Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
Vom Netzwerk:
Verlust tief zu schmerzen. Als ich ihn beobachte, empfinde ich eine unerwartete Zuneigung zu diesem Mann, der – wenn auch aus Gründen der Notwendigkeit – mein Vertrauter geworden ist. Wie wenig wir doch von dem wissen, was in anderen vorgeht. Vielleicht trägt der ruhige, zurückhaltende Fowler ebenfalls einen verborgenen Schmerz mit sich herum.
    »Ich muss Walsingham unverzüglich von alldem in Kenntnis setzen«, sage ich. »Nur er kann mich vor Howards Leuten schützen. Aber ich fürchte, der heutige Abend hat mir bewiesen, dass ich besser nicht allein unterwegs sein sollte. Begleitet Ihr mich flussaufwärts?«
    Er zögert. Ich frage mich, ob er Angst hat und es nicht zugeben will; er macht nicht unbedingt den Eindruck eines Kämpfers.
    »Wir sollten nicht zu oft zusammen gesehen werden …« Im Nachhinein scheint er einzulenken, er steht auf und streicht seine Kleider glatt. »Dessen ungeachtet habt Ihr Recht, Bruno – wer sollte sonst mit Euch kommen? Ich werde uns Laternen und mir einen Umhang holen. Habt Ihr Geld für den Bootsmann?«
    Ich nicke. Er verschwindet, und ich versuche, die letzte Wärme des Feuers aufzusaugen, bevor ich wieder in den nasskalten Londoner Nebel hinaustreten muss, der in die Knochen einsickert und einen von innen her frieren lässt.
    Ich registriere, dass Fowler sich unter seinem Umhang einen Schwertgurt umgeschnallt hat. Wir gehen schweigend zum Puddle Wharf hinunter und halten unsere Laternen in die Höhe, obwohl sie in der nebligen Luft kaum Licht spenden. Der Mond wird fast gänzlich von Wolken verdeckt, und die Stadt wirkt wie unter einem Leichentuch begraben.
    »Außer dem Klatsch von Ladey Seaton haben wir keinen Beweis gegen Douglas in der Hand«, bemerke ich, als wir den leeren Landungssteg erreichen. »Er wird dagegenhalten, dass sich jedermann einen nicht mehr genutzten Titel aus dem Archiv hätte aussuchen können.«
    Fowler neigt sich nach vorne, blickt über den Fluss hinweg und ruft einen Bootsmann herbei, dann dreht er sich zu mir, während er darauf wartet, dass seine Worte Wirkung zeigen. »In dieser Phase haben wir keine andere Wahl mehr. Douglas ist berüchtigt dafür, in Schottland durch die Maschen des Netzes der Justiz geschlüpft zu sein, aber schottische Richter sind häufig käuflich. Doch mit einem zu allem entschlossenen Walsingham hatte er es noch nie zu tun gehabt. Wenn jemand ihm ein Geständnis entlocken kann, dann er.«
    Ich erwidere nichts darauf. Wir kennen beide einige der Methoden des Staatssekretärs auf diesem Gebiet nur allzu gut. Walsingham pocht immer darauf, dass Gott ihm erlaubte, sein Gewissen in diesem Punkt rein zu halten, und dass er lieber einen Unschuldigen der Streckfolter unterzieht, als das Leben vieler aufs Spiel zu setzen, indem er einem möglichen Komplott nicht nachgehe. Er weiß, dass ich mich seiner Meinung hier nicht anschließe und die Aussagekraft von Informationen anzweifle, die von einem Mann stammen, dem die Gliedmaßen aus den Gelenkpfannen gerissen werden. Da ich aus einem Land stamme, das unter der Knute der Inquisition steht, weiß ich besser als viele andere, wie bereitwillig ein Mensch, dem unerträgliche Schmerzen angedroht werden, demjenigen, der dem Einhalt gebieten kann, alles sagt, von dem er glaubt, dass der Betreffende es hören will. Walsingham beschwichtigt auf diese Weise die Stimme seines eigenen Gewissens und kann anscheinend damit leben.
    Fowler stößt einen neuerlichen Ruf aus, und nach einer Weile bahnt sich das sachte Plätschern von Rudern im Wasser seinen Weg durch die Nacht, gefolgt vom verschwommenen Lichtschein der Laterne eines Bootsmanns. Als sich uns die kleine Fähre nähert, dreht sich Fowler unvermittelt zu mir um und packt mich am Arm.
    »Ich habe eine bessere Idee – was, wenn wir Douglas gleich direkt nach Whitehall bringen würden? Ich kenne ihn schon lange, er kann Schwierigkeiten förmlich wittern und macht sich dann rar – wenn wir Walsingham erreicht haben und er bewaffnete Männer nach ihm ausschickt, könnte ich fast schwören, dass sich Douglas in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht hat.«
    »Wie sollen wir ihn denn dazu bewegen, uns zu begleiten? Er wird doch sicher Verdacht schöpfen.«
    Fowler überlegt einen Moment.
    »Ich werde ihm sagen, dass Mendoza ihn sprechen will, das sollte seine Neugier wecken. Er weiß, dass Mendozas Einfluss auf Maria wächst, im Gegensatz zu dem des armen Castelnau. Und Mendoza hält sich ständig am Hof auf.«
    »Ich weiß nicht so

Weitere Kostenlose Bücher