Frevelopfer
den Stadtwerken an. Sie wurde mit einer Expertin auf dem Gebiet der elektromagnetischen Strahlung und elektrischen Einrichtungen in Privathäusern verbunden. Sie erhielt nicht selten Anrufe von Menschen, die sich vor Elektrosmog in ihrer Wohnung fürchteten, sagte sie. Sie kannte Petrína und ihre Probleme sehr gut und sagte, sie sei einige Male bei ihr gewesen und habe Petrína auf die Möglichkeit hingewiesen, die Leitungen erneuern zu lassen. Die Frau musste allerdings zugeben, dass sie bei ihren Messungen keine nennenswerte Strahlung festgestellt hatte, und sie beschrieb Petrína als liebenswert verrückt. Beim Sozialamt erhielt Elínborg die Auskunft, dass Petrína eine von zahlreichen Alleinstehenden war, die man seitens des Amtes im Auge behielt. Sie würde regelmäßig von Mitarbeitern besucht. Sie sei zwar etwas schrullig, aber noch ziemlich klar im Kopf und durchaus imstande, zum größten Teil allein zurechtzukommen.
Elínborg wollte gerade ein weiteres Gespräch führen und zu Hause anrufen, als das Telefon in ihrer Hand klingelte. Es war Sigurður Óli.
»Dieser Eðvarð ist ein falscher Fuffziger, der gefällt mir nicht«, sagte er. »Könntest du mal schnell im Dezernat vorbeikommen?«
»Worum geht es?«
»Bis gleich.«
Sechzehn
Elínborg brauchte nur ein paar Minuten, um vom Þingholt-Viertel zum Hauptdezernat an der Hverfisgata zu gelangen, wo Sigurður Óli und ein anderer Kollege von der Kriminalpolizei sie erwarteten. Der Kollege hieß Finnur und war schon lange bei der Polizei. Die beiden Männer saßen in der Kantine, wo sie einen Kaffee zusammen getrunken hatten. Dabei war das Gespräch auf den Mordfall und auf Eðvarð gekommen sowie darauf, dass Eðvarð die Droge für seinen Freund Runólfur gekauft hatte.
»Und?«, fragte Elínborg und schaute die beiden fragend an, nachdem sie sich zu ihnen gesetzt hatte. »Was ist mit Eðvarð?«
»Das sind in der Tat Neuigkeiten für uns, wenn man ihm nachweisen kann, dass er sich Rohypnol verschafft hat«, sagte Finnur. »Egal, ob er es für sich selbst oder für jemand anderen gekauft hat.«
»Wieso? Weißt du mehr über diesen Eðvarð?«
»Du kennst den Fall auch gut, anfangs warst du doch auch noch dabei«, sagte Finnur. »Erlendur hatte ebenfalls großes Interesse daran. Wir haben das Mädchen aus Akranes nie finden können. Sie war neunzehn, als sie verschwand. Die Kollegen dort hatten uns eingeschaltet.«
»Aus Akranes?«
»Ja.«
Elínborg sah abwechselnd Finnur und Sigurður Óli an.
»Moment mal, sprichst du von Lilja?«
Finnur nickte.
»Es hat sich herausgestellt, dass Eðvarð sie gekannt hat«, sagte Sigurður Óli. »Er hat an der Gesamtschule in Akranes unterrichtet, als sie spurlos verschwand. Er war einer von denen, die von Finnur verhört wurden. Er hat sich sofort an ihn erinnert, als ich über ihn sprach, aber er wusste nicht, dass Eðvarð sich auf dem Schwarzmarkt Rohypnol verschafft hat.«
»Wenn er von Valur gewusst hat, muss er sich wirklich gut umgehört haben«, sagte Finnur. »Valur ist nämlich ein absolutes U-Boot, er passt unheimlich auf und ist extrem misstrauisch. Angeblich hat er zwar damit aufgehört, aber wir haben den Verdacht, dass er sich immer noch als Hehler betätigt und alle möglichen Drogen verkauft. Ich bezweifle sehr, dass man so einfach bei Valur hereinspazieren und Stoff von ihm kaufen kann, egal, ob es von Ärzten verschrieben oder sonst was ist. Irgendetwas steckt dahinter.«
»Valur hat behauptet, Eðvarð nie zuvor gesehen zu haben.«
»Nichts von dem, was Valur sagt, muss wahr sein«, erklärte Finnur. »So gesehen, können sie sich tagtäglich getroffen haben.«
»Aber die Beschreibung passt. Er hat uns Eðvarð genau beschrieben.«
»Vielleicht weil ihm daran gelegen ist, dass wir Eðvarð aus dem Verkehr ziehen. Möglicherweise hat er Angst vor Eðvarð. Ihr solltet euch Valur noch einmal vorknöpfen und herausfinden, ob er Eðvarð nicht doch besser kennt, als er zugeben will. Er muss Eðvarð identifizieren und uns mehr von seinen Geschäften mit ihm erzählen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Angst vor Eðvarð hat«, sagte Sigurður Óli. »Das ist doch ein total schlaffer Typ.«
»Glaubst du, dass Eðvarð etwas mit dem Verschwinden von Lilja zu tun hat?«, fragte Elínborg.
»Er war einer von vielen, die wir vernommen haben«, sagte Finnur achselzuckend. »Wir haben praktisch alle am Ort verhört.«
»Hat er sie unterrichtet?«
»Nicht in dem
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