckte dort eine Tür, die Horton uns nicht gezeigt hatte. Sie war abgeschlossen, und weil ich keinen Schlüssel hatte, schlug ich dagegen, wieder und wieder.
    Ich wachte auf, da Jake mich an der Schulter schüttelte. »Q   – du klagst und jammerst vor dich hin.«
    »Was hab ich denn gesagt?«, fragte ich, ins helle Licht blinzelnd. Ich bin berüchtigt dafür, höchst verschachtelte Geschichtenzu träumen, deren Rechte Steven Spielberg wohl kaum ablehnen würde. Doch wann immer ich sie Jake erzähle, muss ich feststellen, dass er sie leider nicht halb so fesselnd findet wie ich.
    »Keine Ahnung, es hat mir nur einen höllischen Schreck eingejagt.« Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen. »Komm, wir haben noch einiges vor.«
    Während meines Nickerchens hatte Jake in einem Reiseführer gelesen und in einem nahe gelegenen Restaurant einen Tisch bestellt. Unser Abendessen war seinen Preis wert   –
Red Snapper
für ihn, Entenbrust für mich   –, wie auch der Brandy, den wir später noch vor dem Kamin des Gasthofs tranken. Es war beinah Mitternacht, als wir die Treppe des ›Black Cat‹ hinaufschlichen.
    Am Sonntag weckte uns der Geruch knusprigen Specks, und wir stolperten zum Frühstück hinunter. Ich war drauf und dran, mir noch eine dritte Waffel zu gönnen und den gesamten Wintervorrat des Besitzers an Ahornsirup aufzubrauchen, als er fragte: »Haben Sie beide etwas für Auktionen übrig?« Da hätte er auch gleich fragen können, ob ich als Mensch etwas für Sauerstoff übrig hätte. Zwanzig Minuten später saßen Jake und ich in der hintersten Reihe einer überfüllten Scheune. Interessant wurde es erst, als der Auktionator die letzten Angebote aufrief, Objekte aus dem Haus jener Familie, nach der die Stadt benannt war.
    »Klingt vielversprechend«, flüsterte ich. »Hältst du es noch weitere zehn Minuten aus?«
    »Bleib, solange du willst«, sagte Jake. »Ich gehe raus und erledige ein paar Anrufe.«
    Zuerst wurde ein Spinnrad aufgerufen, das für meinen Geschmack aber zu sehr nach Colonial Williamsburg aussah. Dasselbe galt für eine Messingente, die als Türklopfer diente. Ich wollte schon Jake folgen, als der Auktionator eine kleine Kiefernwiege hochhob. »Seht her, Leute!«, rief er und hielt siein alle Richtungen. »Dies Kleinod stammt aus den 186 0-ern und wurde bisher von Generation zu Generation weiter vererbt. Jedes Baby begann sein Leben in diesem Bettchen, und Gott weiß, dass sie alle hundert geworden sind.«
    Ich ging nach vorn, während der Auktionator Geschichten über die erlauchten Gestalten erzählte, die in dieser Wiege gelegen hatten. Aus der Nähe sah man, dass die Wiege so gut wie keine Abnutzungsspuren hatte. Und sie war blau gestrichen.
    »Wir beginnen mit vierzig«, sagte der Auktionator.
    »Vierzig«, rief

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