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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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nicht zufällig in den Sinn gekommen, etwas von alldem an mich weiterzugeben, Bruno? Ihr habt Euch – ungeachtet der Tatsache, dass Ihr bereits den Verdacht gehegt hattet, der Mörder könnte es auch auf sie abgesehen haben – zum einzigen Vertrauten dieses Mädchens ernannt. Warum seid Ihr nicht sofort zu mir gekommen?«
    »Euer Gnaden, ich …« Entschuldigungsheischend hebe ich die Hände und komme mir wieder einmal wie ein Schuljunge vor. »Ich wollte keine unnötige Panik auslösen, bevor ich mir bezüglich der Parfümflasche ganz sicher war. Und die Bedeutung der Gravur auf dem Ring habe ich erst heute entschlüsselt.«
    »Es ist an mir zu beurteilen, wann Panik angebracht ist und wann nicht. Diese Gegenstände hätten sofort in meine Hände gelangen müssen«, wiederholt er mit gepresster Stimme.
    »Ich war mir ja noch nicht sicher, deshalb dachte ich, je weniger Leute davon wissen, desto besser.«
    »Mich eingeschlossen, wie es aussieht.«
    »Bleib ruhig, Francis.« Burghley streckt eine Hand nach ihm aus. »Das Mädchen hatte ja noch nicht einmal Lady Seaton eingeweiht und wäre sicherlich zu ängstlich gewesen, um sich an den Kronrat zu wenden. Sie hat sich Bruno anvertraut, und er war vernünftig genug, seine Theorie auf die Probe zu stellen, ehe er damit zu uns kam.« Er dreht sich zu uns um. »Das beweist zumindest, dass sich der Mörder am Hof auskennt und mit seinen Gepflogenheiten vertraut ist.« Er schüttelt den Kopf, sein Gesicht wirkt noch blasser als zuvor. »Wir können Ihre Majestät so gut bewachen lassen, wie wir wollen, er findet einen Weg, durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen. Küchenjungen als Verbindungsleute, man stelle sich das vor!«
    »Was ist mit ihr passiert? Mit Abigail?« Ich höre, wie ich mit brüchiger Stimme spreche, und erinnere mich plötzlich an die Wärme von Abigails Atem auf meiner Wange, als sie mir Cecilys Geheimnisse zugeflüstert hat. Sie hatte mich für den einzigen Menschen gehalten, dem sie vertrauen konnte, irgendjemand wusste das und hat dieses Wissen genutzt, um sie töten zu können.
    Walsingham sieht Burghley an, dann kommt er zu mir und legt mir die flache Hand zwischen meine Schulterblätter. »Kommt mit, Bruno. Ich möchte, dass Ihr das seht. Wir werden jedes Körnchen Intuition brauchen, über das wir verfügen. Mylord Leicester – Ihr kehrt besser in die Halle zurück und beruhigt Ihre Majestät. Sie hat den Wachposten hereinkommen sehen und wird schon besorgt genug sein, doch ich halte es für das Beste, das Konzert ohne Unterbrechung weitergehen zu lassen.«
    Leicester nickt knapp, hierauf wendet er sich stirnrunzelnd an mich.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, Bruno, lautet Eure Theorie, dass das erste ermordete Mädchen, Cecily Ashe, von ihrem Liebhaber in ein Komplott verwickelt worden war, die Königin zu vergiften, und dass dieses Komplott irgendwie mit den Invasionsplänen der Guises zusammenhängt, die in Salisbury Court geschmiedet werden?« Seine Augen forschen eindringlich in meinem Gesicht.
    »So sehe ich es, Mylord.«
    »Demzufolge wurde sie getötet, weil diejenigen, deren Anweisungen sie befolgte, fürchteten, sie würde sie verraten?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Und Abigail Morley wusste möglicherweise genug – oder er hat es gedacht –, um diesen Liebhaber zu identifizieren, und deshalb hat er sie gleichfalls ermordet?«
    Wieder nicke ich.
    »Dann befinden sich alle Verdächtigen hier, innerhalb dieser Mauern.« Er sieht die beiden älteren Männer an. »Jeder, von dem wir wissen, dass er an der Planung einer französisch-spanischen Invasion beteiligt ist, ist heute Abend bei diesem Konzert. Die Gäste haben sich mindestens eine Dreiviertelstunde vor dem Eintreffen der Königin in der Halle versammelt – jeder hatte Zeit, sich unbemerkt davonzustehlen. Just in diesem Augenblick könnte sich ein Mann in jenem Raum aufhalten, an dessen Händen im wahrsten Sinne des Wortes Blut klebt.«
    Walsingham wirkt, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut, Burghley verzieht das Gesicht.
    »Was soll ich denn tun, Robert – Henry Howard und den Earl of Arundel in aller Öffentlichkeit wegen Mordverdachts verhaften, von dem französischen und dem spanischen Botschafter ganz zu schweigen, und all das ohne die Spur eines Beweises?« Burghley schüttelt den Kopf. »Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen eigenhändig einen Mord begeht, selbst wenn da eine Verbindung bestände. Sie werden sich gefahrlos unter den

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