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Frevelopfer

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Titel: Frevelopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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irgendein sonderbares Spiel mit Frauen gespielt?«
    »Ich weiß wirklich nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Du behauptest, an dem Abend, als Runólfur ermordet worden ist, allein hier bei dir zu Hause gewesen zu sein«, sagte Elínborg und zog unauffällig ihr Handy aus der Tasche. »Niemand kann das bestätigen. Angeblich hast du ferngesehen. Könnte es sein, dass du bei Runólfur gewesen bist?«
    »Ich? Nein.«
    »Dass du ihm die Kehle durchgeschnitten hast?«
    Eðvarð stand erregt auf.
    »Bist du verrückt? Ich?!«
    »Wieso nicht?«, sagte Elínborg.
    »Ich habe absolut nichts damit zu tun! Ich war hier zu Hause und hab das alles erst später in den Nachrichten gesehen. Ihr habt die Täter doch gefunden. Weshalb bist du jetzt schon wieder hier? Ich hab doch nichts getan. Wieso hätte ich Runólfur umbringen sollen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Elínborg. »Sag du’s mir. Vielleicht hattet ihr beide ein Geheimnis. Vielleicht wusste er etwas Negatives über dich, etwas, von dem du nicht wolltest, dass andere es erfahren.«
    »Was denn? Worüber redest du eigentlich?«
    »Ganz ruhig. Ich möchte dich noch etwas anderes fragen.«
    Eðvarð zögerte, setzte sich dann aber wieder in seinen Sessel und blickte Elínborg unverwandt an. Ihr war es gelungen, ihn zu verunsichern. Sie hatte keine Angst vor ihm. Sie hatte schon vor Männern gestanden, vor denen sie sich gefürchtet hatte, doch zu denen gehörte er nicht. Sie hatte unbedingt allein mit ihm sprechen wollen, damit er sich nicht zu sehr in die Enge getrieben fühlte. Aber auch wenn Elínborg nicht ängstlich war, hatte sie trotzdem Vorsichtsmaßnahmen getroffen, da sie nicht wusste, wer dieser Mann in Wirklichkeit war oder zu welchen Mitteln er greifen würde, wenn er sich bedroht fühlte. Ein Streifenwagen war in der Nähe des Hauses unterwegs. Sie hatte ihr Telefon in der Hand und brauchte nur auf einen Knopf zu drücken, um ihre Leute herbeizurufen. Es ging ihr darum, Eðvarð aus dem Konzept zu bringen, ihm auf die Zehen zu treten und die Reaktion zu beobachten.
    »Du hast eine Zeit lang in Akranes unterrichtet«, sagte sie, »an der weiterführenden Schule dort, und zwar naturwissenschaftliche Fächer. Stimmt das?«
    Eðvarð sah sie verblüfft an.
    »Ja.«
    »Das war vor einigen Jahren. Dann hast du da aufgehört und angefangen, in Reykjavík zu unterrichten. Während deiner Zeit als Lehrer in Akranes ist dort etwas Seltsames passiert. Ein junges Mädchen verschwand, und bis heute wurde keine Spur von ihr gefunden. Erinnerst du dich daran?«
    »Ich erinnere mich an ihr Verschwinden«, sagte Eðvarð. »Aber wieso fragst du mich danach?«
    »Das Mädchen hieß Lilja. Soweit ich weiß, hast du sie im Winter davor unterrichtet. Stimmt das?«
    »Ich habe sie ein Schuljahr lang unterrichtet«, sagte Eðvarð. »Was ist hier eigentlich los? Weshalb fragst du nach ihr? Was habe ich mit ihr zu tun?«
    »Was kannst du mir über dieses Mädchen Lilja sagen? An was erinnerst du dich?«
    »An nichts«, sagte Eðvarð zögernd. »Ich habe sie ja gar nicht gekannt. Ich habe sie unterrichtet, aber ich habe auch Hunderte von anderen Schülern unterrichtet. Ich war dort einige Jahre als Lehrer. Hast du dich bei anderen erkundigt, die an der Schule waren, oder fragst du nur mich?«
    »Ich werde auch mit anderen sprechen, und damit habe ich bereits angefangen«, sagte Elínborg. »Ich würde diesen Fall gern noch einmal aufrollen, und deshalb frage ich dich jetzt, denn dein Name wurde in dem Zusammenhang genannt.«
    »Mein Name?«
    »Die Polizei hat sich seinerzeit mit dir unterhalten, ich habe das Protokoll gelesen. Du bist jeden Tag zwischen Akranes und Reykjavík hin- und hergependelt, das stand in dem Protokoll. Freitags hast du immer früh Schluss gehabt. Ist das korrekt?«
    »Ja, das muss ja wohl so sein, wenn es im Protokoll steht. Ich habe das längst vergessen.«
    »Was für ein Mädchen war Lilja?«
    »Ich habe sie kaum gekannt.«
    »Hast du damals ein Auto besessen?«
    »Ja, dasselbe, das immer noch hier vor der Tür steht.«
    »Hast du jemals Schüler mit in die Stadt genommen, wenn sie dort etwas zu erledigen hatten oder sich vergnügen wollten?«
    »Nein.«
    »Du hast ihnen so etwas nie angeboten?«
    »Nein.«
    »Nie?«
    »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Und wenn ich dir sage, dass ich ein Mädchen kenne, das du seinerzeit mit in die Stadt genommen und bei der Kringla abgesetzt hast?«
    Eðvarð überlegte. »Glaubst du, dass ich dich

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