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Frevel im Beinhaus

Frevel im Beinhaus

Titel: Frevel im Beinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sich gefügig …»
    Greverode schnaubte. «Das halte nun wiederum ich für Unfug.»
    «Es muss aber möglich sein», widersprach Griet. «Oder jedenfalls glauben sie das. Außerdem benutzen sie die Beschwörungen, um mächtiger zu werden oder Menschen verschwinden zu lassen und lauter solche Sachen.»
    «Das klingt gefährlich», befand Adelina nach kurzem Nachdenken. «Thomasius hat vor den Schöffen schon einmal so etwas erwähnt. Ich erinnere mich erst jetzt daran. Er behauptete, Neklas habe möglicherweise versucht, ein Allheilmittel namens Panacea zu finden, und sich dafür dämonischer Kräfte bedient.»
    Auf Greverodes Gesicht zeichnete sich Besorgnis ab. «Das klingt einleuchtend. Ihr habt eine kluge Tochter», sagte er zu Adelina, und sie meinte, ein Lächeln um seine Mundwinkel zu bemerken. Der Eindruck verflog jedoch so schnell, wie er gekommen war. «Seht zu, dass Ihr diese Bücher wieder verschwinden lasst», sagte er und verließ das Laboratorium. Griet und Adelina sahen einander kurz an, dann befolgten sie schweigend seinen Befehl.
    ***
    «Hauptmann Greverode, Ihr werdet von Stund an von Eurem Posten in diesem Haus abgezogen», verkündete Georg Reese, als er in Begleitung von Meister Jupp einige Stunden später im Hause Burka eintraf. «Ihr sollt eine Abordnung des Stadtrates nach Bonn begleiten, wohin sich der Erzbischof wieder einmal zurückzuziehen gedenkt. An Eurer Stelle soll nach Eurem Ermessen ein anderer Soldat Wache schieben, es sei denn, Wolfram Stache kommt hier alleine zurecht.»
    «Nach Bonn?» Greverode runzelte halb verärgert, halb verblüfft die Stirn.
    «Wie ich schon sagte», bestätigte Reese. «Ihr werdet umgehend im Rathaus erwartet.»
    «Tja, dann …» Greverode warf Adelina einen kurzen entschuldigenden Blick zu, den diese mit einem Achselzucken erwiderte. «Sobald ich zurück bin, komme ich her, um nach dem Rechten zu sehen», sagte er leise zu ihr und ging hinaus, um sich von Ludowig sein Pferd satteln zu lassen, das er inzwischen im Stall untergestellt hatte.
    Reese sah ihm etwas überrascht nach und wandte sich mit fragendem Blick an Adelina. Sie bat ihn mit einer Geste, sich an den Tisch zu setzen. «Dass der Hauptmann mein Haus verlassen muss, kommt uns gerade jetzt etwas ungelegen», sagte sie.
    Reese legte erstaunt den Kopf auf die Seite. «Tatsächlich? Ich hatte bisher den Eindruck, Ihr könntet ihn sehr gut entbehren. Habt Ihr nicht selbst gesagt, dass Ihr Euch in seiner Gegenwart unwohl fühlt?»
    Beklommen nestelte Adelina an den Ärmeln ihres Kleides herum. «Das habe ich gesagt, ich weiß. Aber zuletzt sind einige Ereignisse eingetreten, die …» Sie stockte und begann von vorne. «Es hat sich herausgestellt, dass der Hauptmann sehr darauf bedacht ist, die Vorfälle aufzuklären, durch die Neklas ins Gefängnis gekommen ist. Nun müssen wir auf seine Hilfe verzichten.»
    «Ach.» Einigermaßen ungläubig musterte er sie. «Dann hätte ich mich also nicht dafür aussprechen sollen, dass er die Delegation nach Bonn begleitet?»
    «Ihr habt das getan?»
    Reese lächelte etwas gequält. «Ich dachte selbstverständlich, ich würde Euch damit einen Gefallen erweisen.»
    «Das war gut gemeint», sagte Adelina betroffen. «Aber … nun ja, vielleicht könnt auch Ihr mir weiterhelfen.» Sie berichtete von dem erneuten Besuch des Dominikaners und den Vermutungen, die sie daraufhin angestellt hatten. Auch von ihrer ganz neuen Theorie über die Dämonenbeschwörung sprach sie, jedoch ohne im Einzelnen auf das Buch einzugehen, welches nun wieder sicher in der Kellerwand verborgen lag.
    Der Gewaltrichter hörte sich alles schweigend an und dachte eine ganze Weile über ihre Worte nach. Plötzlich stand er auf und winkte ihr, ihm zu folgen. «Wir gehen noch einmal zur Kunibertstorburg», verkündete er. «Dieser Sache will ich sofort auf den Grund gehen. Sollte hier womöglich eine Sekte von Teufelsbeschwörern am Werke sein, müssen wir das so schnell wie möglich verhindern. Allerdings», schränkte er ein, «müssen wir auch umgehend den Erzbischof informieren, denn für solche Dinge ist das Kirchengericht zuständig. Gottlob sind wegen der Pläne der Kurfürsten derzeit auch einige Inquisitoren in der Stadt – oder zumindest in erreichbarer Nähe.» Er hielt inne. «Verflucht! Wenn ich das früher gewusst hätte, dann hätte ich Greverode beauftragen können, gleich eine Nachricht mit nach Bonn zu nehmen.» Dann winkte er jedoch ab. «Was soll’s, ich kann auch

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