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Frevel: Roman (German Edition)

Frevel: Roman (German Edition)

Titel: Frevel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Palastküchen zu bringen, wo sie dann in diesem Raum ausgeladen werden können. Da ja das Ende des Tunnels mit dem Metallgitter verschlossen ist, kann man sich einzig durch diese Doppeltür Zugang zum Palast verschaffen.
    »Diese Tür war offen, als das Mädchen gefunden wurde«, bemerkt Walsingham. »Daher gehe ich davon aus, dass der Täter mit einem Boot gekommen und auf demselben Weg geflüchtet ist und sie ihm die Tür selbst geöffnet haben muss.« Er legt eine Hand auf den Türrahmen und späht über das schwarze Wasser hinweg, das leise gegen die Stufen des kleinen Kanals plätschert. »Sie trieb hier, direkt neben dem Dock.« Er zeigt auf das Wasser unterhalb der Stufen. »Ihr habt Recht – das war eine weitere bewusst arrangierte Szene. Hätte er die Leiche nicht festgebunden, wäre sie womöglich versunken oder aus dem Tunnel heraus in den Fluss hinausgeschwemmt worden – er wollte, dass sie rasch gefunden wird. Vielleicht sogar noch während des Konzerts.«
    »Und wieder das Zeichen der Prophezeiung – diesmal der Saturn. Er will keinen Zweifel daran lassen, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen. Und dann der Dolch …«, wiederhole ich und blicke zu Walsingham auf, als eine andere Erinnerung in mir aufsteigt. »Die Puppe! Cecily Ashe wurde mit einer Puppe mit rotem Wollhaar in der Hand gefunden, von der wir vermuteten, dass sie Königin Elisabeth darstellen sollte. Aus ihrem Herzen ragte eine Nadel.«
    »Ich erinnere mich daran.« Er reibt sich mit dem Handrücken über das Kinn. »Sah aus wie das Spielzeug einer Hexe. Ihre Majestät war deswegen tief beunruhigt. Und jetzt ist der Täter dazu übergegangen, menschliche Puppen zu verwenden. Doch die Absicht bleibt dieselbe, meint Ihr nicht? Der Tod der Königin soll symbolisiert werden.«
    »Wie ihn die Große Konjunktion von Jupiter und Saturn vorhersagt«, überlege ich laut.
    »Ihre Majestät hat mich einmal auf dieses Mädchen aufmerksam gemacht, als ihre Hofdamen im Audienzsaal versammelt waren«, wirft Burghley von der Tür her ein. »Sie fragte mich, ob ich nicht auch fände, dass die Kleine ein Ebenbild ihrer selbst in ihren Jugendjahren sei; der Vergleich amüsierte sie. Und wenn man genau hinsah, bestand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit, wenn sie auch nur auf dem roten Haar beruhte. Armes Kind.«
    »Trotzdem …« Ich schüttele den Kopf, während ich mein Gewicht ein wenig verlagere; meine Knie werden auf dem feuchten Stein allmählich taub. Als ich Abigails marmornes Gesicht abermals scharf ins Auge fasse, stelle ich fest, dass ich wieder analytisch denken kann; mein sachlicher Verstand hat die Oberhand über die Emotionen gewonnen, die mich noch kurz zuvor aufgewühlt hatten. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Ihr habt wirklich ein ausgeprägtes Talent zur Untertreibung«, meint Burghley trocken.
    »Nein, ich wollte damit sagen, dass meine Theorie falsch sein muss. Bei genauerer Betrachtung stützen die Fakten sie nicht.«
    Walsingham stößt unvermutet ein bellendes, humorloses Lachen aus. »Es kommt selten vor, dass ein Mann das zugibt, Bruno. Die meisten meiner Bekannten biegen sich die Fakten so lange zurecht, bis sie zu ihren Theorien passen. Erklärt mir, was Ihr meint.«
    »Es ergibt keinen Sinn. Ich hatte geglaubt, Cecily Ashe wäre ermordet worden, weil sie Teil einer Verschwörung zur Ermordung der Königin war und vielleicht ihre Meinung geändert hat oder irgendwie zu einer Bedrohung für dieses Komplott und die anderen Beteiligten geworden ist. Und nun ist Abigail, von der man annehmen konnte, dass sie die Geheimnisse ihrer Freundin gekannt hatte und die aller Wahrscheinlichkeit nach im Gespräch mit mir gesehen wurde, ebenfalls tot. Aber warum sind die Leichen dann in beiden Fällen dort zurückgelassen worden, wo sie gefunden werden mussten – am Hof –, und so zur Schau gestellt worden, dass sie auf den Tod der Königin durch die Hände katholischer Verschwörer hinweisen? Falls die Mädchen getötet wurden, um sie zum Schweigen zu bringen und die Verschwörer zu schützen …«
    »Vielleicht ging es darum, sie öffentlich zu bestrafen«, gibt Walsingham zu bedenken. »Wenn der Mörder wusste oder befürchtete, dass es zu spät war, sie dazu zu bringen, den Mund zu halten, hat er vielleicht beschlossen, an ihnen stattdessen ein Exempel zu statuieren. Wegen ihres Verrats.«
    »Und dadurch seine eigenen Pläne gefährdet?«
    »Eventuell gibt es mehr als nur ein Komplott?«, schlägt Burghley vor.
    »Beim Blut

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