Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Abschluss, wissen Sie noch? Sie fand Sie und Ihren Mann ideal.«
Ich spürte, dass Jake mir das Handy am liebsten aus der Hand gerissen und selbst mit Horton gesprochen hätte. Doch ich fragte mit großer Geduld weiter. »Ja aber, was ist denn passiert?«
Jetzt kam Horton langsam in Fahrt. »Passiert ist, dassirgendein Kerl, der in dem Gebäude wohnt, den Pförtner so lange drangsaliert hat, bis der ihm erzählt hat, welche Wohnung mit Blick auf den großen See zum Verkauf steht. Und dieser feine Herr hat Fran dann in der Eingangshalle ein Gespräch aufgezwungen und die Ärmste in Grund und Boden gequatscht, bis sie schließlich nachgegeben und ihm die Wohnung gezeigt hat.« Horton hielt kurz inne, um Luft zu holen. »Er war in Begleitung seiner Frau oder Freundin – Fran wusste es nicht genau. Sie meinte nur, dass sie beide viel zu laut fand. Fran ließ sie lediglich ein paar Minuten bleiben, doch es ist diesem Paar gelungen, Frau Dr. Walter aufzuregen.« Es hatte sich alles so richtig angefühlt, und jetzt lief alles so schief. »Tatsache ist, dass Jake und Sie sich schnellstens überlegen müssen, ob sie den anderen überbieten wollen.« Er nannte die Summe, die wir jetzt noch drauflegen müssten.
Ich musste schon wieder schlucken. »Okay. Wir rufen Sie morgen an.«
Ich wartete darauf, dass Horton sich verabschiedete, doch er sprach einfach weiter. »Quincy, eine letzte Sache noch.« Ich konnte ihn schwer atmen hören. »Als Sie die Wohnung das erste Mal besichtigt haben, erwähnten Sie, dass Sie in dem Gebäude jemanden kennen.«
»Ja.« Mir krampfte sich der Magen zusammen. »Der Freund einer Freundin von mir. Arthur irgendwas.«
»Haben Sie dem etwa erzählt, dass Sie die Wohnung kaufen wollen?«, fragte Horton. »Denn Ihr Konkurrent heißt Arthur Weiner.«
Wenn Talia zum Abendessen einlädt, stopft sie ihre Gäste mit einem undefinierbaren vegetarischen Eintopf voll. Chloe serviert exquisite Häppchen von dem Catering-Service, der bei der reichen Oberschicht gerade angesagt ist – beim letzten Mal war das ganze Menü roh, für alle, die auch mal Heißhunger auf in Wassermelonensaft marinierten Saibling haben. Quincys Küche ist, wie ihre Kreativität, starken Schwankungen ausgesetzt: Je nachdem, wann im Monat man eingeladen ist, kann die Bandbreite von in raffiniertem Ricotta-Dip schwimmenden Shrimps bis hin zu den Hamburgern nach Art ihrer Mutter reichen. Ich will mich nicht beklagen. Aber wenn meine Freundinnen zu
mir
kommen, geht keine hungrig oder mit Stacheln von Kaktusfeigen zwischen den Zähnen nach Hause. An diesem Abend hatte ich ein Pastagericht mit Zitrone und Pistazien gezaubert, einer der Jules-de-Marco-Klassiker mit freundlicher Unterstützung von Marcella Hazan, und zum Dessert einen Olivenölkuchen, der sehr viel besser schmeckt, als sein Name vermuten lässt. Ich hätte natürlich genauso gut gleich ein Plakat aufstellen können, das Rom als nächstes Ziel unseres gemeinsamen Kurztrips auswies, denn das besondere Entrée des heutigen Menüs war die Planung ebendieser Reise im September.
Als ich gerade Artischocken anbriet, klingelte das Telefon. »Brauchst du noch Wein?«, fragte Talia, die aus Chloes Auto anrief. »Letzte Chance, zum Spirituosenladen im Village abzubiegen.«
»Danke, aber es ist genug da.« Auf meiner Walnussanrichte stand eine Karaffe mit Chianti, in dem sich das Licht der untergehenden Sonne fing. Zwei weitere Flaschen wartetennoch, zusammen mit einem Prosecco zum Anstoßen, falls die Entscheidung auf Rom fallen sollte.
»Okay, dann sind wir in zehn Minuten bei dir«, sagte Talia und fügte noch hinzu: »Falls wir nicht in New Haven herauskommen.« Sie ließ einen ihrer heiseren Lacher los, die in den Zeiten vor Tom wohl so manchem heranwachsenden Jüngling rauschhafte Lustgefühle beschert hatten.
»Das ist unfair – diesmal kenne ich den Weg«, rief Chloe über eine Computerstimme hinweg, die sie höflich bat, jetzt rechts abzubiegen.
»Wie viel zu spät sind wir?«, fragte Talia. »Ist Quincy schon da?«
»Bislang kein Zeichen von ihr«, erwiderte ich noch, ehe ich auflegte.
Ich hatte die ganze Woche über nichts von Quincy gehört, obwohl ich ihr gemailt hatte. Zweimal. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht erst mit einer Stunde Verspätung eintrudelte und behauptete, vollkommen in jenem heiligen Zustand gefangen gewesen zu sein, der Autoren offenbar befiel, wenn ihre Schreibblockade sich löste und sie wie von Höllenhunden getrieben
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