Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
schrieben. Quincy konnte gehen, wohin immer ihr verdammter Kreativitätsschub sie trieb, solange sie unser Abendessen nicht vergaß. Ich hatte keine Lust, die Entscheidung über unsere Reise unter höflichem Getue noch einmal zu verschieben.
Üppige Rosen aus meinem Garten verströmten einen zarten Duft auf der verkleideten Terrasse, wo wir essen würden. Ich dachte kurz daran, eine Oper aufzulegen –
nein, zu viel des Guten
–, und entschied mich für Sinatra. Als ich auf dem Weg zurück in die Küche war, klingelte mein Telefon noch einmal. »Hallo, Schatz«, sagte Arthur. »Störe ich dich und die Ladys?«
»Nein, aber ich habe trotzdem keine Zeit.« Ich tat noch mehr frischen Pfeffer in die Soße. »Na, gutes Immobilien-Karma?«
»Scheiße, nein«, sagte Arthur.
Binnen einer Stunde, nachdem ich die Wohnung in seinem Gebäude erwähnt hatte, brachte Arthur den Pförtner dazu, ihm zu sagen, um welche Wohnung es sich handelte, und bestand dann darauf, dass ich schnellstens kam und mich in der Eingangshalle mit ihm traf. Wie zwei Idioten saßen wir dort fast eine Stunde lang und taten, als würden wir uns angeregt unterhalten, bis die Maklerin hereinschwebte; die Sorte Miststück übrigens, die bei Bloomingdale’s neben einem stehen bleibt und mit nicht allzu verhohlenen Blicken zu verstehen gibt, dass man sich besser in der Abteilung für Übergrößen irgendwo im Kellergeschoss umsehen solle. Ich konnte sie schon auf den ersten Blick nicht leiden, und es war mir auch egal, ob diese Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Diese Frau stachelte meinen Konkurrenztrieb nur weiter an und ließ mich Arthurs Einfallsreichtum bewundern – nicht, dass ich mir nicht fast in die Hosen machte, als ich über die Schwelle jenes Fundstücks trat, auf das Quincy Anspruch erhob, als wäre es schon mit ihrem Namensschild versehen. Ich sagte mir noch einmal, dass sie die Wohnung ja sowieso nicht bekommen würde. Wenn irgendwer sie verdiente, dann ein Bewohner des Gebäudes. Nennen wir diesen Bewohner doch Arthur.
»Kein Glück gehabt? Tja, das ist echt Mist«, sagte ich zu ihm. Die Lebensgefährtin in mir war verärgert, die Freundin teils erleichtert. »Was hat diese alte Hexe von einer Maklerin denn gesagt?«
»Sie ruft mich nicht zurück.«
»Wie schade.« Ich wollte kein
Schatz
oder
Süßer
anhängen, sondern nur noch das Thema wechseln. »Gibt’s sonst noch etwas?«
»Welchen Film soll ich für Freitag ausleihen?« Wir würden also wieder nicht in eine Broadway-Show gehen. Eins konnte man von Arthur wirklich sagen: Er war zwar geizig, aber dasimmerhin konsequent. »Wie wär’s mit diesem Film über Jesse James?«
Und auch ein Angeber. Nichtsdestotrotz wollte ich gerade einen lauten Pfiff ausstoßen wegen des Hauptdarstellers, als es an der Tür klingelte. »Hörst du das? Ich rufe dich wieder an, wenn sie weg sind.«
Mein Reihenhaus ist nicht groß und auch nicht freistehend, aber es ist das letzte der Reihe, und mit dem grünen Garten nach hinten raus kann ich mich ganz der Illusion exklusiver Privatsphäre hingeben. Und es gehört mir, mir und der Bank, von der altmodischen Haustür und den von lila Petunien gesäumten Stufen bis zu dem Feldsteinkamin, der sich bis in den zweiten Stock hinaufzieht. Unter dem Dach habe ich sogar noch zwei kleine Schlafzimmer. Ich habe nie groß gewachsene Gäste.
Talia drückte mir einen Strauß Margeriten in die Hand, als wir einander mit der üblichen Küsserei begrüßten. »Was für ein tolles Sommerkleid«, sagte ich, während sie sich im Kreis drehte, dass der Rock um ihre langen schlanken Beine schwang, um die ich sie seit Jahren schon beneidete. »Wie Marilyn.«
»Zwanzig Dollar in einem Secondhandshop.«
Als ob es in solchen Läden je Sachen für mich gab, die nicht aussahen, als würden sie meiner Tante Magdalena gehören.
Als Talia wieder stehen blieb, wanderte ihr Blick durch den Raum. Sie schien zufrieden mit dem, was sie sah. »Ich liebe diese Kissen«, sagte sie. »Sind die neu?«
»Wenn sie lila sind, folgen sie mir von allein nach Hause.«
»Für dich.« Chloe trat auf mich zu und überreichte mir ein Geschenk, das in Origamipapier gewickelt und mit einer Chiffonschleife gebunden war. »Und wo kann ich die hier lassen?«
»Gib her, Schätzchen«, sagte ich und legte die mitgebrachten Reisebroschüren und ihr Geschenk neben eine Platte mit Antipasti. »Bedient euch.« Ich zeigte auf den Wein, als ich zurückin die Küche ging, und fragte noch: »Quincy
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