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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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sollten?«
    »Jetzt noch nicht«, sagte Horton. »Ich halte Sie auf dem Laufenden. Aber erwarten Sie nicht, vor Dienstag von mir zu hören. Glückwunsch   – Sie sind auf dem besten Weg, Eigentümer eines ganz besonderen Kleinods zu werden. Jetzt genießen Sie erst mal Ihr Wochenende.«
    Genau das wollten wir tun. Ich hatte die Tür zu dem Gasthof kaum aufgestoßen, da gefiel er mir auch schon, weil er keine dieser kitschigen Gedenktafeln hatte. Auf einem alten Tisch stapelten sich neben einer Schale Pflaumen einige Kunstbände. Als ich die Glocke betätigte, kam durch einen Flur ein Mann mit krausem Haar auf uns zu, der sich die Hände an einer schneeweißen Schürze abwischte. »Willkommen im ›Black Cat‹«, sagte er lächelnd. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Jake. »Könnten wir uns Ihre Zimmer wohl mal ansehen?«
    »Sicher, es sind aber nur noch zwei frei.«
    Das erste Zimmer hatte ein Himmelbett mit bleistiftdünnen Pfosten, auf dem eine verblichene Tagesdecke lag, die mir wie die Aussteuer für eine Hochzeit erschien, die schon Jahrzehnte zurücklag. Doch vom Fenstersitz des zweiten Zimmers aus sah man auf eine schöne Steinterrasse mit Korbstühlen und großen weißen Sonnenschirmen hinunter. Dieses Zimmer war höher und heller und hatte ein Bad mit einer tiefen Badewanne auf Klauenfüßen, die mich an meine erste Wohnung erinnerte. Jake ergriff meine Hand und drückte sie zweimal, unser Zeichen für Zustimmung, das Zeichen, mit dem wir uns auch über die Eigentumswohnung verständigt hatten. Ich erwiderte seinen Händedruck. »Wir nehmen es«, sagte er.
    »Ich wünschte, wir könnten länger bleiben als nur eine Nacht«, flüsterte ich, als wir wieder hinuntergingen.
    »Ich wüsste nicht, warum ich am Montag nicht mal etwas später kommen könnte.« Er hob die Augenbrauen und warf mir seinen laszivsten Groucho-Marx-Blick zu. »Ich miete das Zimmer auch für Sonntag noch.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass Rechtsanwalt Blue jemals seiner Kanzlei ferngeblieben war, nicht einmal, als er sich beim Skifahren den Oberschenkelknochen gebrochen hatte. Es waren Momente wie dieser, in denen ich wirklich davon überzeugt war, dass mein Leben, selbst wenn ich nie ein Kind bekommen sollte, dennoch sehr viel mehr als nur in Ordnung sein würde. Jake hat alles, was ich mir von einem Ehemann wünsche. Am meisten an ihm liebe ich zwar, dass er die Phasen erträgt, in denen ich mich tagelang vor der Welt verstecke und nicht spreche. Aber das unstillbare Verlangen nach ihm, das ich empfinde, folgt ohne nennenswerten Abstand gleich darauf. Als ich später die Treppe hinunterkam, hatte er schon alles für ein Picknick besorgt, das wir am beliebtestenAusflugsziel der Gegend, einer überdachten Brücke, machen wollten. Den Arm um die Taille des jeweils anderen geschlungen, so nahe beieinander, dass mein Strohhut Jakes Ohr kitzelte, gingen wir die Auffahrt des Gasthofes entlang.
    Wir waren noch keine zwanzig Meter weit gekommen, als das Klingeln meines Handys es mit dem lauten Muhen einer Kuh aufnahm. »Was ist los, Horton?«, fragte ich.
    »Frau Dr.   Walters rechtlicher Vormund dankt Ihnen für Ihr Angebot und lässt nachfragen, ob Sie bereit wären, es zu erhöhen.«
    »Oh«, sagte ich nur, und eine mir vertraute Enttäuschung breitete sich in meiner Magengrube aus und verursachte ein heftiges Ziehen. Genau so war es mit all den anderen Kaufangeboten gelaufen, die wir für eine Wohnung abgegeben hatten. »Wir besprechen es, und ich rufe Sie dann gleich zurück.« Ich legte auf und erklärte Jake die Situation.
    »Es läuft alles auf die eine grundsätzliche Frage hinaus: Willst du diese Wohnung wirklich haben?«, sagte Jake, der Vernunftmensch.
    Ich dachte an all die Adressen, die ich in meinen über dreißig Lebensjahren bisher hatte: das massive dreistöckige Haus meiner Kindheit in Minneapolis; die weitläufige alte Wohnung in Manhattan, die ich zuerst mit meinem damaligen Freund und dann mit Jules, Talia und Chloe geteilt hatte; Jakes gemütliche kleine Bruchbude, in die ich nach unserer Verlobung mit eingezogen war; unsere jetzige Mietwohnung in einem Gebäude, das aussah wie ein Stapel riesiger Eiswürfel mit Balkonen, die nicht größer waren als ein Sarg. Und nun die Wohnung am Central Park West, in der ich mich sofort zu Hause gefühlt hatte, als hätte ich in einem früheren Leben schon einmal glücklich dort gelebt.
    »Meine Intuition sagt mir, Angebot erhöhen«, gab ich zu. »Aber

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