Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
dass mein Gemahl verurteilt wird, denn obgleich es einige Hinweise gibt, die gegen ihn sprechen, sehe ich es keineswegs als sicher an, dass er auch nur in die Nähe dieses toten Säuglings gelangt ist. Jeder hätte den Leichnam bei der Ulrepforte verstecken und unsere Schuhe danebenlegen können.» Sie holte Luft. «Genauso hätte ein jeder die tote Frau in unsere Abortgrube werfen können.»
    Die Miene des spanischen Geistlichen hatte sich bei ihren Worten zusehends verfinstert. Ein Funken Anerkennung glomm jedoch in seinen Augen, als er sie nun mit gereiztem Interesse betrachtete. «Ihr sprecht wie ein Mann, Meisterin Burka. Klug zwar, jedoch in einem Ton, der einem gehorsamen Weib ganz und gar nicht ansteht. Euch ist wohl nicht bewusst, mit wem Ihr es zu tun habt.»
    Adelina runzelte verärgert die Stirn und blickte zu Thomasius. «Vielleicht habt Ihr recht, Vater Emilianus, was Euch betrifft. Ich begreife nicht, welche Rolle Ihr in dieser Angelegenheit spielt. Was hingegen Bruder Thomasius angeht, so dürft Ihr sicher sein, dass ich mir nur zu sehr bewusstbin, wer er ist und dass er meinen Mann aus tiefstem Herzen hasst. Nicht wahr, Bruder Thomasius?»
    Erschrocken öffnete Thomasius den Mund, schloss ihn jedoch sogleich wieder und schluckte, bevor er antwortete: «Meisterin Burka, ich versichere Euch, dass Ihr Euch irrt. In meinem Herzen herrscht einzig die Nächstenliebe. Das Gefühl des Hasses liegt mir fern.» Er warf seinem Begleiter einen kurzen Blick zu und fuhr dann fort: «Ich kenne Euren Gemahl schon sehr lange, wie Ihr wisst, und sein Seelenheil liegt mir sehr am Herzen. Eures selbstverständlich auch, deshalb habe ich Euch ja vor ihm gewarnt. Er gehört leider, wie ich erkennen musste, zu jenen unbelehrbaren Sündern, die sich allen Versuchen, sie auf den rechten Weg zu bringen, beharrlich widersetzen. Doch Gottes Gebote sind eindeutig, und so wird Eurem Gemahl wohl nur durch eine gerechte Strafe noch geholfen werden können. Es betrübt mich sehr, dass auch Ihr Euch derart verstockt zeigt, bedeutet es doch, dass Ihr bereits stark unter seinem sündhaften Einfluss steht. Darum bitte ich Euch inständig: Kehrt um und bereut. Sagt Euch von ihm los, bevor es zu spät ist.»
    «Zu spät?» Argwöhnisch blickte sie ihn an.
    Vater Emilianus antwortete an seiner Stelle: «Gute Frau, Ihr solltet auf die Worte des Bruders hören. Nach eingehender Betrachtung der Umstände ist nämlich der Erzbischof zu der Überzeugung gelangt, es sei vonnöten, auch ein kirchengerichtliches Verfahren gegen Magister Neklas Burka anzustrengen. Er bat mich, in dieser Sache als Inquisitor zu fungieren.»
    Adelina starrte ihn entsetzt an.
    Vater Emilianus lächelte kühl. «Selbstverständlich ist uns bekannt, dass Euer Gemahl bereits einmal wegen Ketzerei angeklagt war und nur unter äußerst undurchsichtigen Umständen seiner Strafe entgangen ist.»
    Großer Zorn stieg in Adelina auf. «Jawohl», sagte sie mitbrüchiger Stimme. Dann deutete sie auf Thomasius. «Ihr wisst sicher auch, welche Rolle er in dieser Angelegenheit gespielt hat. Oder doch nicht? Sagt es ihm, Bruder Thomasius! Sagt ihm, dass Ihr es wart, der Neklas für die Pläne des Bischofs ködern sollte. Sagt ihm, dass Ihr Neklas nur angeklagt habt, weil er nicht …»
    Ein warnender Laut seitens Greverodes ließ sie verstummen. Er schüttelte den Kopf. Verärgert, weil er sie unterbrochen hatte, versuchte Adelina ihre Worte erneut zu ordnen, doch Vater Emilianus war inzwischen aufgestanden und blickte drohend auf sie herab. «Meine Tochter, Ihr vergreift Euch wiederholt im Ton. Ihr irrt, wenn Ihr glaubt, dass diese Lügengeschichte, die Euch Euer Gemahl erzählt hat, auch bloß einen Deut zu seiner Entlastung beiträgt. Im Gegenteil, sie bestärkt mich nur darin, ihm seine aufrührerischen und ketzerischen Ansichten ein für alle Mal auszutreiben. Offenbar muss ich mein Augenmerk dabei nicht nur auf ihn, sondern auch auf Euch richten.»
    «Was …?» Entsetzt rang Adelina nach Luft, als er weitersprach.
    «Ihr seid Apothekerin, Meisterin Burka. Diesen Umstand haben wir bislang gänzlich außer Acht gelassen. Möglicherweise lohnt es sich zu prüfen, inwieweit Ihr an dem schändlichen Tun Eures Gatten beteiligt wart.»
    «Einen Moment mal», mischte sich Greverode ein und trat dem Geistlichen entgegen. «Meisterin Burka ist in dieser Sache nicht angeklagt.»
    «Noch nicht.»
    «Es besteht auch kein Grund, sie zu verdächtigen.»
    «Sie ist immerhin in ihrem eigenen

Weitere Kostenlose Bücher