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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Haus eingesperrt», gab Vater Emilianus zu bedenken. «Ganz sicher nicht, weil sie als unschuldig gilt.»
    Greverode knirschte hörbar mit den Zähnen. «Sie steht unter Arrest, das ist wahr. Eine übliche Vorsichtsmaßnahmein einem Fall wie diesem. Ich habe dafür zu sorgen, dass sie hier verbleibt, aber ich bin auch angehalten, sie vor unangebrachten Angriffen zu schützen, solange der Prozess gegen ihren Gemahl noch nicht begonnen hat. Es mag sein, dass sie im Falle eines Schuldspruchs mitsamt ihren Kindern der Stadt verwiesen wird. Anschuldigungen wie die Euren allerdings, die auf eine Mittäterschaft abzielen, sind, solange Ihr sie nicht beweisen könnt, der Sache nicht dienlich und werden von den Schöffen ganz sicher nicht gutgeheißen. Ich empfehle Euch also, Euch in diesem Punkt zurückzuhalten.»
    Vater Emilianus kräuselte überrascht die Lippen und musterte Greverode abschätzend. «Ihr seid der Hauptmann der städtischen Soldaten, nicht wahr?» Sein plötzliches Lächeln war so fein und scharf wie eine Rasierklinge. «Gut zu wissen, auf wessen Seite Ihr steht.» Er nickte Thomasius auffordernd zu. «Wir gehen. Offenbar ist in diesem Hause ein Akt der Nächstenliebe nicht ausführbar.» Damit verließ er die Küche, ohne noch weiter auf Adelina zu achten. Greverode hastete ihm nach, sodass Adelina und Thomasius für einen Augenblick allein beieinanderstanden.
    Zornig fasste sie ihn am Ärmel seiner Kutte. «Warum tut Ihr das?», zischte sie.
    Thomasius blickte auf ihre Hand. «Lasst mich los, Meisterin Burka.»
    «Nein, erst wenn Ihr mir sagt, was in Euch gefahren ist, dass Ihr uns nach all der Zeit wieder mit Euren Anschuldigungen verfolgt. Wollt Ihr wirklich, dass Neklas wegen einer Tat, die er nicht begangen hat, zum Tode verurteilt wird?»
    «Er ist ein Ketzer.»
    «Nicht mehr oder weniger als Ihr, Bruder Thomasius.» Adelina ließ ihn los. «Ich weiß nicht, was Ihr diesem Vater Emilianus erzählt habt, aber ich bin sicher, dass Ihr nicht erwähnt habt, welche Rolle Ihr damals in Italien gespielt habt.Aber ich werde es tun, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wenn Neklas verurteilt wird, werdet Ihr mit ihm untergehen, das schwöre ich Euch!»
    Für einen Moment war es Adelina, als sehe sie Furcht in Thomasius’ Augen aufflackern, doch er schwieg zu ihren Worten und ließ sie einfach stehen.
    Kaum waren er und Vater Emilianus aus dem Haus, als Meister Jupp und Marie eintrafen. Doch bevor sie fragen konnten, was vorgefallen sei, kam Greverode zurück in die Küche. Bei seinem Eintreten stieß er die Tür mit solcher Wucht auf, dass sie gegen das Regal krachte. Eine Zinnkanne kippte um und fiel zu Boden. Marie konnte gerade noch die Schüssel mit dem Konfekt auffangen, das Adelina regelmäßig aus den Vorräten in der Apotheke aussortierte, wenn es nicht mehr ansehnlich aussah und sie es nicht mehr verkaufen konnte.
    «Seid Ihr des Wahnsinns, Meisterin Burka?», brüllte Greverode sie außer sich vor Zorn an. «Wie könnt Ihr es wagen, so mit einem Legaten des Erzbischofs zu sprechen? Wollt Ihr uns am Ende alle ins Gefängnis bringen?»
    Adelina verzog ärgerlich die Lippen. «Ich weiß, ich bin zu weit gegangen.»
    «Um einiges zu weit!»
    «Ich hätte meine Worte klüger wählen sollen. Aber ich konnte nicht einfach …»
    «Klüger wählen?», unterbrach Greverode sie. «Ihr hättet ganz den Mund halten sollen. War Euch nicht bewusst, dass dieser Thomasius es nur darauf angelegt hat, Euch zu provozieren? Ihr hättet ihn wieder fortschicken sollen, als er mit Vater Emilianus hier auftauchte. Dieser Mann ist gefährlich. Ein treuer Anhänger des Erzbischofs und so eng mit ihm befreundet, dass er es als Einziger gewagt hat, sich gegen den geplanten Sturz König Wenzels auszusprechen. Jeden anderen hätte der Erzbischof dafür sofort mundtotgemacht.» Aufgebracht fuhr sich Greverode durch sein langes Haar, welches er wie immer im Nacken zusammengebunden trug. «Ist Euch klar, welch mächtigen Feind Ihr Euch gerade gemacht habt?» Er stieß zischend die Luft aus. «Und ich ebenfalls?»

18
    Obwohl den meisten Familienmitgliedern der Appetit vergangen war, nahmen sie schließlich doch das Frühstück ein. Danach schickte Adelina das Gesinde an seine täglichen Arbeiten und die Mädchen hinaus in den Garten, wo sie zusammen mit Magda und Vitus die Gemüsebeete versorgen sollten. Besonders Mira machte sich auffallend eifrig an die Arbeit, da sie immer noch auf eine Strafe für ihren Ungehorsam wartete. Doch

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