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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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kläglichen Reste des Kräutertranks, den sie zur Beruhigung ihres Magens gebraut hatte, auch nicht lange bei sich behalten würde.
    Der Einzige, dem der Gestank nichts auszumachen schien, war Neklas. Wie erwartet, war er nach seinem Wachdienst bleich vor Müdigkeit heimgekehrt, und seither lag er im Bett und schlief tief und fest.
    Als die Glöckchen an der Tür einen Besucher ankündigten, erhob sich Adelina schwerfällig von ihrem Hocker.
    «Ach, du Ärmste!» Marie eilte besorgt auf sie zu. «Du bist ja ganz bleich! Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich die Goldgräber über den Markt kommen gesehen habe. Es scheint also, dass die Nachbarn das Missgeschick rasch beseitigen lassen.» Sie seufzte und tätschelte Adelinas Schulter. «So etwas passiert nicht, wenn man die Abortgrube regelmäßig ausfahren lässt. Einer der Goldgräber hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es bald sogar eine Ratsverordnung geben wird, wonach im Sommer alle Grubenmindestens zweimal geleert werden müssen. Ich fand es zwar ungehörig, dass er einfach auf mich zukam, denn mit solchen Männern spricht man ja normalerweise nicht. Andererseits doch recht nett, denn er schlug vor, unsere Gruben zu einem Sonderpreis gleich mitzuleeren, wenn sie schon hier am Markt beschäftigt seien. Ich habe spontan zugesagt, Adelina, und hoffe, du bist damit einverstanden. Die Kosten können wir uns ja teilen.»
    Adelina zuckte kläglich mit den Schultern. «Meinetwegen. Wir hätten unsere Grube vermutlich sowieso bald leeren müssen.»
    Marie tätschelte mitfühlend ihre Hand. «Hast du es schon mit einem Kräutersud versucht?»
    Genervt verdrehte Adelina die Augen, woraufhin Marie leise lachte. «Schon gut. Dann sollten wir vielleicht einen Spaziergang zum Hafen hinunter machen – oder irgendwo anders hin.»
    «Ich kann meine Apotheke nicht allein lassen.»
    «Mira und Griet sind doch da, oder nicht?»
    «Aber …»
    «So, wie du im Augenblick aussiehst, wirst du deine Kunden ohnehin vergraulen. Du bist blass wie ein Wiedergänger.»
    «Also gut, wenn du meinst. Ich könnte frischen Fisch mitbringen und schauen, ob der Alaun-Händler heute da ist.»
    «Eine sehr gute Idee.» Marie strahlte sie an. «Vielleicht könnte Franziska uns begleiten, dann zeigen wir Colin die großen Schiffe am Hafen. Das wird ihm bestimmt gefallen.» Sie zwinkerte Adelina zu. «Ich sage nur rasch Jupp Bescheid, dann treffen wir uns draußen.»
    Dankbar blickte Adelina ihrer Freundin nach. Auf den Gedanken, dem Gestank durch einen Spaziergang und Einkäufe zu entkommen, hätte sie auch selbst kommen können. Die Übelkeit und ihre noch immer gedrückte Gemütslage lähmten offenbar ihren Verstand.
    Entschlossen, sich nicht mehr länger davon beeinträchtigen zu lassen, ging sie ins Hinterzimmer und erklärte den Mädchen, die dort getrocknete Kräuter sortierten, dass sie für eine oder zwei Stunden fort sein würde. Dann machte sie sich auf die Suche nach Franziska und trug ihr auf, Colin für den Gang zum Hafen feste Schuhe anzuziehen.
    Sie selbst überprüfte in dem kleinen Spiegel in ihrer Schlafkammer den Sitz ihrer Haube, holte den großen Korb aus der Vorratskammer und nahm sich schließlich etwas Geld aus der Kassette unter dem Tresen in der Apotheke, das sie in ihrer Geldkatze verstaute.
    Sie wollte gerade zur Tür hinaus, als Griet sie zurückhielt. «Mutter, wir sind mit den Kräutern fertig und haben angefangen, das frische Grünzeug, das die Kräuterweiber heute früh gebracht haben, zum Trocknen aufzuhängen. Einiges davon ist aber schon faul, und dann haben wir auch noch eine tote Maus in dem Korb gefunden.»
    Adelinas Magen hob sich kurz, und sie schluckte rasch. «Eine tote Maus? Da muss ich wohl ein ernstes Wörtchen mit Eva und Hilka sprechen. Werft die Kräuter allesamt in die Abortgrube.»
    «Die ganzen schönen Kräuter?» Griet machte große Augen.
    Adelina nickte mit Nachdruck. «Alles, was sich in dem Korb befindet. So ein kleiner Kadaver kann leicht alles verseuchen. Ich will ja schließlich unsere Kunden nicht krank machen.»
    «Also gut, Mutter.» Griet ging zurück ins Hinterzimmer, und Adelina hörte noch, wie sie Mira die Anweisung weitergab. Dann trat sie auf die Straße, wo Marie schon auf sie wartete. Franziska kam mit Colin an der Hand durch das Tor zum Hinterhof. Der Junge hüpfte fröhlich auf und ab, und seine schwarzen Locken wippten dazu im Takt. «Spazieren, Mama!», rief er übermütig. «Wohin gehen wir?»
    Adelina lächelte

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