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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hüstelte. «Einem Mann kann wohl die Aufzucht eines kleinen Mädchens nicht zugemutet werden. Die Kosten für die gesamte Lehrzeit werden selbstverständlich vom Hauptmann übernommen, darüber hinaus wird das Kind vom kommenden Jahr an von den Nonnen im Lesen und Schreiben unterrichtet …»
    Adelina starrte den Zunftmeister sprachlos an und bekam kaum etwas von seinen weiteren Ausführungen mit. Sie sollte die Tochter des Hauptmanns in die Lehre nehmen?
    Energisch hob sie die Hand. «Verzeiht, Meister Leuer, dass ich Euch unterbreche. Es ehrt mich, dass Ihr in dieser Sache an mich gedacht habt, doch ich glaube kaum, dass es Tilmann Greverode recht wäre, wenn seine Tochter in meiner Apotheke ausgebildet würde.»
    «Aber …» Leuer blickte sie verwirrt an. «Eine Lehre in Eurer Apotheke ist so gut wie jede andere. Besser in diesem Fall sogar, da Ihr eine Frau seid. Ihr wisst, dass es nicht leicht ist, für weibliche Lehrlinge passende Stellen zu finden. Und Ihr habt selbst Kinder …»
    «Das ist sicher richtig», bestätigte Adelina. «Jedoch dürfte Euch bereits zu Ohren gekommen sein, dass Hauptmann Greverode und ich in der Vergangenheit mehr als einmal auf höchst unerfreuliche Weise aneinandergeraten sind.»
    «Ach ja?» Leuer kratzte sich am Kopf.
    «Hat er Euch nicht damals festgenommen, als man Euch fälschlicherweise des Hochverrats bezichtigte?», warf Amtmeister Hirzelin ein. «Ich meine, mich daran zu erinnern.»
    «So ist es», sagte Adelina spröde. «Und auch, wenn sich die Angelegenheit rasch aufgeklärt hat, dürfte Hauptmann Greverode nicht begeistert davon sein, seine Tochter ausgerechnet mir anzuvertrauen.» Sie dachte an die schlimmen Geschehnisse, die sich während ihrer Festnehme damals ereignet hatten. Man hatte Franziska vergewaltigt, ihren Vater niedergeschlagen und tödlich verletzt. Greverode war zwar erst später hinzugekommen und hatte die Täter sehr hart bestraft, doch Adelina war sich sicher, dass er ebenso ungern daran erinnert werden wollte wie sie selbst. Ganz zu schweigen davon, dass er ihr mehr als einmal klargemacht hatte, was er von ihr hielt.
    Hirzelin nickte verständnisvoll. «In diesem Falle würde auch ich meinen, dass es besser wäre, für das Mädchen einen anderen Lehrmeister zu finden. Denn ich vermute, nicht nur Hauptmann Greverode wird hier Einspruch erheben.» Er blickte Adelina in die Augen. «Es wäre nur allzu verständlich, wenn auch Ihr nicht gewillt wäret, ausgerechnet seine Tochter in Euren Haushalt aufzunehmen.»
    Adelina schwieg hierzu, und Hirzelin nickte erneut. «Ich denke, diesen Punkt sollten wir zunächst vertagen. Meister Leuer, ich denke, Ihr solltet uns rasch noch die übrigen Bewerber vorstellen.»

5
    Es wurde bereits langsam dunkel, als Adelina in Ludowigs Begleitung den kurzen Weg vom Laurenzplatz zum Alter Markt zurücklegte. Der kräftige Knecht hielt sich dicht neben ihr, denn zu solch später Stunde trieben sich in den Gassen Kölns unzählige zwielichtige Gestalten herum. Schließlich hatten sie die Apotheke erreicht. Adelina schloss gähnend die Haustür auf und blickte sich nach Ludowig um. «Was machst du da?», wollte sie wissen, als sie ihn an dem Tor hantieren sah, das zum Hinterhof führte.
    Ludowig drehte sich zu ihr um. «Jemand hat vergessen, das Tor zu verriegeln. Bestimmt wieder Franzi, dieser kleine Dusselkopp.» Er grinste nachsichtig. «Ich geh hintenherum rein, Herrin, und lege den Balken von innen vor.»
    Adelina nickte und betrat das Haus. Auch sie verriegelte die Tür sorgfältig und warf dann einen Blick in die Küche. Das Herdfeuer war bereits erloschen, auf dem Tisch stand noch ein Korb mit Brot. Seufzend deckte sie es mit einem Tuch ab und stellte es in das neue Regal, das vor einer Weile das alte, wackelige ersetzt hatte. Wenn sie das Brot auf dem Tisch stehen ließe, würde sich über Nacht mit Sicherheit Fine darüber hermachen.
    Als es an der Hintertür klopfte, öffnete sie rasch und ließ Ludowig ein. «Alles erledigt», sagte er leise. «Wir wollen ja schließlich keine Bettler oder Streuner im Hinterhof haben, nicht wahr.» Er unterdrückte ein Gähnen. «Ich würd mich jetzt gern hinlegen, Herrin.»
    Adelina nickte. «Aber ja, Ludowig, geh zu Bett. Ich mache noch meine Runde durchs Haus und ziehe mich dann auch zurück.»
    Dankbar lächelnd verschwand Ludowig in seiner Kammer. Adelina stieg die Treppe ins Obergeschoss hinauf, wo sie von Moses freudig begrüßt wurde. Schwanzwedelnd begleitete er sie auf

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