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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Ruths Taufe geschrieben hat.»
    Rasch nickte sie.
    Neklas senkte seine Stimme noch weiter. «Hol ihn aus dem Versteck und gib ihn Jupp. Wenn es sein muss, kann er ihn als Druckmittel verwenden.»
    «Was ist denn, Meisterin Burka! Eure Zeit ist um.»
    «Ja, ja, ich komme schon», antwortete Adelina etwas zerstreut und bemühte sich, auf die Füße zu kommen. Sie schaffte es allerdings erst, als Neklas ihr half und sie stützte. Schwer atmend strich sie ihr Kleid glatt.
    Pitter schüttelte vielsagend den Kopf. «Ich sag’s ja, eine Schwangere im Gefängnis. Die Dummheit der Weiber kenntkeine Grenzen.» Er winkte ihr ungeduldig. «Nun kommt schon, der Hauptmann wartet unten auf Euch.»
    ***
    «Keine schlechte Idee, meinem Onkel auf den Zahn zu fühlen», befand Jupp, als er mit Adelina und deren Familie am Mittag in der Küche beisammensaß. «Mit Freude werde ich diese Aufgabe übernehmen.»
    «Ich will dabei sein», erwiderte Adelina. «Er soll mir ins Gesicht sehen und mir sagen, was geschehen ist, dass er uns wieder derart angreift.»
    «Euer Onkel?», fragte Greverode erstaunt. Er kam von seinem Posten an der Tür zum Tisch herüber und setzte sich neben Griet, die daraufhin verschreckt zu Franziska hinüberrutschte, so weit es ging.
    Jupp bedachte den Hauptmann mit einem spöttischen Blick. «Ist es etwa noch nicht bis zu Euch durchgedrungen, dass Bruder Thomasius mit mir verwandt ist?» Er wandte sich wieder an Adelina. «Also gut, ich kann dich verstehen. Am besten werde ich mich gleich auf den Weg machen und nach ihm Ausschau halten. Sobald ich ihn treffe, bringe ich ihn hierher.»
    «Ich kann Wolfram nach ihm aussenden», schlug Greverode vor, doch Jupp winkte ab.
    «Vielen Dank, aber das erledige ich lieber selbst.» Schon stand er auf und ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte und Adelina bedeutungsvoll ansah. «Es wäre gut, wenn wir nachher irgendein Druckmittel in der Hand hätten.»
    Adelina nickte. «Das wäre in der Tat von Vorteil.» Sie schielte zu Greverode. «Neklas hatte dieselbe Idee. Wie lange wird es dauern, bis du Thomasius gefunden hast?»
    Jupp lächelte grimmig. «Nicht lange.» Damit wandte ersich um und verließ die Küche. Wenig später fiel die Haustür ins Schloss.
    Greverode blickte mit gerunzelter Stirn zu Adelina hinüber. «Ein Druckmittel? Was heckt Ihr nun schon wieder aus?»
    «Nichts», sagte sie und stand auf.
    «Wohin wollt Ihr?», fragte er und war sofort neben ihr, da sie Anstalten machte, ebenfalls den Raum zu verlassen.
    «Ich gehe in den Keller, um ein wenig aufzuräumen», antwortete sie und funkelte ihn an. «Habt Ihr etwas dagegen?»
    «Ihr wollt aufräumen?» An Greverodes Gesichtsausdruck ließ sich ablesen, dass er sie für leicht übergeschnappt hielt. «Jetzt?»
    «Mit irgendetwas muss ich mich wohl beschäftigen», antwortete sie giftig. «Aber Ihr könnt Euch gerne nützlich machen und mir helfen.»
    «Beim Aufräumen?» Seine Stimme klang wenig begeistert, und sie musste ein triumphierendes Lächeln unterdrücken.
    Er schüttelte den Kopf. «Ich bin nicht hier, um Weiberarbeit zu verrichten. Geht nur hinunter, wenn Euch so viel daran liegt. Im Keller könnt Ihr ja schließlich nichts anstellen.»
    «Wie wahr», sagte sie giftig, griff sich die größere der beiden Öllampen, die auf dem Tisch standen, und rauschte hinaus. Einen Augenblick später kam sie jedoch wieder herein und entzündete die Lampe am Herdfeuer. Dabei blickte sie zu ihrer Stieftochter hinüber. «Griet, du kannst mit Franziska und Colin in den Hof gehen. Mira …» Sie musterte ihr Lehrmädchen eingehend. «Du verschwindest in deiner Kammer und überlegst dir eine angemessene Strafe für deinen Ungehorsam heute Morgen.» Damit schloss sie endgültig die Tür hinter sich, atmete zweimaltief durch und stieg die schmale Steintreppe hinab in den Keller.
    Hier unten gab es lediglich zwei voneinander abgeteilte Räume. In dem einen befanden sich je zwei Wein- und Bierfässer sowie Mieten für Kohl und Äpfel und Regale, in denen Adelina verderbliche Lebensmittel lagerte. Der andere Raum beherbergte das Laboratorium, welches ihr Vater einst für seine alchemistischen Experimente benutzt und in dem sich inzwischen Neklas sein Reich eingerichtet hatte. In der Mitte des Raumes stand ein großer, massiver Holztisch, der von zwei wackeligen Stühlen flankiert wurde. An der Rückwand, gleich unter dem Fensterschlitz, standen die alchemistischen Gerätschaften: ein Alembik mit einem langen

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