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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Oder habt Ihr sie heimlich hierher verschleppt, ihr den Hals umgedreht und sie für Eure gottlosen Experimente missbraucht?»
    «Ich habe nichts dergleichen getan.»
    «Das werden wir herausfinden», knurrte Scherfgin und gab einem der Büttel, die ihn begleitet hatten, ein Zeichen, Neklas Handschellen anzulegen.
    «Was tut Ihr da?», rief Adelina und wollte den Mann abhalten, doch er schob sie grob beiseite.
    «Wir nehmen Magister Burka mit», erklärte der Vogt herablassend. «Er wird zu Turme gebracht und dort verbleiben, bis der Prozess gegen ihn beginnt.»
    «Der Prozess?» Adelina schüttelte verzweifelt den Kopf. «Aber er hat nichts getan.»
    «Das hier», nun hielt Scherfgin ihr die Lederscheide vors Gesicht, «ist mir erst einmal Beweis genug, dass Ihr unrecht habt. Sobald das Messer gefunden ist, werdet auch Ihr es einsehen.» Er nickte dem Büttel zu. «Bringt ihn in die Kunibertstorburg. Und Ihr …» Erneut wandte er sich an Adelina. «Ihr steht unter Beobachtung. Vom heutigen Tag an werden zwei Stadtsoldaten Euch und Eure Familie bewachen. Ihr verlasst dieses Haus nicht, es sei denn in ihrer Begleitung.» Er winkte einen weiteren seiner Gehilfen heran. «Ich will über jeden Schritt, den die Meisterin tut, unterrichtet werden. Und über jeden Atemzug, den jemand aus ihrem Haushalt tut.»
    «Nicht!» Adelina stürzte zu Neklas, als der Büttel ihn unsanft von der Bank hochzog und hinausführen wollte. «Das dürft Ihr nicht tun!»
    Wieder schob der Büttel sie grob zur Seite, sodass sie beinahe gestürzt wäre. «Ihr behindert unsere Arbeit, Weib.»
    «Rühr sie nicht an», fauchte Neklas und wollte Adelina helfen, die sich gerade noch an der Tischkante gefangen hatte. Hilflos zerrte er an seinen Handfesseln.
    «Hinaus mit ihm!» Scherfgin wandte sich ab, ohne weiter auf Adelinas Protest zu achten. Der zweite Büttel hielt sie unsanft fest, bis die Männer mit Neklas das Haus verlassen hatten. Von ferne hörte sie den Tumult vor der Apotheke. Die Menschen schrien wild durcheinander; sie meinte auch Meister Jupps Stimme herauszuhören, der nach einer Erklärung verlangte. Im nächsten Moment stürzte Marie in die Küche und zog sie in die Arme. «O Adelina, wie entsetzlich. Was ist denn geschehen? Warum haben sie Neklas mitgenommen? Ich dachte, ich sehe nicht recht, als sie ihn abführten.»
    «Der Vogt behauptet, Neklas habe die Frau in unserer Grube versenkt, weil er sie vorher aufgeschnitten und … Gott, das darf alles nicht wahr sein», antwortete Adelinadumpf an Maries Schulter. Ihr Herz raste und pochte schmerzhaft in ihrer Brust.
    Sanft schob Marie sie ein Stückchen von sich. «Neklas soll das getan haben? Wie kommt der Vogt denn darauf, um Himmels willen? Das ist doch absurd!»
    Adelina spürte, wie sich ein Zittern in ihrem Körper ausbreitete. Hastig fasste sie nach Maries Arm und ließ sich mit ihrer Hilfe auf die Ofenbank sinken. «Er … Die Goldgräber haben Neklas’ Messerscheide in der Grube gefunden.» Sie schloss ihre Augen. «Der Vogt lässt die Grube jetzt bis auf den Grund leeren, weil er das Messer auch noch finden will. Er sagt, das sei der Beweis, dass Neklas die Frau damit aufgeschnitten habe.»
    «Aufgeschnitten?»
    «Man hat ihr das Kind aus dem Leib geschnitten.»
    «Heilige Muttergottes!» Marie bekreuzigte sich. «Aber Neklas hat das nicht getan. Warum auch? Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen.»
    Unglücklich schlug Adelina die Hände vors Gesicht. «Du weißt, dass Neklas schon einige Leichensektionen durchgeführt hat.»
    «Ja und? Das geschah immer auf Anordnung der Schöffen oder sogar des Erzbischofs.» Verständnislos blickte Marie sie an. «Was hat das mit dieser Unglückseligen zu tun?»
    Mit hängenden Schultern starrte Adelina ins Leere. «Für den Vogt reicht das. Er glaubt, Neklas habe die Frau für Experimente benutzt.»
    «So ein Unsinn!»
    «Aber höchst gefährlicher Unsinn», kam Meister Jupps Stimme von der Küchentür her. Er trat ein und schloss die Tür sorgsam hinter sich. «Ich habe die Mädchen mit Vitus und Colin nach nebenan geschickt. Gottlob können sie durch die oberen Zimmer gehen. Draußen hat sich ein wütenderMob versammelt. Es wäre höchst unklug, jetzt da hinauszugehen.»
    «Aber wir haben doch gar nichts getan.» Adelina schluckte an dem Kloß in ihrer Kehle.
    «Ich habe auch nicht behauptet, dass die Leute da draußen gegen euch sind», sagte Jupp ruhig.
    Sie hob den Kopf und blickte in sein ernstes Gesicht. «Wie ist

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